Leiden Sie unter übermäßigen Blutungen oder Thrombosen? Alles Wichtige über Blutgerinnungsstörungen und wie man sie behandelt.
Stellen Sie sich vor, Sie kratzen sich leicht an einem Dornbusch und die Verletzung hört nicht auf zu bluten. Oder nach leichten Stößen bilden sich ständig große Blutergüsse. Für viele Menschen sind solche Vorfälle nur kleine Unannehmlichkeiten, doch für Personen mit Blutgerinnungsstörungen können sie ernsthafte Konsequenzen haben.
Was ist eine Blutgerinnungsstörung?
Blutgerinnungsstörungen sind medizinische Zustände, bei denen die Blutgerinnung im Körper nicht richtig abläuft. Dies kann dazu führen, dass Blut entweder zu langsam oder zu schnell gerinnt, was Symptome wie vermehrte Blutungen oder Blutgerinnsel (Thrombosen) zur Folge haben kann. Diese Störungen können angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln.
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Arten der Blutgerinnungsstörungen
Grundsätzlich unterscheidet man Blutgerinnungsstörungen nach ihrer Auswirkung in zwei Hauptkategorien:
- Minus-Blutgerinnungsstörungen: Bestimmte Gerinnungsfaktoren fehlen oder funktionieren nicht richtig, sodass das Blut nicht ordnungsgemäß gerinnt und es zu übermäßigen Blutungen kommt. Beispiele hierfür sind Hämophilie (A und B), das von-Willebrand-Syndrom und Fibrinogenmangel.
- Plus-Blutgerinnungsstörungen: Das Blut gerinnt zu schnell, wodurch sich Blutgerinnsel (Thrombosen) bilden können. Zu den bekannten Erkrankungen zählen Thrombophilie und das Antiphospholipid-Syndrom.
Ursachen für Blutgerinnungsstörungen
Die Ursachen für Blutgerinnungsstörungen sind vielfältig und können genetischer, medizinischer oder externer Natur sein:
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Erbliche Einflüsse und genetische Rolle
Viele Blutgerinnungsstörungen sind auf genetische Ursachen zurückzuführen. Bei der Hämophilie beispielsweise fehlen die Gerinnungsfaktoren VIII (Typ A) oder IX (Typ B). Diese Störungen können vererbt werden und treten oft familiär gehäuft auf. Das von-Willebrand-Syndrom ist eine weitere erblich bedingte Störung, bei der der von-Willebrand-Faktor entweder in unzureichender Menge vorhanden ist oder nicht richtig funktioniert.
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Äußere Faktoren und medizinische Ursachen
Blutgerinnungsstörungen können auch durch äußere Faktoren oder medizinische Zustände ausgelöst werden. Beispielsweise kann ein Vitamin-K-Mangel, der für die Bildung bestimmter Gerinnungsfaktoren notwendig ist, die Blutgerinnung beeinträchtigen. Andere Ursachen können Leberschäden, bestimmte Medikamente wie blutverdünnende Mittel oder Autoimmunerkrankungen sein, bei denen das Immunsystem die Blutplättchen angreift.
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Blutgerinnungsstörungen und immunologische Aspekte
Einige Blutgerinnungsstörungen werden durch Autoimmunreaktionen verursacht, bei denen der Körper eigene Zellbestandteile oder Proteine angreift. Zum Beispiel kann bei der Immunthrombozytopenie (ITP) das Immunsystem die Blutplättchen zerstören, was zu einer Verminderung der Blutplättchenzahl im Blut und einem erhöhtem Blutungsrisiko führen kann.
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Woran erkennt man eine Blutgerinnungsstörung?
Die Symptome von Blutgerinnungsstörungen können sehr vielfältig sein und variieren je nach Art der Störung:
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- Blutungsverlängerung: Häufiges und langes Nasenbluten, übermäßige Blutungen nach Verletzungen oder Operationen, starke Regelblutungen bei Frauen.
- Blaue Flecken und Hämorrhagien: Blaue Flecken nach leichten Stößen, kleine punktförmige Blutungen (Petechien) unter der Haut.
- Spontanblutungen: Blutergüsse in Muskeln oder Gelenken ohne Verletzung.
Diagnose einer Blutgerinnungsstörung
Die Diagnose einer Blutgerinnungsstörung beginnt oft mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Bluttests sind unerlässlich, um die Gerinnungszeit zu bestimmen und spezifische Gerinnungsfaktoren im Blut zu identifizieren. Weitere spezialisierte Tests können erforderlich sein, um die genaue Natur und Schwere der Störung zu bestimmen. In einigen Fällen sind genetische Tests notwendig, um erbliche Störungen zu bestätigen.
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Behandlung von Blutgerinnungsstörungen
Die Behandlung von Blutgerinnungsstörungen richtet sich nach der Art und Schwere der Störung. Hier sind einige gängige Methoden zur Behandlung zusammengefasst:
Medikamente zur Behandlung von Blutgerinnungsstörungen
Verschiedene Medikamente werden zur Behandlung von Blutgerinnungsstörungen eingesetzt. Bei Hämophilie wird häufig die fehlenden Gerinnungsfaktoren VIII oder IX ersetzt, während bei von-Willebrand-Syndrom der von-Willebrand-Faktor, Desmopressin oder Tranexamsäure verwendet werden kann.
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Vitamin-K-Mangel und Blutgerinnung
Vitamin K spielt eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung, da es für die Synthese verschiedener Gerinnungsfaktoren notwendig ist. Ein Mangel an diesem Vitamin kann zu einer erhöhten Blutungsneigung führen. Bei Neugeborenen wird routinemäßig ein Vitamin-K-Präparat verabreicht, um Blutungskomplikationen zu verhindern. Auch bei Erwachsenen kann die Supplementierung von Vitamin K in bestimmten Fällen hilfreich sein.
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Ergänzende Behandlungsmethoden
Neben Medikamenten gibt es weitere Behandlungsmethoden, die bei Blutgerinnungsstörungen hilfreich sein können:
- Kompression der Wunde
- Quark-Coils in Hämatomen
- Blutplättchenpräparate bei einer Immunthrombozytopenie (ITP)
Ansprechpartner und Unterstützung
Für die Diagnose und Therapie von Blutgerinnungsstörungen gibt es verschiedene Anlaufstellen:
- Hausarzt oder Hämostaseologe: In vielen Fällen ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle, der dann an spezialisierte Hämostaseologen (Experten für Gerinnungsmedizin) überweisen kann.
- Kliniken und Spezialzentren: Insbesondere bei komplexen oder schweren Blutgerinnungsstörungen sind Kliniken mit spezialisierten Abteilungen für Hämostaseologie die richtige Adresse.
- Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen: Diese bieten wertvolle Unterstützung und Informationen für Betroffene und deren Familien.
Fazit
Blutgerinnungsstörungen sind komplexe und oft schwerwiegende Erkrankungen, die eine sorgfältige Diagnose und gezielte Behandlung erfordern. Von erblichen Faktoren bis zu äußeren Einflüssen gibt es viele Ursachen, die untersucht werden müssen. Eine rechtzeitige und korrekte Behandlung kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern und ernsthafte Komplikationen verhindern.
Über Kai Gutensohn
Prof. Dr. med. Kai Gutensohn ist Experte für Hämostaseologie, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Facharzt für Transfusionsmedizin. Seit 2022 leitet er das Werlhof-Institut in Hannover, eines der größten Zentren für Gerinnungsmedizin in Deutschland. Außerdem leitet er die Werlhof-Institute in Bremen und Magdeburg und ist Lehrbeauftragter am Universitätsklinikum Hamburg.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.