Am Tag nach der Amokfahrt von Mannheim haben mehrere hundert Menschen bei einer ökumenischen Andacht der Toten gedacht und für die Verletzten gebetet.
Die ökumenische Andacht in der Mannheimer Citykirche Konkordien zum Nachschauen in voller Länge:
Mehrere hundert Menschen haben am Tag nach der Amokfahrt eines 40-Jährigen mit zwei Toten und elf Verletzten an einer Andacht in der Mannheimer Citykirche Konkordien teilgenommen. Die Stadt Mannheim und die beiden großen Kirchen hatten die ökumenische Andacht organisiert, um der Opfer der Amokfahrt zu gedenken und für sie zu beten. Der SWR übertrug die Andacht live.
Andacht in der Citykirche Konkordien in Mannheim nach der Amokfahrt SWR
Pfarrerin Anne Ressel sagte zu Beginn der einstündigen Andacht, die Freude des Faschings sei durch die Tat binnen Minuten dem Schrecken gewichen. Die beteiligten Geistlichen sprachen Gebete für die Opfer und für die beteiligten Einsatzkräfte, umrahmt von Musik. Außerdem zündeten sie vor dem Altar wie zahlreiche Besucherinnen und Besucher Kerzen an.
Mannheims OB Specht: Stadtgesellschaft zum zweiten Mal erschüttert
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sagte in seiner Ansprache, die Stadtgesellschaft sei nun zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate erschüttert worden. Er bezog sich damit auf die tödliche Attacke eines mutmaßlichen Islamisten auf den Mannheimer Polizisten Rouven Laur im Mai vergangenen Jahres. Vielen Menschen in der Stadt ginge es derzeit nicht gut. Specht lobte die Solidarität, mit der Passanten und Einzelhändler am Montag auf das Geschehen reagiert und sich gegenseitig geholfen hatten – ein “Zeichen des Lichts”, so der OB. Und er betonte, die Stadt wolle an der Videoüberwachung von Teilen der Innenstadt festhalten, weil dadurch sehr schnell sehr viele Einsatzkräfte mobilisiert werden konnten.
Die ökumenische Andacht in der Mannheimer Citykirche Konkordien hat die Besucherinnen und Besucher sehr bewegt, wie SWR-Reporterin Désirée Kast berichtet:
Taxifahrer stoppte den Amokfahrer
Außerdem dankte Specht dem pakistanisch-stämmigen Taxifahrer, der den flüchtenden Amokfahrer Alexander S. nach der Tat aufgehalten und damit dessen Festnahme ermöglicht hatte. Er wolle ihn am Mittwoch persönlich treffen, so Specht.
Landesbischöfin, Erzbischof und Landtagspräsidentin in Mannheim dabei
An der Andacht nahmen unter anderem die evangelische Landesbischöfin Heike Springhart, der katholische Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, sowie die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) teil. Laut Stadt sollte in der Kirche “gemeinsam getrauert, der Toten gedacht und für die Verletzten gebetet werden”. Die gesamte Stadtgesellschaft war dazu eingeladen.
Dekan Jung: Amokfahrt macht tief betroffen
Die evangelische Pfarrerin Anne Ressel hielt die Andacht gemeinsam mit dem katholischen Stadtdekan Karl Jung. Von den Ereignissen sei er tief getroffen, sagte Karl Jung im Vorfeld dem SWR. Das Geschehen treibe auch ihm “die Tränen in die Augen”. Jung sprach von “einer Angst, von der man gar nicht weiß, wie man damit umgehen soll, wenn unschuldiges Leben zerstört wird”.
Der evangelische Dekan Ralph Hartmann sprach von einem “Ereignis, das uns alle fassungslos macht”.
Was heute in der Mannheimer Innenstadt geschehen ist, erschüttert und verstört zutiefst.
Erzbischof Burger: Amokfahrt verstößt gegen Menschlichkeit
Der Freiburger Erzbischof Burger erklärte, mit dem Auto in eine Menschenmenge zu rasen, verstoße gegen jede Menschlichkeit. Die Bürgerinnen und Bürger Mannheims sollten dennoch zusammen ihre Offenheit bewahren.
Bei der Amokfahrt war am Montag ein vermutlich psychisch kranker 40-jähriger Mann aus Rheinland-Pfalz durch die Mannheimer Fußgängerzone in der Innenstadt gerast und in eine Menschengruppe gefahren. Zwei Menschen starben, weitere elf wurden verletzt.
Die Citykirche Konkordien im Innenstadtquadrat R3 ist einmal im Jahr für mehrere Wochen auch der Schauplatz der Mannheimer Vesperkirche. Dort können Bedürftige im Winter eine warme Mahlzeit und seelischen Beistand bekommen.