Die Mehrheit der Menschen in den zentralen Automärkten der EU lehnt das für 2035 geplante Verbrenner-Verbot ab. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Autoportal Autoscout24.de durchgeführt hat. „So spricht sich in einer repräsentativen, europaweiten Umfrage von AutoScout24 eine klare Mehrheit für die Abschaffung oder Verschiebung des für 2035 geplanten Zulassungsverbot neuer CO2-emittierender Diesel und Benziner aus. In Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich stimmen sogar jeweils mehr als 50 Prozent der Befragten für eine Abschaffung/Verschiebung“, fasst AutoScout das Ergebnis zusammen.
Mehrheit gegen Verbrenner-Verbot der EU
Befragt wurden 6133 Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den Kernmärkten der EU, davon 1024 in Deutschland, 1030 in Österreich, 1010 in Belgien, 1030 in den Niederlanden, 1023 in Italien und 1016 in Frankreich. Die Umfrage wurde von Dezember 2024 bis Januar 2025 durchgeführt.
Die größte Zustimmung findet sich noch bei der jüngsten Bevölkerungsgruppe: 44 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland zum Beispiel sind für das Verbot. Doch schon bei jungen Erwachsenen dreht sich das Bild. „in der Gruppe der 25 bis 34 Jahre alten Befragten kippen die Mehrheitsverhältnisse. So sprechen sich zwar auch in dieser Kohorte 44 Prozent für ein Verbot aus, doch ist die Gruppe der Gesetzeskritiker deutlich angewachsen: 48 Prozent der 25- bis 35-Jährigen wollen die Aufhebung oder Verschiebung – und stellen damit die Mehrheit“, so die AutoScout-Analysten.
Höhere Zustimmung zum Verbot bei unter 25-Jährigen
Das Verbrenner-Verbot tritt im Jahr 2035 in Kraft. Ab dann ist der Verkauf sämtlicher Neuwagen mit Benzin-, Diesel-, Hybrid-, Plug-In-Hybrid- sowie Gasantrieb in allen EU-Ländern verboten. Als mögliche Ausnahme ist eine Zulassung von Fahrzeugen vorgesehen, die ausschließlich synthetische Kraftstoffe tanken; allerdings ist diese Ausnahme bislang noch nicht geregelt und damit eher theoretischer Natur. Gebrauchtwagen mit Verbrenner sollen von dem Verkaufsverbot nicht betroffen sein.
In der Erhebung wurden auch die Gründe abgefragt, die die Menschen das EU-Verbot kritisch sehen lassen. Das Ergebnis: Weniger Menschen als früher sind von der technologischen Überlegenheit der Emobilität im Vergleich zum Verbrenner überzeugt. Auch beim Klimaschutz-Aspekt zeigt sich eine gewisse Ernüchterung: Jede(r) vierte Befragte ist sogar der Ansicht, dass die Klimabilanz der Stromer in der Gesamtbetrachtung schlechter sei als beim Verbrenner.
So klimafreundlich ist das E-Auto wirklich
Dies hängt in der Realität sehr von der Stromgewinnung ab. Die größte unabhängige Experten-Studie zum Thema, die der VDI veröffentlicht hat , kommt dabei zu folgenden Ergebnis:
- Ab 90.000 Kilometern Laufleistung sind E-Autos der Kompaktklasse klimafreundlicher unterwegs als Verbrenner . Würde man ausschließlich Ökostrom tanken, sinkt die Schwelle, ab der das E-Auto sauberer ist, auf 65.000 km.
- Im Langzeittest schneiden zwei Antriebsarten in der Klimabilanz am besten ab: Das reine Elektroauto (24,2 Tonnen CO2 im Lebenszyklus bis 200.000 km) und der Plug-In-Hybrid (24,8 Tonnen) . Bei letzterem hängt das Potenzial der Emissionseinsparung allerdings stark davon ab, wie hoch der elektrische Fahranteil des Hybridfahrzeugs in der Realität ist.
- An dritter Stelle rangiert der Diesel (33 Tonnen CO2) und an vierter Stelle der Benziner (37 Tonnen CO2). Die Autos wurden in der Berechnung jeweils betankt mit fossilen Kraftstoffen und der gesetzlich geregelten Beimischung. Den Klima-Effekt von alternativen Kraftstoffen wie HVO-Diesel oder reinen E-Fuels bildet die Studie des VDI also nicht ab.
EU bezahlt Elektro-Lobbyverbände, um Druck auf Abgeordnete auszuüben
Dass das Verbrenner-Verbot in Brüssel noch gekippt wird, ist jedoch trotz seiner wachsenden Unbeliebtheit eher unrealistisch. Die EU-Kommission leitet sogar Gelder an Lobbyorganisationen weiter, damit diese bei EU-Politikern Druck zur Verbreitung der Elektromobilität macht . Dabei geht es um brisante Verträge zwischen der EU-Kommission und Umwelt-NGOs, die die Exekutivagentur der Kommission, CINEA, unter dem „LIFE“-Programm des mehrjährigen Finanzrahmens abgeschlossen hat. Dazu zählt auch die einflussreiche Lobbyorganisation „Transport & Environment“ (T&E).
Nächste Bundesregierung könnte Konflikt weiter beschäftigen
Auch in Deutschland gibt es nach den Wahlen mit der nächsten Bundesregierung wahrscheinlich keine politische Mehrheit gegen das Verbrenner-Aus. Zwar setzt sich die CDU/CSU für Technologieoffenheit ein. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sagte erst kürzlich in einem Interview mit der „Auto Motor & Sport“: „Wir maßen uns nicht an, bestimmte Technologien vorzuschreiben. Jeder Automobilhersteller soll betriebswirtschaftlich sein eigenes Geschäftsmodell entwickeln. Wenn das nicht die Verbrennertechnologie ist, ist das völlig in Ordnung. Ein Verbot führt aber dazu, dass in diese Technik nicht mehr investiert wird“, so Merz. Vor allem die SPD und die Grünen, die derzeit wahrscheinlichsten Koalitionspartner der CDU, beharren allerdings darauf, Benzin und Diesel stark zu verteuern und das Verbrenner-Verbot aufrecht zu erhalten. Als wesentlicher Hebel dazu dient der Emissionshandel, der ab 2027 nach Ansicht vieler Experten für explodierende Kraftstoffpreise sorgen wird.
Die Autoindustrie hat sich weltweit derweil längst mehrgleisig aufgestellt und ihre ehrgeizigen Elektroauto-Wachstumspläne den Realitäten angepasst. Audi und Mercedes folgen dem Beispiel von BMW und investieren wieder stärker parallel in die Entwicklung von Verbrenner- und Elektroantrieben. Auch die US-Hersteller Ford, GM und Chrysler oder der größte Autobauer der Welt, Toyota, nehmen stärker Hybridantriebe in den Fokus. In China ist das Bild uneinheitlich. Viele Hersteller, darunter der aufstrebende Konzern BYD, sehen die Zukunft ausschließlich in Batteriefahrzeugen. Andere Konzerne wie Great Wall Motors stellen sich dagegen auch langfristig breiter auf, um die weltweiten Märkte möglichst flexibel bedienen zu können.