Kia Sorento Hybrid vs. Plug-In-Hybrid: Mit Stecker oder ohne – Vergleich zeigt das bessere Familien-SUV
Donnerstag, 28.11.2024, 16:51
Kia hat sein Flaggschiff Sorento überarbeitet. Neben dem Dieselmotor gibt es den dicken Koreaner als normalen Benzinhybrid sowie als Plug-In-Version. Lohnt sich der Preisaufschlag für den Teilzeit-Elektriker? Wir haben beide Autos miteinander verglichen.
Wer elektrisch fahren will, hat heute auch bei großen Familienautos immer mehr Auswahl. Es gibt den VW ID Buzz , den Hyundai Ioniq 9, den Kia EV9, den Volvo EX90. Doch die Maxi-Stromer mit bis zu sieben Sitzen sind nicht nur enorm teuer, sondern bieten nicht unbedingt Reise-taugliche Reichweiten. Die fast drei Tonnen schweren Akku-Kreuzer mit großer Stirnfläche hauen einfach eine Menge Strom durch die Leitungen.
Kia Sorento: Hybrid oder lieber Plug-In-Hybrid?
Da wählen die meisten Käuferinnen und Käufer dann doch lieber den Diesel oder den Benziner. Oder sie entscheiden sich für eine Zwischenlösung: Den Plug-In-Hybrid. Nur: Macht das überhaupt Sinn bei solch einem großen SUV? Wir haben das Kia-Flaggschiff Sorento getestet, und zwar einmal mit dem normalen Hybrid-Benziner (HEV) und eimal in der Stecker-Version (PHEV). Gestartet ist der Wagen 2020, seit einiger Zeit ist die Facelift-Version auf dem Markt. Der größte Unterschied ist die neue Front-Optik mit den schmaleren LED-Scheinwerfern und dem etwas zerklüfteteren Look. Der wirkt prägnanter als vorher, allerdings auch nicht mehr so gefällig und ruhig. Lesen Sie auch: Kia Sorento gegen elektrischen Kia EV9 – wer kann es besser?
Karosserie und Innenraum
Der Kia Sorento ist eine weiche und warme Kapsel, die den Lärm der Umwelt abhält. Man liegt in schönen Leder-Sitzen, die optional belüftet oder als Massagesitze bestellbar sind. Die Rücksitze lassen sich im Verhältnis 1/3 zu 2/3 umlegen und auch in Längsrichtung verschieben. Im ganzen Fahrzeug verteilt gibt es USB-Buchsen, wobei mit dem Facelift auf den USB-C-Standard umgestellt wurde.
Die Verarbeitung des Fahrzeugs ist auf einem Niveau mit deutschen Herstellern. Das Infotainmentsystem wirkt zwar immer noch etwas überholt, doch dank Apple CarPlay ist das im Alltag sowieso kein Problem. Allerdings ist das Umschalten der Infotainment-Leiste zwischen Klimaanlage und Radio gerade in stressigen Situationen nervig. Beim Facelift wurde nicht nur der Monitor vergrößert, sondern wirkt jetzt zusammen mit dem Instrumentendisplay fast wie eine Einheit. Im direkten Vergleich zum Vorgänger gefällt vor allem die größere Kartenanzeige bei der Navigation.
Der Sorento, wahlweise als Siebensitzer zu bekommen, überzeugt als XL-Familienkutsche mit riesigem Kofferraum. Hier gibt es schon den ersten kleinen Unterschied zwischen den beiden getesteten Versionen: Das Kofferaumvolumen des Plug-In-Hybriden ist wegen der darunter befindlichen Batterie einige Liter kleiner (je nach Bestuhlung 693 bis 898 Liter statt 697 bis 902 Liter). Der maximale Stauraum bei ebener Ladefläche (die Sitzlehnen lassen sich komplett waagerecht umklappen) schrumpft ein kleines Stück von 2085 auf 2077 Liter. Beiden Hybridvarianten allerdings fehlt ein richtiges Staufach unterhalb der Gepäckraumbodenabdeckung; viel mehr als der Reifenkompressor und ein paar Kleinigkeiten passen wegen der Batterie nicht rein.
Bedienung und Infotainment
Neben dem Spurhalteassistenten gehören ein automatisches Spurwechselsystem sowie ein Ausparkassistent zur Serienausstattung. Mit Radar-Sensoren in der Heckschürze wird der kreuzende Verkehr überwacht, um beim Rückwärtsausparken vor Gefahren zu warnen. Wer die grüne Ampel verschläft, wird vom Bordsystem zum Losfahren ermahnt. Eine sehr hilfreiche Totwinkel-Funktion ergänzt das Assistenzsystem: Beim Setzen des Blinkers erscheint in der Mitte des Kombiinstruments automatisch ein Kamerabild aus den Außenspiegeln, das mehr darstellen kann, als über Schulterblick und Seitenspiegel möglich wäre. Die 360-Grad-Parkkamera funktioniert beim Rangieren hervorragend und ist wegen der Größe und der schlechten Übersicht des Sorento einfach Pflicht.
Antrieb und Verbrauch
Bei beiden Hybridvarianten arbeitet ein 1,6 Liter großer Turbobenziner unter der Haube und wird von einem unterschiedlich starken Hybridmodul vertstärkt – doch Kia hat mit dem Faclift abgespeckt: Waren es bisher beim normalen Hybrid noch 230 Pferdchen und 265 beim Plug-In-Hybrid, sind es jetzt nur noch 158 kW / 215 PS beziehungsweise 185 kW / 252 PS. Während das beim Plug-In-Hybrid die Fahrleistungen wenig schmälert, fällt es beim normalen Modell durchaus auf: Die Beschleunigungszeit von 0 auf 100 km/h klettert von glatt 9,0 auf jetzt 9,7 Sekunden (Allrad-Modell). Die Plug-In-Variante mit stärkerer E-Maschine braucht nur 8,8 Sekunden und liefert auch beim Überholen spürbar mehr Drehmoment.
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Auch mit dem frechen Leistungsabschlag bleibt der dicke Koreaner ein zwar gemütliches, aber ausreichend flottes und absolut Langstrecken-taugliches SUV. Schon der normale Hybrid fährt auf den ersten Metern flüsterleise elektrisch, beim Gleiten durch die Stadt nutzt man die zwei Tonnen Gewicht des Wagens zur effektiven Rekuperation. Und der Plug-In-Hybrid? Die elektrische Reichweite von gut 50 Kilometern reicht für Pendeln und Alltag aus. Preislich lohnt sich das Aufladen nicht, wenn man den Strom selbst zahlen muss oder das Fahrzeug an die kostenpflichtige Ladesäule anschließen muss. Wer eine Solaranlage oder gratis Strom hat, darf sich über besseren Durchzug bei vollem Akku freuen – und spart eine Menge Geld.
Auf der Autobahn schwimmt der Sorento stets gut mit und hat genügend Power zum Überholen; störend ist dabei das unter Volllast doch recht angestrengt klingende Motorengeräusch. Hubraum lässt sich eben durch nichts ersetzen, auch nicht durch einen unterstützenden Elektromotor. Und der Verbrauch? Hier zeigt sich, dass der Plug-In-Hybrid und der Standard-Hybrid in der Realität nicht ganz so weit auseinander liegen:
- Je nach Fahrweise 5,9 bis 6,7 Liter schluckt der Sorento HEVwas für ein so großes Allrad-SUV erstens ein guter Wert ist und zweitens genau dem Vor-Facelift-Modell entspricht.
- Mit 4,2 bis 4,5 Litern auf 100 km ist der PHEV zwar sparsamer, doch die Abweichung zum offiziellen Katalog-Verbrauch (1,6 Liter bei vollem Akku) ist krass.
Fahrwerk und Fahrverhalten
Der Sorento der ersten Generation war ein echtes SUV mit stabilem Leiterrahmen. Heute ist er trotz zwei Tonnen Leergewicht ein weicher Luxuskreuzer ohne Ersatzrad, starke Achsverschränkung, Sperren oder Getriebeuntersetzungen. Der Elektro-Allradantrieb (beim PHEV) mit starkem Drehmoment ab der ersten Drehzahl lassen den Sorento überraschend steile und holprige Passagen sowie weiche Untergründe meistern. Dabei hilft eine Bergabfahrkontrolle. Die zahlreichen Offroad-Modi, wie man sie von echten Offroadfahrzeugen wie dem Range Rovers kennt, braucht man im Alltag eigentlich nicht. Wir haben einmal den Schnee-Modus aktiviert, das war’s dann auch.
Für echtes Offroad-Abenteuer fehlen dem Serien-Sorento robuste Allterrain-Reifen (z. B. in der kompatiblen Größe 235/65R17), Sperrdifferenziale, etwas Bodenfreiheit, Unterfahrschutz und ein Ersatzrad. Die Rundum-Kameratechnik sorgt im Gelände für eine gute Übersicht und macht in vielen Situationen das Aussteigen und selbst Nachgucken überflüssig. Übrigens: Auch wenn wir unabhängig von der Antriebsart im Sorento immer zur Allrad-Version raten würden, gibt es den Wagen auch mit Frontantrieb.
Preise und Ausstattung
Im Vergleich zum Markstart des Sorento im Jahr 2020 haben die Koreaner leider bei den Preisen ziemlich zugelangt. Den Hybrid gibt es ab 53.690 Euro (Frontantrieb), mit Allrad geht es ab 55.690 Euro los. Der Plug-In-Hybrid (immer mit Allrad) startet bei 59.640 Euro. Von den drei Ausstattungslinien (Vision, Spirit, Platinum) ist in Sachen Komfort und Wiederverkaufswert mindestens die mittlere, besser noch die höchste empfehlenswert. Allerdings bringt schon die Basisversion Dinge wie Navigationssystem, LED-Schweinwerfer, Abstandregeltempomat und diverse Assistenzsysteme mit. Die besten Argumente für das Top-Modell sind das sehr gute Head-Up-Display, die komplette Lederausstattung und das Rundum-Kamerasystem. Entscheiden muss man dann nur noch, ob man noch 990 Euro extra für das Panorama-Glasdach ausgeben will und die sieben Sitze wirklich braucht (990 Euro).
Fazit
Vorweg: Der Kia Sorento ist ein ausgezeichnetes Familien-SUV mit Allround-Talenten und praller Ausstattung. Das gilt für alle Antriebsvarianten. Der Plug-In-Hybrid qualifiziert sich für den halbierten Dienstwagen-Steuersatz. Mit Lade- und Tankkarte wird der Sorento dann zur Empfehlung für Dienstwagenfahrer. Wer selbst zahlt, greift aber besser zum günstigeren Standard-Hybrid. Er ist für ein Fahrzeug dieser Klasse sehr effizient unterwegs, hat nur einen Tick weniger Power als sein Bruder mit Stecker – und muss sich auch gegen die Diesel-Variante nicht verstecken. Obwohl der normale Hybrid die am seltensten verkaufte Version des Kia Sorento ist, wäre er jedenfalls unser Geheimtipp.