Für deutsche Hersteller wird es hart: High Voltage meets Big Oil – was Trump 2.0 für die Autoindustrie bedeutet
Donald Trump ist noch nicht im Amt, da wird schon ein krasser Widerspruch deutlich: „Finger weg von der Ölindustrie“, sagte Trump noch am Abend, um gleichzeitig Elektro-König Elon Musk zu preisen. Wie geht das zusammen? Eine Analyse.
Noch gibt es kein offizielles Endergebnis, doch alles sieht danach aus, dass die Amerikanerinnen und Amerikaner Donald Trump zum zweiten Mal das wichtigste Amt der Welt anvertraut haben. Die Börse reagierte positiv und auch die Tesla-Aktie machte einen kräftigen Satz nach oben. Aber auch die Kurse der anderen US-Autobauer wie Ford und General Motors schossen zunächst in die Höhe.
Trump wäre gut für US-Autobauer – und die Deutschen?
Während sich Wirtschaft und Investoren schon lange auf einen möglichen Trump-Sieg vorbereitet haben , gilt das auch für die deutschen Autohersteller. Und dennoch trifft sie die von Trump angekündigte harte Zoll-Politik gegen alle, die ihre Autos nicht vor Ort bauen, zur Unzeit. VW, Mercedes und zuletzt auch BMW haben durch das wegbrechende China-Geschäft gerade extreme Gewinneinbrüche hinnehmen müssen und können es sich kaum leisten, jetzt auch noch auf dem US-Markt zu verlieren. Denn der könnte, falls Trumps Wirtschaftpolitik Erfolg hat, bald stark wachsen. Was also bedeutet Trump 2.0 für die Autobranche?
Zoll-Politik: BMW, Mercedes und Audi unter Druck
Das größte BMW-Werk befindet sich nicht in Deutschland, sondern in Spartanburg / North Carolina. Bei Mercedes sieht es kaum anders aus, denn die SUV-Fertigung in Tuscaloosa / Alabama ist neben den Produktionen in Stuttgart und Peking die wichtigste im Konzernverbund der Schwaben. Tuscaloosa st dabei insbesondere der Standort der SUV-Fertigung mit den Baureihen GLE, GLE Coupé sowie dem GLS und dem GLS Maybach. Seit 2022 werden dort ebenfalls die vollelektrischen Modelle EQS SUV und EQE SUV gefertigt und seit 2023 auch der neue Mercedes-Maybach EQS SUV. Die Batterien für die EQ Modelle kommen aus einer Batteriefabrik im nahe gelegenen Bibb County gefertigt.
Trump hat nach eigenen Aussagen nichts gegen die deutschen Premiummodelle; doch will er die Importregionen Europa und China gegenüber den USA schwächen. Fahrzeuge, die in den USA gefertigt werden, dürften Strafsteuern also kaum zu spüren bekommen. Zumindest dann nicht, wenn in ihnen auch ein nennenswerter Teil lokal gefertigter Komponenten („local content“) verbaut ist.
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Aber Fahrzeuge wie ein 5er BMW, eine Mercedes E-Klasse oder kleinere SUVs verschiedener Marken dürften mit Strafzöllen belegt werden. Das gilt auch für einen Hersteller wie Audi, der selbst keine Produktion in den USA unterhält, sondern wie BMW oder VW in Mexiko fertigt. Volkswagen baut seine Elektromodelle zwar in Chattanooga, aber viele Fahrzeuge werden aus Deutschland oder Südamerika in die USA importiert, und der Anteil lokaler Komponenten gilt als ausbaufähig.
Scout, die neue Geländewagen- und Pick-Up-Marke im Volkswagen Konzernverbund , trifft das nicht. Nach aktuellem Stand soll die Fertigung der beiden Modelle im dann neu erschaffenen Werk in Blythewood / South Carolina im Jahr 2027 beginnen.
Das bedeutet die Zoll-Politik von Trump
Für solche Waren, die aus Regionen wie Europa eingeführt werden, drohen zusätzliche Einfuhrzölle von aktuell geplanten 10 bis 25 Prozent. Zudem sollen Fahrzeuge, die in Nordamerika gefertigt werden, von den Strafzahlungen nur dann ausgenommen werden, wenn ein nennenswerter Anteil lokaler Komponenten (local content) in ihnen verbaut ist. Das setzt nicht allein die Autohersteller selbst, sondern gerade auch die Autozulieferer unter Druck, deren finanzielle Situation deutlich angeschlagener ist als die der Autohersteller selbst. Bosch, Continental, ZF, Aisin, Schaeffler oder Gestamp – kaum einer der großen Zulieferer befindet sich gerade nicht in einer schweren wirtschaftlichen Phase. Da kommt die schwächelnde Nachfrage aus China, erstarkende Wettbewerber in Asien genauso zu Unzeit wie ein neuer Produktionsfokus auf Nordamerika.
Wirtschaftsexperte zu Trumps Wahlsieg: „Es wird jetzt härter für uns“
Das Engagement der deutschen Autobauer in den USA wird auf jeden Fall wachsen müssen, eventuell mit neuen Werken vor Ort. Darunter leiden könnten die deutschen und europäischen Werke. Denn durch hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und eine Klimapolitik, der sich alle Interessen der Industrie unterordnen müssen, ist Europa als Produktionsstandort zunehmend unattraktiv. Trump dagegen wird nicht zulassen, dass irgendwelche Klimaziele die wirtschaftliche Entwicklung der USA blockieren.
Kein Verbrenner-Aus in der USA – und niedrigere Energiepreise
Die neue Trump-Administration wird aber einige Widersprüche aushalten müssen. Am Wahlabend erklärte Trump, was er schon vorher im Podcast mit dem Internet-Star Joe Rogan klargemacht hatte: „Finger weg vom Öl“ – gemünzt war das auf den möglichen neuen Gesundheitsminister Robert F. Kennedy. Der Gesundheits- und Umwelt-Aktivist soll unter dem Motto „Make America Healthy Again“ das Gesundheitssystem managen und dürfte dabei mit seiner kritischen Einstellung gegenüber Pharma-Riesen inklusive der Impfstoff-Hersteller für ordentlich Zündstoff sorgen. Denn Trump selbst gilt keineswegs als Kritiker dieser Industrie; er hat im Gegenteil mit der „Operation Warpspeed“ dazu beigetragen, dass in den USA sehr schnell Corona-Impfstoffe zur Verfügung standen.
Ein Umwelt-Aktivist als Minister
Kennedy soll auf diesem Gebiet nun einiges bewegen dürfen. Doch bei der Ölindustrie – und damit natürlich auch beim Thema Auto – zieht Trump eine klare Grenze. Stattdessen dürfte er die heimische Ölproduktion stärken und alles daran setzen, dass die Sprit- und Energiepreise sinken. Schon im Sommer sagte Elliot Hentov vom Vermögensverwalter State Street im Interview mit FOCUS online: „Trump wird einen Fokus darauf setzen, die Energiepreise für die Bevölkerung zu senken. Das wird aber nicht nur Auswirkungen auf die USA haben. Die relativ guten Beziehungen Trumps zu Saudi-Arabien und anderen Erdöl-fördernden Staaten werden unseren Analysen nach einen Spill-Over-Effekt bewirken, der auch in anderen Ländern die Energiepreise senkt. Also auch in Europa als großem Nettoimporteur von Primärenergie in Form von Öl oder Gas. Trump hat zwar vor allem die USA im Blick – profitieren würden aber letztlich alle“, so Hentov.
Elon Musk im Weißen Haus – was heißt das?
Auf den ersten Blick wirkt es paradox: Trumps Wähler in den klassisch-republikanischen Staaten schwören auf ihre Pickups mit Benzinmotoren und benötigen günstigen Sprit, um ihre Lebenshaltungskosten zu senken. Und doch spielt mit Elon Musk der König des Elektroautos womöglich eine große Rolle im neuen Kabinett.
Der TV-Sender CNBC berichtet, dass Elon Musk, CEO von Tesla, Trump zuletzt mit 75 Millionen Dollar unterstützt hat. Musk soll laut Trump im Falle eines Wahlsiegs ein Regierungsamt für Effizienz leiten und versprach, den Bundeshaushalt um zwei Billionen Dollar zu kürzen.
Musks Rolle in der neuen Regierung wird also nicht notwendigerweise auf das Thema Auto und Verkehr reduziert sein, auch wenn er Innovationen wie das autonome Fahren und andere Technologien, in denen er mit seinen Firmen Tesla, SpaceX und NeuraLink unterwegs ist, sicher politisch unterstützen wird. Diese Verquickung von Wirtschaft und Politik ist freilich keineswegs unproblematisch; sie erinnert an die Graichen-Affäre in Deutschland, während der die Netzwerke der Klima- und Erneuerbaren-Lobby im Wirtschaftsministerium von Robert Habeck aufgedeckt wurden .
Tesla-Effizienz als Gegensatz zur grünen EU-Bürokratie
Als Elektro-Fürsprecher dürfte Tesla-Chef Musk natürlich dafür sorgen, dass die Interessen von „Big Oil“ nicht die Emobilität unter die Räder werfen. Die US-Autohersteller haben ihren Elektro-Kurs zwar abgebremst , weil die Verluste zu hoch wurden; investieren und entwickeln tun sie trotzdem massiv in diese Technik. Es dürfte Musk im Gegensatz zur Planwirtschafts-Politik der EU mit Verboten, Quoten und Klima-Strafzahlungen eher darum gehen, durch Deregulierung und Optimierung die Forschungs- und Produktionsbedingungen zu verbessern. Das wiederum würde die USA als Produktions- und Innovationsstandort womöglich noch attrakiver machen, als er das jetzt schon ist – im Gegensatz zu Deutschland.