- Im Video: 5 einfache Regeln für ein gesundes Herz
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Laut Deutscher Herzstiftung erleiden allein in Deutschland mehr als 300.000 Menschen pro Jahr einen Herzinfarkt – circa 46.600 sterben daran.
Ein häufiges Problem: Immer wieder werden Betroffene viel zu spät medizinisch versorgt, weil der Rettungsdienst nicht rechtzeitig gerufen wurde . Entweder sterben diese Patienten dann am plötzlichen Herztod oder das Herz wird so geschädigt, dass sie eine Herzschwäche entwickeln. Dabei handelt es sich um eine fortschreitende Erkrankung, bei der die Pumpleistung des Herzens immer weiter abnimmt. Dadurch werden die Organe im Körper immer schlechter mit Sauerstoff. Schlimmstenfalls führt die Erkrankung zu Organversagen.
Herzinfarkt kann tödlich enden, wenn Rettungsdienst nicht rechtzeitig gerufen wird
„Mehrere Feiertage zwischen Heiligabend und Neujahr führen leider dazu, dass Menschen trotz typischer Herzinfarkt-Warnzeichen zögern, den Rettungsdienst über den Notruf 112 zu alarmieren“, mahnt der Kardiologe und Intensivmediziner Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Stattdessen wird bis zum nächsten Morgen oder nach den Feiertagen gewartet, was beim Herzinfarkt häufig tödlich endet“, warnt er in einer aktuellen Mitteilung .
Denn beim Infarkt zählt jede Sekunde: Je schneller ein Herzinfarkt erkannt und behandelt wird, desto höher auch die Chance zu überleben und keine schwerwiegenden Folgen davonzutragen. Denn beim Infarkt wird plötzlich eine Region des Herzens nicht mehr durchblutet, wenn sich ein Herzkranzgefäß verschließt. Dadurch können Teile des Herzmuskels absterben. Im schlimmsten Fall kommt es zu Kammerflimmern, das unbehandelt tödlich endet.
Herzinfarkt – auf diese Warnzeichen sollten Sie achten
Typische Warnzeichen für einen Herzinfarkt sind laut Deutscher Herzstiftung:
- plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten in Ruhe anhalten und die überwiegend im Brustkorb oder häufig auch ausschließlich hinter dem Brustbein auftreten
- Schmerzen, die in Körperteile wie Arme (meist links), Oberbauch, Rücken, Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen
- ein massives Engegefühl, heftiger Druck oder ein sehr starkes Einschnürungsgefühl im Brustkorb („Elefant auf der Brust“)
- heftiges Brennen im Brustkorb. (Achtung: Verwechslungsgefahr mit Sodbrennen!)
- Vor allem Frauen verspüren eher ein Engegefühl und der Brustschmerz strahlt vorrangig in den Rücken und den Oberbauch aus. (Achtung: Verwechslungsgefahr mit Magenschmerzen!)
- Angstschweiß mit kalter, fahler Haut: Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, spüren häufig starke Angst, die durch blasse Gesichtshaut und kalten Schweiß auch sichtbar wird.
- Übelkeit, Erbrechen, Atemnot
Risikopatienten sollten besonders achtsam sein
Besonders auf sich Acht geben sollten laut Voigtländer Patienten mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Dazu gehören
- Raucher
- Menschen mit Arteriosklerose wie die koronare Herzkrankheit (KHK)
- Menschen mit peripherer Arterieller Verschlusskrankheit (pAVK)
- Patienten mit Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin)
- Diabetes-Betroffene
- Adipositas-Betroffene
- Menschen mit Bluthochdruck
Häufigkeit von Herzinfarkten nimmt über die Feiertage zu
Studien haben bereits gezeigt, dass es gerade an Weihnachten vermehrt zu Herz-Kreislauf-Komplikationen kommen kann. Voigtländer verweist auf eine Studie von 2018 aus Schweden, bei der 283.000 Klinikaufnahmen wegen Herzinfarkt in dieser Zeit registriert wurden. „Die Ergebnisse lassen auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko an Heiligabend und an Neujahr besonders bei Menschen, die über 75 oder bereits chronisch krank sind, schließen“, betont Voigtländer. Besonders anfällig sind dieser Studie zufolge auch Patienten mit den oben benannten Risikofaktoren .
Zudem kommen noch ein paar ungünstige Faktoren in der Weihnachtszeit hinzu, die ein vorbelastetes Herz stressen wie etwa
- Kälte
- Vorbereitungsstress
- Abweichen von Lebensstilgewohnheiten in punkto Ernährung, Schlaf und Bewegung
„Ballen sich diese Faktoren in nur wenigen Tagen bei einer Person mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, kann dies Herz und die Gefäße zusätzlich belasten“, erklärt Voigtländer. Daher sollten sich Herzpatienten ruhig mal für einen Spaziergang oder eine Entspannungsphase aus dem Weihnachtstrubel ausklinken, rät er.
Zu viel Alkohol führt zu „Holiday Heart Syndrom“
Auch Alkoholkonsum stellt ein Problem während der Festtage dar und führt zum sogenannten „Holiday Heart Syndrom“. Denn eine erhöhte Alkoholaufnahme kann vorübergehend zur Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern führen – auch noch Stunden nach dem Trinken. Das Herz schlägt dabei unregelmäßig und schnell und pumpt weniger Blut in den Körper. Vorhofflimmern ist zwar nicht lebensbedrohlich, erhöht aber auf Dauer das Risiko für Schlaganfälle, aber auch Herzinfarkt. Personen älter als 65 Jahre mit familiärer Vorbelastung sind besonders gefährdet und sollten mit Alkohol vorsichtig sein, rät Voigtländer.
Notfallaufnahmen und Rettungsdienstleitstellen auch an Feiertagen besetzt
Voigtländer weist darauf hin, dass
- Rettungsdienstleitstellen,
- Herznotfallambulanzen, sogenannte Chest Pain Units (CPU),
- und Notaufnahmen der Kliniken
auch an Feiertagen, in der Zeit zwischen den Jahren wie auch am Wochenende oder nachts rund um die Uhr geöffnet sind. Voigtländer versichert: „Deswegen besteht auch an den Festtagen überhaupt kein Grund zur Scheu vor der 112.“