Sport ist gesund und beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Umso überraschender ist es, wenn junge Sportler beim Training oder Wettbewerb am plötzlichen Herztod sterben. Experten gehen in Deutschland je nach Studie von etwa einem von 40.000 bis 200.000 Sportlern pro Jahr aus, die dieses Schicksal trifft. Insgesamt sterben aber 65.000 Menschen pro Jahr daran. Eine nicht geringe Anzahl also. So sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Haupttodesursache in Deutschland – noch vor Krebs.
Beim plötzlichen Herztod kommt es zu Kammerflimmern, der gefährlichsten Form der Herzrhythmusstörung. Dabei wird das Blut nicht mehr aus den Herzkammern herausgepumpt und es folgt ein Kreislaufkollaps. Der Blutdruck geht auf Null. Laut Daten des Deutschen Registers zum plötzlichen Herztod beim Sport sind 96 Prozent der Betroffenen Männer.
Welche Ursachen hinter dem plötzlichen Herztod stecken
Bei älteren Menschen, die am plötzlichen Herztod sterben, steckt in den meisten Fällen die Koronare Herzkrankheit (KHK) dahinter. Dabei sind die Herzkranzgefäße durch Kalkablagerungen verengt, es entstehen Engstellen und Verschlüsse, die die Durchblutung des Herzens behindern.
Bei jungen Sportlern dagegen ist meistens eine angeborene Herzerkrankung ursächlich wie etwa
- eine Erkrankung des Herzmuskels (Kardiomyopathie)
- Fehlbildungen der Herzkranzgefäße
- Herzklappenerkrankungen
- Erkrankungen der Aorta
„Hinzu kommen noch Ionenkanalerkrankungen wie zum Beispiel das Brugada-Syndrom oder das Long-QT-Syndrom – also Störungen, die auf rein ,elektrischer Ebene’ lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen können“, erklärt Jürgen Scharhag, Sportmediziner und Kardiologie an der Universität Wien und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung bei „Medscape“.
Auch Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) sind ein weiterer Risikofaktor. Diese können unbemerkt bei einer banalen Viruserkrankung auftreten. Sie könne aber auch zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Auch Hobbysportler sollten sich regelmäßig untersuchen lassen
Das Fatale daran: Die genannten Erkrankungen sind gerade bei jungen Menschen nur schwer zu entdecken. In Ruhe führen sie meist zu keinerlei Beschwerden, bleiben daher häufig unentdeckt. Belasten Betroffene aber ihren Körper beim Sport stark, wird der Herzmuskel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Deshalb ist es lebenswichtig, sich als Hobby- oder Profisportler regelmäßig untersuchen zu lassen. Während Profisportler dies in der Regel tun, sieht es bei Hobbysportlern eher schlecht aus. Sie lassen sich, wenn überhaupt nur gelegentlich, einmalig oder gar nicht untersuchen, bemängelt Scharhag. „Deshalb empfehlen wir von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Herzstiftung, dass sich auch Hobbysportler regelmäßig untersuchen lassen sollen – insbesondere, wenn kardiovaskuläre Risikofaktoren vorliegen.“
Das sei auch wichtig bei Menschen, die längere Zeit keinen Sport gemacht haben und plötzlich wieder anfangen – vor allem auch, wenn ihr Lebensstil nicht so gesund war. „Das ist in etwa so, wie wenn man sein Auto 10 oder 20 Jahre in der Garage stehen hatte, nicht zum TÜV geht, sofort losfährt und Vollgas gibt“, mahnt der Mediziner.
Diese Untersuchungen sollte Hobbysportler vornehmen lassen
Daher empfiehlt der Sportmediziner und Kardiologie:
- eine sorgfältige Anamnese einschließlich Sport- und Trainingsanamnese mit Haupt- und Nebensportarten sowie geplanten Wettkämpfen,
- sportmedizinische körperliche Untersuchung,
- Ruhe-EKG,
- Belastungs-EKG,
- sowie eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie).
Belastungsintensität ausschlaggebend beim Sport
Lässt man sich nicht untersuchen, warnt Scharhag, setzte man sich einem erhöhten Risiko aus. Denn letztendlich sei die Belastungsintensität – auch wenn man nur Hobbysportler ist – genauso hoch wie bei einem Hochleistungssportler. „Der Leistungssportler rennt schneller, weil er besser trainiert ist, aber die Herzfrequenz ist bei gleichen individuellen Belastungsintensitäten bei beiden gleich hoch“, stellt der Kardiologe klar. Es sei also bei weitem nicht so, dass Hobbysportler sich weniger intensiv belasten. „Sie sind nur nicht so leistungsfähig, weil sie nicht so gut trainiert sind.“
Eine besonders hohe Gefahr für den plötzlichen Herztod stellen extrem belastende Sportarten dar wie etwa ein Marathon. „Er gilt als Paradebeispiel“, bestätigt der Kardiologe. „Todesfälle treten beim Marathonlauf eher im letzten Drittel auf, wenn trotz längerer Belastung und Ermüdung aufgrund des nahenden Ziels die Intensität erhöht wird und hierbei nochmals vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden“, erklärt er.
So sei die Belastungsintensität der Sportart ein entscheidender Faktor. „Je höher beziehungsweise intensiver ich mich belaste, umso höher ist meine Stresshormon-Ausschüttung und umso höher ist auch die Belastung für mein Herz-Kreislauf-System“, warnt Scharhag. Das Risiko sei daher bei einem Marathon viel höher als etwa beim Nordic-Walking.
Warnsignale beim Sport
Beim Sport sollten Sie unbedingt auf Warnsignale Ihres Körpers achten. Ernstzunehmen sind
- Brustzunge
- ein zu schneller und unregelmäßiger Herzschlag (Palpitationen),
- Atemnot,
- anfallsartige Schmerzen in der Herzgegend (Angina Pectoris).
Halten diese Beschwerden über mehrere Minuten an, empfiehlt die Deutsche Herzstiftung den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 zu rufen.