Ärzte warnen vor möglichen Risiken der häufigen Nutzung von Noise-Cancelling-Kopfhörern. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Technologie die Fähigkeit des Gehirns beeinträchtigen könnte, Umgebungsgeräusche zu verarbeiten.
Abschottung mit Folgen?
Durch Alltagslärm sind Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung überaus beliebt geworden. Ob im Büro, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder während des Sports – sie ermöglichen es Nutzern, sich auf Musik oder Podcasts zu konzentrieren und störende Hintergrundgeräusche auszublenden.
Doch Experten warnen vor potenziellen negativen Folgen für das Hörvermögen, wenn wir uns zu häufig und zu lange akustisch von unserer Umgebung abschotten, meldet jetzt die BBC. Fachleute berichten demnach, dass immer mehr Erwachsene Schwierigkeiten haben, Geräusche zu orten oder Gespräche in lauten Umgebungen zu verstehen, obwohl klassische Hörtests keine Auffälligkeiten zeigen. Diese Probleme könnten auf die übermäßige Nutzung von Noise-Cancelling-Kopfhörern zurückzuführen sein.
Auditive Verarbeitungsstörung als mögliche Folge
Laut BBC sehen einige Fachleute einen Zusammenhang zwischen der intensiven Nutzung von Geräuschunterdrückung und einer Zunahme der auditiven Verarbeitungsstörung (APD) bei Erwachsenen.
Bei dieser neurologischen Störung funktioniert das Gehör zwar normal, jedoch hat das Gehirn Schwierigkeiten, akustische Informationen richtig zu verarbeiten. Betroffene kämpfen häufig damit, die Richtung von Geräuschen zu bestimmen, Sprachlaute zu differenzieren und diese zu sinnvollen Wörtern zusammenzufügen.
Das Gehirn ist es gewohnt, Tausende verschiedener Geräusche gleichzeitig zu verarbeiten und auszuwählen, welche davon wichtig sind. Mit Geräuschunterdrückung gibt man seinem Gehirn nur eine einzige Klangquelle – sei es ein Podcast oder Musik.
Renee Almeida, leitende Audiologin am Imperial College Healthcare NHS Trust
Diese einseitige akustische Stimulation könnte langfristig die Fähigkeit des Gehirns beeinträchtigen, wichtige von unwichtigen Geräuschen zu unterscheiden.
Befürchtungen der Experten
Experten befürchten, dass durch die ständige Filterung von Umgebungsgeräuschen das Gehirn die Fähigkeit verlieren könnte, akustische Reize korrekt zu verarbeiten.
Problematisch ist dies für Kinder und Jugendliche, deren Entwicklung der Hörverarbeitung möglicherweise nachhaltig beeinträchtigt werden könnte. Bislang fehlen jedoch wissenschaftliche Belege für einen konsistenten kausalen Zusammenhang zwischen Noise-Cancelling-Kopfhörern und APD. Audiologen wie Almeida fordern daher weitere Forschung zu den möglichen Langzeitfolgen dieser Technologie, insbesondere bei jungen Menschen.
Positive Aspekte nicht außer Acht lassen
Trotz der genannten Bedenken sollten die positiven Aspekte von Noise-Cancelling-Kopfhörern nicht vergessen werden. Die Technologie ermöglicht es, Musik und andere Inhalte bei geringerer Lautstärke zu hören – ein Vorteil, der langfristig Gehörschäden vorbeugen kann. Zudem ist die Geräuschunterdrückung besonders hilfreich für Menschen mit sensorischer Überempfindlichkeit, die Reizüberflutungen vermeiden möchten. Studien, die sich mit diesen Effekten befassen, zeigen, dass Noise-Cancelling-Kopfhörer das Hören so weit verbessern können, dass sie die Auswirkungen einer ablenkenden Umgebung vollständig ausgleichen.
Was haltet ihr von den möglichen Risiken der Noise-Cancelling-Technologie? Nutzt ihr selbst solche Kopfhörer regelmäßig und habt ihr Veränderungen in eurem Hörvermögen bemerkt? Teilt eure Erfahrungen und Gedanken in den Kommentaren!
Was ist das Problem mit ANC-Kopfhörern?
Audiologen befürchten, dass die intensive Nutzung von Active Noise Cancelling (ANC) Kopfhörern das Hörvermögen beeinträchtigen könnte. Dabei geht es nicht um physische Hörschäden, sondern um die Fähigkeit des Gehirns, Geräusche zu verarbeiten.
Das Hauptproblem liegt darin, dass das Gehirn durch die ständige Filterung von Umgebungsgeräuschen nur noch eine einzige Geräuschquelle verarbeiten muss. Dies könnte dazu führen, dass die natürliche Fähigkeit verkümmert, wichtige von unwichtigen Geräuschen zu unterscheiden und Sprache in lauter Umgebung zu verstehen.
Welche Symptome können auftreten?
Betroffene haben häufig Schwierigkeiten, Gesprächen in lauter Umgebung zu folgen oder die Richtung von Geräuschen zu orten. Auch das Verstehen von schneller oder undeutlicher Sprache kann problematisch sein, obwohl klassische Hörtests normal ausfallen.
Diese Symptome werden als Auditory Processing Disorder (APD) bezeichnet. Betroffene tendieren oft dazu, soziale Situationen zu meiden oder verlassen Restaurants und Bars frühzeitig, weil sie die Geräuschkulisse als überwältigend empfinden.
Wer ist besonders gefährdet?
Besonders kritisch wird die Nutzung von ANC-Kopfhörern bei Kindern und Jugendlichen gesehen, da sich die komplexen Hörverarbeitungsfähigkeiten erst bis zum späten Teenageralter vollständig entwickeln. Eine zu frühe, intensive Nutzung könnte diese Entwicklung beeinträchtigen.
Auch Menschen, die ANC-Kopfhörer täglich mehrere Stunden nutzen, etwa beim Pendeln oder im Büro, könnten ein erhöhtes Risiko tragen. Besondere Vorsicht ist bei Personen geboten, die bereits Schwierigkeiten mit der Geräuschverarbeitung haben.
Gibt es auch positive Effekte?
ANC-Kopfhörer haben durchaus wichtige Vorteile: Sie ermöglichen das Hören von Musik und Podcasts bei niedrigerer Lautstärke, was langfristig organischen Gehörschäden vorbeugen kann.
Besonders für reizempfindliche und neurodivergente Menschen können sie hilfreich sein, um sensorische Eindrücke zu regulieren. Die Technologie hilft auch dabei, sich in lauten Umgebungen besser konzentrieren zu können.
Wie kann ich vorbeugen?
Experten empfehlen, regelmäßige Pausen von ANC-Kopfhörern einzulegen und bewusst auch natürliche Umgebungsgeräusche wahrzunehmen. Als Alternative können Kopfhörer mit Knochenschallleitung genutzt werden, besonders für Podcasts.
Sinnvoll ist auch gezieltes Hörtraining, etwa durch das aktive Zuhören bei Radiodebatten oder das Heraushören von Songtexten. Regelmäßige Hörtests, die über die klassische Frequenzprüfung hinausgehen, können helfen, Probleme früh zu erkennen.
Welche Alternativen gibt es?
Als Alternative zu ANC-Kopfhörern eignen sich Modelle mit passiver Geräuschdämmung oder solche mit Transparenzmodus, der teilweise Umgebungsgeräusche durchlässt. Besonders empfehlenswert sind Bone-Conduction-Kopfhörer.
Für kurze Hörsessions in lauter Umgebung können auch klassische In-Ear-Kopfhörer ausreichend sein. Wichtig ist, dass nicht dauerhaft alle Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden.
Zusammenfassung
- Experten warnen vor Risiken häufiger Nutzung von Noise-Cancelling
- Mögliche Beeinträchtigung der Verarbeitung von Umgebungsgeräuschen
- Zunahme auditiver Verarbeitungsstörungen bei Erwachsenen vermutet
- Gehirn könnte Unterscheidung wichtiger und unwichtiger Geräusche verlernen
- Forschung zu Langzeitfolgen, besonders bei jungen Menschen, gefordert
- Positive Aspekte: Vorbeugung von Gehörschäden durch geringere Lautstärke
- Empfehlung: Ausgewogener Umgang und bewusstes Hören ohne Geräuschunterdrückung
Siehe auch: