Altersfalle Sarkopenie: Muskelschwund: Die unterschätzte Gefahr für Senioren und was Sie dagegen tun können
Samstag, 01.03.2025, 07:00
Muskelschwund im Alter führt oft zu Einschränkungen im Alltag. Orthopäde Markus Klingenberg erklärt, wie Bewegung und die richtige Ernährung helfen können, Sarkopenie vorzubeugen und die Lebensqualität zu erhalten.
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Die stille Muskelpandemie: Ursachen und Folgen
Sarkopeniebeschreibt den altersbedingten Verlust von Muskelmasse, -kraft und -funktion. Der Begriff Sarkopenie leitet sich aus dem Griechischen ab: Sarx (σάρξ) bedeutet „Fleisch“ oder „Muskel“, und -penia (-πενία) steht für „Mangel“ oder „Verlust“. Oft werden diese Verluste als „normale“ Alterserscheinung angesehen und die Folgen für den Patienten werden unterschätzt. Sarkopenie wurde erst 2018 in der deutschen ICD-Klassifikation (ICD-10-GM) unter dem Code M62.50 aufgenommen. Dieser Schritt ermöglichte eine präzisere Diagnosestellung, die neben der reduzierten Muskelmasse auch die verminderte Muskelfunktion berücksichtigt.
Sie ist eine anerkannte Erkrankung, die mit Stürzen, Gebrechlichkeit und erhöhter Sterblichkeit assoziiert ist. Eine schwere Sarkopenie wird diagnostiziert, wenn die Muskelfunktion beeinträchtigt ist.
Über Markus Klingenberg
Markus Klingenberg ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Schwerpunkt auf arthroskopische Chirurgie an Schulter, Ellenbogen, Hand, Knie und Sprunggelenk sowie Fußchirurgie. Er verfügt über Zusatzqualifikationen in Sportmedizin, Chirotherapie/Manuelle Medizin und Notfallmedizin. Nach seinem Medizinstudium in Bonn und Zürich und Aufenthalten in London, Innsbruck und Boston absolvierte er seine Facharztausbildung. Seit 2014 ist er leitender Arzt an der Beta Klinik in Bonn für den Bereich Arthroskopie, Fußchirurgie und Sportmedizin. Hier geht es zu seiner Website www.markusklingenberg.de
Die Geschichte hinter der Diagnose
Der Terminus wurde 1988 vom Geriater Irwin H. Rosenberg auf einer Konferenz in Albuquerque geprägt, um den altersbedingten Verlust von Muskelmasse und -kraft wissenschaftlich zu kategorisieren. Ursprünglich bezog sich der Ausdruck nur auf den quantitativen Muskelverlust, wurde später aber um Aspekte der Muskelkraft und -funktion erweitert. Der Begriff verdeutlicht somit prägnant das zentrale Merkmal der Erkrankung: den schleichenden, aber folgenreichen Verlust von Muskelgewebe, der insbesondere im Alter auftritt.
Wer ist betroffen?
Sarkopenie betrifft weltweit vor allem ältere Menschen. In Deutschland liegt die Prävalenz bei etwa 5,7 Prozent der über 65-Jährigen und steigt auf bis zu 17 Prozent bei den über 80-Jährigen. Etwa 10 Prozent der über 60-Jährigen sind betroffen, mit höheren Raten in Pflegeeinrichtungen.
Unbehandelt führt Sarkopenie zu Mobilitätsverlust, erhöhtem Sturz- und Frakturrisiko sowie Gebrechlichkeit. Sie ist zudem mit Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Die Sterblichkeitsrate kann sich bei Betroffenen um das 3,6-Fache erhöhen.
Wie wird Sarkopenie diagnostiziert?
Die Diagnose der Sarkopenie erfolgt durch die Messung der Muskelkraft (z. B. Handkrafttest), die Bestimmung der Muskelmasse im Rahmen einer Körperkompositions-Analyse und Testuntersuchungen zur körperlichen Leistungsfähigkeit (z. B. Gehgeschwindigkeit). Geeignete Screening-Tools wie SARC-F-Fragebögen helfen ebenfalls bei der Früherkennung.
Beispiel:
- Handkraftmessung mit Dynamometer (pathologisch: <27 kg bei Männern, <16 kg bei Frauen)
- Alternativ: Chair Rise Test (>15 Sekunden für 5x Aufstehen aus dem Sitzen = pathologisch)
Die Rolle der Ernährung
Ernährung spielt eine Schlüsselrolle bei der Prävention von Sarkopenie, indem sie gezielt Muskelmasse erhält und altersbedingtem Abbau entgegenwirkt. Zentrale Strategien umfassen bedarfsgerechte Proteinzufuhr, Mikronährstoffe und eine ausgewogene Kost.
1. Proteinzufuhr als Grundpfeiler
- Empfohlene Menge: 1,0–1,2 g Protein pro kg Körpergewicht täglich für gesunde Senioren, bei Sarkopenie bis zu 1,5 g/kg .
- Hochwertige Quellen: Mageres Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte
- Verteilung: 25–30 g Protein pro Mahlzeit, um die Muskelproteinsynthese optimal zu stimulieren. Leucin (2,5–3 g pro Mahlzeit) fördert den Muskelaufbau.
2. Mikronährstoffe mit synergistischer Wirkung
- Vitamin D: 800–1.000 IE/Tag verbessern Muskelkraft und -funktion.
- Omega-3-Fettsäuren: Reduzieren Entzündungen und unterstützen die Proteinsynthese (z. B. durch fettreichen Fisch, Rapsöl).
- Antioxidantien: Beeren, Nüsse und dunkles Gemüse schützen vor oxidativem Stress
3. Gesamternährungskonzept
- Mediterrane Ernährung: Reich an Gemüse, Obst, Vollkorn und pflanzlichen Fetten fördert Muskelerhalt und kognitive Funktion.
- Energiezufuhr: 24–36 kcal/kg/Tag, um Mangelernährung und Muskelabbau zu vermeiden.
- Flüssigkeitsmanagement: Ausreichende Hydration unterstützt den Muskelstoffwechsel.
4. Kombination mit körperlicher Aktivität
- Krafttraining (2–3 Mal/Woche) und proteinreiche Ernährung wirken synergistisch: Training stimuliert die Muskelproteinsynthese.
- Protein liefert Bausteine für den Aufbau.
Eine frühzeitige Ernährungsoptimierung kann Sarkopenie verzögern, Mobilität erhalten und die Lebensqualität im Alter deutlich steigern.
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Fazit: Prävention ist der Schlüssel
Was lässt sich therapeutisch und präventiv machen?
- Krafttraining: Regelmäßiges Training (2–3 Mal pro Woche) verbessert Muskelmasse und Funktion.
- Ernährung: Eine proteinreiche Kost (v.a. Leucin) kombiniert mit Vitamin D ist essenziell.
- Lebensstil: Bewegung im Alltag und Vermeidung von Immobilität sind entscheidend
Frühe Interventionen können die Lebensqualität verbessern und Pflegebedürftigkeit reduzieren.
Dieser Content stammt vom FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.