„Kaos“ heißt die neue Serie von Netflix. Sie spielt in einer alternativen Realität, in der die Götter des Olymps die Geschickte der Menschheit leiten, aber Zeus (Jeff Goldblum) ist ein strafender Gott. Die Serie startete am 29. August. MeinMMO-Autor Schuhmann hat die erste Staffel mit allen 8 Folgen gesehen und gibt eine Einschätzung.
Das ist die Welt von Kaos: In Kaos leben die Menschen in der Gewissheit, dass es Götter gibt und die wollen angebetet werden. Die Menschen wissen: Das Leben auf der Erde ist nur eine Phase, die vorübergeht. Es wartet die Unterwelt, der Fluss „Styx“ und die Wiedergeburt. Jeder Sterbliche erhält zur Geburt eine “Prophezeiung”, die sein Leben bestimmt. Statt “Amen” sagt man in Kaos Vero.
Der Großteil der Geschichte spielt in einem modernen Kreta, das New York City dieser Welt. Es wird von König Minos reagiert – das ist der mit dem Minotaurus im Labyrinth. Troja ist schon lange gefallen, das einst große Volk ist unterjocht und lebt in „Trojatown“, dem Ghetto der Stadt. Auch in einer Welt mit Göttern gibt es die Privilegierten und die Unterjochten.
Der größte Popstar in dieser Welt ist Orpheus, der ganz verknallt in seine Eurydike ist – doch die einst so große Liebe ist zu einer Abhängigkeit geworden, in seinem neuesten Hit beschreibt Orpheus, wie er jeden Atemzug aus ihren Lungen trinkt. Für „Riddy“ ist das alles etwas viel.
So beginnt Kaos: Der Erzähler von Kaos ist der an einen Felsen gekettete Prometheus, samt Adler, der sich an seiner Niere labt. Prometheus spricht die 4. Wand hinweg mit dem Zuschauer spricht, und sagt, er plane den Fall von Zeus. Denn der wird langsam wie sein Vater, Chronik, ein irrer Tyrann, der überall Niedertracht und Verrat vermutet.
Währenddessen ist Eurydike zusehends unglücklich, mit einer der legendärsten Lieben der Menschheitsgeschichte, denn Orpheus fühlt, wie sie später sagt, genug für zwei.
Derweil will Minos in einem politischen Ritual die Götter ehren, doch irgendwer das Monument der Götter mit Kot verschandelt. Poseidon findet das ganz lustig, aber Zeus tobt – man hört es am Donnergrollen. Er will, dass die Sterblichen endlich wieder spurten und gehorchen.
Ein schrecklich nette Familie
Das sind die Götter: Zeus (Jeff Goldblum) ist der Boss, aber leicht paranoid. Er verteilt das so wichtige Wasser des Mäander, das den Göttern ewiges Leben spendiert und träumt davon, den ungehorsamen Sterblichen mit Sintfluten, Feuersbrünsten und Virenausbrüchen wieder Benehmen zu lehren.
Seine Frau Hera labt sich an den Sünden der Sterblichen, sie hat einen Raum mit tausenden Fächern, in denen losgelöste Zungen ihre Geheimnisse verraten.
Poseidon, der Bruder von Zeus, residiert auf einer prunkvollen Yacht und ernährt sich ausschließlich von Fisch. In den Augen des Götterfürsten ist er kaum mehr als ein Proll, der ständig mit freiem Oberkörper rumrennt.
Hades, der Gott der Unterwelt, erscheint nur in Schwarz-Weiß und hat ein Problem mit einem Überschuss an Seelen. Die „Pforte“, die Menschen ihre Wiedergeburt sichern soll, war nie auf so viele Tote ausgelegt. Zum Glück hilft ihm Persephone. Die “ungeliebte Schwippschwagerin” ist auf dem Olymp nicht so wirklich willkommen.
Dionysos wirkt wie ein halber Mensch, doch seine Mutter, die was mit Zeus hatte, wurde von Hera längst in eine Biene verwandelt. Dionysos hat’s satt, der Depp vom Dienst zu sein und sehnt sich nach Höherem oder wenigstens mal einem netten Wort von Papa.
Das menschliche Personal von Kaos besteht vor allem aus Orpheus, seiner Eurydike. Der Königsfamilie von Kreta um Minos und seine sture Tochter Ariadne, die etwas in Bodyguard Theseus verknallt ist. Und dann gibt es noch die Unterwelt und die armen Seelen, die ohne ihre Goldmünzen begraben wurden und ihre Fronarbeit verrichten.
Wer sind die Figuren in der Sagenwelt und wer spielt sie in KAOS? Orpheus (Killian Scott) ist ein Musiker, der in die Unterwelt hinabsteigt, um seine Geliebte Eurydike zu retten.
Prometheus (Stephen Dillane) bringt den Menschen das Feuer und wird dafür von Zeus an einen Felsen gekettet.
Hera (Jant McTeer) ist die Ehefrau und Schwester von Zeus – und ihm immer auf der Spur, wenn er sie wieder mit einer Sterblichen betrügt.
Hades (in der Serie David Hewlis) ist der Gott der Unterwelt und ein ziemlich finsterer Typ, der die schöne Persephone entführt.
Caeneus (Misia Butler) spielt Caenus. In der Sage ist das eine Frau, die von Poseidon vergewaltigt und in einen unverwundbaren Mann verwandelt wurde.
Kaos ist ein Fest für Freunde der Mythologie, aber zu überdreht, um es ernst zu nehmen
Für wen eignet sich Kaos? Es ist eine schräge Serie, die sich vor allem an Freunde der Mythologie richtet und viele kleine Anspielungen auf die klassischen Sagen hat. So richtig ernst nimmt sich die Serie nicht, sondern ist doch eher eine überdrehte Satire.
Vor allem Jeff Goldblum als Zeus ist so ein irrer und spleeniger Charakter, dass man ihm kaum böse sein kann, auch wenn er die halbe Welt ausrottet. Ursprünglich war Hugh Grant für die Rolle vorgesehen, aber Goldblum hat so viel Spaß mit seiner Allmacht, dass man sich kaum wen anders in der Rolle vorstellen kann.
Kaos ist schon ein wilder Mix und man gönnt sich da einige künstlerische Freiheiten:
- Die Furien sind in der griechischen Mythologie so ziemlich das Furchtbarste und Erschreckendste, was herumläuft, in Kaos sind sie ein Trio von Motorradbräuten
- Die Schicksalsgöttinnen sind 3 Transmenschen, die Quizshows veranstalten und Pool spielen
- Zyklop Polyphem ist ein normaler Typ mit Augenklappe
- Medea ist eine genervte Schichtleiterin im mittleren Management der Unterwelt, die immer Kopftuch trägt
- Zerberus ist eine dreiköpfige Hundegattung, die an den Toten schnüffelt, um rauszufinden, wer ohne Münze begraben wurde
Trotz solcher Albernheiten baut die Serie aber Spannung auf und will, dass man ihre Figuren emotional ernst nimmt, vor allem Orpheus soll man die Heldenreise und die emotionale Wandlung abnehmen. Damit hatte ich so meine Schwierigkeiten.
Letztlich will Kaos offenbar eine große Geschichte erzählen, die über eine erste Staffel hinausgeht und endet daher mit einem Cliffhanger, wenn es gerade anfängt, spannend zu werden. Die erste Staffel dient jetzt vor allem dazu, diese clevere Parallelwelt aufzumachen und vorzustellen und endet da, wo es anfangen könnte, Wendungen zu nehmen, die man nicht schon 3 Stunden vorher kommen sieht.
Kaos ergötzt sich etwas zu sehr an den eigenen Ideen und Frechheiten, um richtig fesselnd zu sein. Aber die vielen Anspielungen werden Fans von Mythologie sicher Spaß machen.
Die Serien sind häufig das qualitativ Beste auf Netflix, das ein Abonnement rechtfertigt. Es gibt aber auch spannende Filme im Angebot: Auf Netflix läuft ein neuer Horror-Film ab 18 – Er startet so spannend, dass man es kaum aushält, bis der Typ aus Stirb Langsam 4 alles vermasselt