Microsoft überarbeitet sein umstrittenes KI-Tool Recall für mehr Sicherheit und Datenschutz. Die Funktion, die regelmäßig Screenshots des Bildschirms macht, wird nun optional und kann deinstalliert werden.
Microsoft hat umfangreiche Änderungen an seinem kontroversen KI-Tool Recall angekündigt. Die Funktion, die ursprünglich im Mai 2024 vorgestellt wurde, soll nun im November in überarbeiteter Form auf den neuen CoPilot+-Computern debütieren. Recall erstellt regelmäßig Screenshots der Bildschirmaktivitäten und ermöglicht es Nutzern, diese später durchsuchen zu können.
Opt-in statt Zwang
Eine der wichtigsten Neuerungen: Recall wird nun standardmäßig deaktiviert sein. “Es gibt keine Standardeinstellung mehr, bei der es automatisch aktiviert ist – man muss sich aktiv dafür entscheiden”, erklärt David Weston, Microsofts Vizepräsident für Unternehmens- und Betriebssystemsicherheit. Nutzer können Recall sogar komplett von ihrem System entfernen.
Die neue Opt-in-Abfrage für Recall.
Neue Möglichkeit, Apps von Screenshots auszuschließen.
Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen
Microsoft hat die Sicherheitsarchitektur von Recall grundlegend überarbeitet. Alle sensiblen Daten, einschließlich der Screenshot-Datenbank, werden nun vollständig verschlüsselt. Der Zugriff erfolgt über Windows Hello und ist an das Trusted Platform Module (TPM) gebunden. “Wir haben die gesamte Screenshot-Verarbeitung und alle sensiblen Prozesse in eine auf Virtualisierung basierende Sicherheitsenklave verlegt”, so Weston. Dies soll den Zugriff durch Malware verhindern.
Ich bin wirklich begeistert davon, wie nerdig wir bei der Sicherheitsarchitektur geworden sind. Ich bin begeistert, weil ich denke, dass die Sicherheits-Community verstehen wird, wie viel wir (in Recall) hineingesteckt haben.
David Weston, Microsoft
Kontrolle für Nutzer
Nutzer erhalten mehr Kontrolle darüber, welche Daten Recall erfasst. Sie können bestimmte Apps und Websites von der Erfassung ausschließen, etwa Banking-Apps. Auch die Menge des von Recall genutzten Speicherplatzes kann begrenzt werden. Je nach Gerätespeicher stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, von 10 GB bis 150 GB.
Die neue Recall-Sicherheits-Architektur-.
Recall wird nur auf speziellen CoPilot+-PCs verfügbar sein. Diese müssen mindestens 16 GB RAM, 256 GB Speicher und eine Neural Processing Unit (NPU) mit 40 Billionen Operationen pro Sekunde (TOPS) bieten. Aktuell erfüllen nur bestimmte ARM-Windows-PCs und Laptops mit neuesten Intel- oder AMD-Chips diese Anforderungen.
Kritik und Verzögerung
Die ursprüngliche Version von Recall hatte heftige Kritik von Sicherheitsexperten hervorgerufen. Sie bezeichneten das Tool als potenziellen “Albtraum für die Privatsphäre”. Microsoft reagierte darauf mit einer Verschiebung des Starts und der nun vorgestellten Überarbeitung. Das Unternehmen betont, dass die neue Version von internen und externen Sicherheitsexperten geprüft wurde.
Microsoft plant, Recall im Oktober zunächst mit Windows Insidern auf CoPilot+-PCs zu testen. Ein breiter Rollout wird erst nach dieser Testphase erfolgen.
Recall ist Teil einer breiteren Strategie von Microsoft, KI-gestützte Produktivitätstools in Windows zu integrieren. Ähnliche Funktionen gibt es bereits in anderen Microsoft-Produkten wie der Suchfunktion in Office 365. Der Trend zu KI-unterstützten Arbeitsabläufen ist in der Tech-Branche weitverbreitet, wobei Unternehmen wie Google und Apple ebenfalls an vergleichbaren Technologien arbeiten.
Was ist Recall?
Recall ist eine KI-gestützte Funktion von Microsoft für Windows 11. Sie erstellt alle 5 Sekunden Bildschirmaufnahmen und analysiert diese lokal. Nutzer können später mit natürlicher Sprache nach Inhalten suchen, die sie auf ihrem Bildschirm gesehen haben.
Die Funktion soll es ermöglichen, früher gesehene Informationen leicht wiederzufinden. Allerdings gab es anfangs Bedenken bezüglich Datenschutz und Sicherheit, weshalb Microsoft Recall überarbeitet hat.
Wie funktioniert Recall?
Recall erstellt alle 5 Sekunden Screenshots des Bildschirms, wenn sich der Inhalt ändert. Diese werden lokal gespeichert und von einer KI analysiert. Nutzer können später per Texteingabe oder Sprachbefehl nach Inhalten suchen.
Die KI erkennt sowohl Text als auch visuelle Elemente in den Aufnahmen. Suchergebnisse werden nach Relevanz sortiert angezeigt. Nutzer können direkt mit gefundenen Inhalten interagieren, z.B. Text kopieren oder Bilder bearbeiten.
Ist Recall sicher?
Microsoft hat die Sicherheit von Recall deutlich verbessert. Alle sensiblen Daten werden nun verschlüsselt und der Zugriff erfolgt über Windows Hello. Die Verarbeitung findet in einer Sicherheitsenklave statt, um Zugriff durch Malware zu verhindern.
Nutzer können zudem Apps und Websites von der Erfassung ausschließen. Die Daten bleiben lokal auf dem Gerät. Dennoch sollten sich Nutzer der Sensibilität der erfassten Daten bewusst sein.
Wer kann Recall nutzen?
Recall wird nur auf speziellen CoPilot+-PCs verfügbar sein. Diese benötigen mindestens 16 GB RAM, 256 GB Speicher und eine Neural Processing Unit mit 40 TOPS. Aktuell erfüllen nur bestimmte ARM-Windows-PCs und neueste Intel/AMD-Laptops diese Anforderungen.
Die Funktion soll im Oktober 2024 zunächst für Windows Insider auf CoPilot+-PCs getestet werden. Ein breiter Rollout ist erst danach geplant.
Wie aktiviere ich Recall?
Recall wird standardmäßig deaktiviert sein. Nutzer müssen die Funktion aktiv in den Windows-Einstellungen aktivieren. Sie kann über “Einstellungen > Datenschutz & Sicherheit > Recall & Momentaufnahmen” konfiguriert werden.
Zum Öffnen von Recall wird die Tastenkombination Windows-Taste + J oder ein Symbol in der Taskleiste verwendet. Nutzer können die Funktion jederzeit pausieren oder ganz deaktivieren.
Wie viel Speicher braucht Recall?
Der Speicherbedarf von Recall hängt von der Gerätekonfiguration ab. Bei 256 GB Gerätespeicher können 10-25 GB für Recall reserviert werden. Bei 512 GB sind es 25-75 GB und bei 1 TB oder mehr 25-150 GB.
Nutzer können das Limit in den Einstellungen anpassen. Wird es erreicht, werden zuerst die ältesten Aufnahmen gelöscht. Für die Aktivierung werden mindestens 50 GB freier Speicherplatz benötigt.
Welche Sprachen unterstützt Recall?
Recall ist für sechs Sprachen optimiert: Englisch, vereinfachtes Chinesisch, Französisch, Deutsch, Japanisch und Spanisch. In diesen Sprachen funktioniert die Texterkennung und Suche am besten.
Ob und wann weitere Sprachen hinzukommen, hat Microsoft bisher nicht bekannt gegeben. Nutzer in anderen Sprachregionen können Recall zwar verwenden, müssen aber mit Einschränkungen bei der Genauigkeit rechnen.
Kann ich Recall vollständig entfernen?
Ja, Microsoft ermöglicht es Nutzern, Recall komplett von ihrem System zu entfernen. Dies kann über die Windows-Funktionen in der Systemsteuerung oder per PowerShell-Befehl erfolgen.
Um Recall zu deinstallieren, öffnen Sie die Systemsteuerung, gehen zu “Programme und Features” und wählen “Windows-Features aktivieren oder deaktivieren”. Dort können Sie den Haken bei Recall entfernen. Alternativ nutzen Sie den PowerShell-Befehl: “DISM /Online /Disable-Feature /FeatureName:”Recall””
Was haltet ihr von Microsofts überarbeitetem Recall-Tool? Seht ihr darin nützliche Funktionen oder überwiegen für euch die Datenschutzbedenken? Teilt eure Gedanken in den Kommentaren!