Wie jetzt bekannt wurde, haben Mitarbeiter von Blizzard den Autor Andy Weir aus der Firma gemobbt. Das war vor etwa 30 Jahren, zur Zeit von Warcraft II: Tides of Darkness. Weir war damals Mitte 20, Programmierer und träumte davon, für Blizzard zu arbeiten. Aber nach seinem unrühmlichen Ende wurde er SF-Autor und schrieb „The Martian“, einen riesigen Hit.
Woher kommt die Geschichte? Die Story stammt aus dem neuen Buch von Jason Schreier „Play Nice: The Rise, Fall and Future of Blizzard Entertainment“. Der spätere Bestseller-Autor wird im Gespräch mit Schreier zitiert:
Andy Weir hatte sich in den frühen 90ern beschwert, dass er als Programmiere unbezahlte Überstunden ableisten musste. Nachdem er sich beschwert hatte, gaben ihm die anderen Mitarbeiter von Blizzard zu verstehen, dass er „nicht in die Kultur von Blizzard“ passt. Er wurde fortan ignoriert oder gedemütigt.
Weir sagt, es waren soviele Leute gemein zu ihm, dass er das Gefühl hatte, es war seine Schuld. Er gibt auch zu, dass er einige Fehler gemacht habe, aber seiner Ansicht nach, habe sich auch kaum jemand um ihn gekümmert und ihn vernünftig ausgebildet. Nach einem Jahr bei Blizzard wurde er gefeuert.
Weir sagt: Er war am Boden zerstört, denn für Blizzard zu arbeiten, war sein Traumjob. Weir hatte ein Studium der Computerwissenschaften begonnen, aber abgebrochen. Bei Blizzard arbeitete er an Warcraft II: Tides of Darkness.
Von dieser Arbeit kennt man Andy Weir:
Programmierer wird SF-Autor und für seine wissenschaftliche Genauigkeit gelobt
Wie ging es für ihn weiter? Dass Weir enormes Potenzial hat, bewies er als SF-Autor. Er veröffentlichte 2011, viele Jahre nach seiner Zeit bei Blizzard, den SF-Roman „The Martian“, der später mit Matt Damon erfolgreich verfilmt wurde und eine Nominierung für den Oscar erhielt.
Der Film wurde immer wieder für seine extrem hohe wissenschaftliche Genauigkeit gelobt. Einen Mitarbeiter mit solcher Fähigkeit hätte man bei Blizzard sicher gebrauchen können, wenn die Fähigkeiten denn erkannt worden wären.
Weir ist dabei kein “One-Hit-Wonder”, sondern hat weitere erfolgreiche SF-Romane geschrieben, die sich stark verkauften wie Project Hail Mary.
Geld und schlechtes Arbeitsklima waren Dauer-Themen bei Blizzard
Ist das typisch für Blizzard? Wie gamedeveloper aus dem Buch von Schreier berichtet, ist „Blizzard zahlt schlecht und verlangt Überstunden“ wohl ein Dauer-Thema in der glorreichen Geschichte des Unternehmens.
Es heißt, es habe immer wieder Probleme um die Lohnstruktur von Blizzard gegeben. In vielen Fällen war das Grundgehalt niedrig, es wurde aber mit hohen Boni gelockt. Doch diese Boni waren immer wieder in Gefahr, wenn etwas nicht so lief wie geplant.
So sollen 2005 die Leute, die an WoW mitgearbeitet haben, zum Teil nur geringe Boni, in Höhe von 2.000 $, erhalten haben. 1998 bei StarCraft wurde Entwicklern gesagt, sie bekämen gar keinen Bonus, weil das Spiel zu spät fertig wurde.
Ohnehin scheint es bei Blizzard manchmal wild zuzugehen: Die Rede ist davon, dass sich einige der Studio-Chefs gegenseitig ständig widersprachen, was alle im Team Arbeitsstunden und Nerven kostete. Die Bosse Metzen und Pardo hätten sich bei der Entwicklung von StarCraft II mal eine Stunde lang heftig gezofft, während das ganze Team ihnen zuschaute.
Metzen sagte: Es müsse Pink sein. Pardo sagte sofort, es müsste blau sein, und nur ein Idiot würde es pink machen. Es war schmerzhaft, dabei zuzusehen.
Zudem seien die Leute bei Blizzard so harte Gamer, dass übertrieben lange Spiel-Sessions in Ultima Online die Arbeit an Diablo 2 verzögert hatten.
Das ganze Ausmaß der Probleme bei Blizzard und eine mangelnde Ernsthaftigkeit in der Führung wurde 2021 deutlich, als ein Sexismus-Skandal das Image des glorreichen Studios Blizzard erschütterte: „Kokain auf der Toilette, Sex in der Lounge“ – Skandal um WoW-Entwickler Blizzard eskaliert