HomeNachrichtRollen schon auf deutschen Straßen: Chinesische E-Autos im Test

Rollen schon auf deutschen Straßen: Chinesische E-Autos im Test

Chinesische Autos sind in aller Munde und setzen deutsche Hersteller ganz schön unter Druck. Mit modernster Technik und sinkenden Preisen wollen sie die Kundschaft locken. Doch können sie in puncto Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich mithalten?

E-Autos aus China sind hier in Deutschland ein großes Thema: Die heimischen Autobauer melden Sorge, aus dem Markt gedrängt zu werden, denn die chinesischen Fahrzeuge gelten als günstiger und im Digitalen der deutschen Konkurrenz überlegen.

Bei der ganzen Diskussion stellt sich jedoch die Frage, welche E-Autos aus China überhaupt schon auf den deutschen Straßen fahren. Einer Auswertung des NDR zufolge lassen sich chinesische Elektroautos immer noch als Nischenprodukt werten. Im Jahr 2023 waren demnach in Deutschland von insgesamt knapp 525.000 neu zugelassenen rein elektrischen Fahrzeugen lediglich 5,5 Prozent chinesischer Herkunft. Das sind nicht einmal 29.000 Exemplare. Perspektivisch dürfte dieser Anteil jedoch rapide steigen.

EFAHRER.com gibt einen Überblick, welche chinesischen E-Autos es bereits gibt. Lohnt sich die Billig-Strategie der Autohersteller und wie gut sind deren Fahrzeuge an den deutschen Markt angepasst? In unseren Tests ziehen wir das Fazit.

Nio – Akku tauschen statt laden

Das chinesische Start-up Nio setzt auf wechselbare Akkus, überragendes technisches Niveau und hervorragende Akkulaufzeiten – und will damit Tesla Konkurrenz machen. Für frische Reichweite fährt man mit einem Nio an sogenannte „Battery Swaps“ – Wechselstationen für E-Auto-Batterien. Lediglich vier Minuten soll so ein Wechsel dauern. In Deutschland ist der neue Ansatz mit elf Swap-Stationen (Stand März 2024) zwar noch nicht flächendeckend angekommen, trotzdem sorgen die Chinesen auch bei deutschen Autobauern für dünne Luft.

Lesen Sie auch: Akku wechsel dich: Bei diesem E-Auto zittern selbst Tesla und BMW

Wir konnten Nios Modelle schon in unseren EFAHRER-Test auf die Probe stellen. Dabei prüfen wir die chinesischen E-Autos auf Herz und Niere, checken den tatsächlichen Verbrauch, die Performance auf der Straße und an der Ladesäule.

Im Test hatte der erster Premium-Kombi Nio ET5 Touring für Technik- und Komfort-Fans einiges in petto. Zwar ist zum Beispiel das konstante Kommentieren des Fahrstils, das bei so vielen chinesischen Autobauern gängig ist, jetzt passé. Die Sprachsteuerung namens Nomi spricht nur aktiv, wenn sie als Navistimme eingestellt ist oder die Verstöße beim Fahren wirklich haarsträubend sind. Die Stimme bleibt trotzdem Gewöhnungssache und mutet dem Tester zu kindlich an. Wo der Nio überzeugt, und wo es Schwachstellen gibt, sehen Sie im Video.

BYD – Chinesischer Tesla-Konkurrent

BYD scheint seinem Motto „Build Your Dreams“ gerecht zu werden. Seit 2022 hat sich BYDs Autosparte vom Verbrenner verabschiedet und auf reine E-Autos und Plug-in-Hybride spezialisiert. Längst zog BYD als absatzstärkste Marke in China an VW vorbei. Anfang 2024 drängten die Chinesen erstmals Tesla von der globalen Spitze der Elektrofahrzeughersteller und verkauften im Januar mehr E-Autos als sein Konkurrent – und das, obwohl der Konzern von Elon Musk im Quartal zuvor so viele Autos wie noch nie ausgeliefert hatte.

In Europa verkauft BYD derzeit fünf Modelle von chinesisches E-SUV über chinesische E-Limousine bis zum chinesischen E-Kleinwagen –  vier davon haben wir unserem EFAHRER-Test unterzogen.

Für den BYD Seal U bekamen wir als Testwagen die teurere Design-Ausstattungslinie mit großer 87-kWh-Batterie, Head-up-Display, Infinity-Soundsystem und zwei kabellose Aufladeflächen für Handys. Kostenpunkt knapp 45.000 Euro. Bis zu 500 Kilometer Reichweite sollen angeblich drin sein. Das ist natürlich ein ganz schönes Brett für dieses großes, aber gar nicht zu teure E-SUV. Was für den BYD Seal U spricht und was nicht, sehen Sie im Video.

MG – Britisch, chinesisch, billig

Einst war MG eine britische Automarke aus Oxford, bis die Markenrechte nach China verkauft wurden. Seit 2007 gehört MG der chinesischen SAIC Group. Autos von MG sind modern gestaltet und bieten in der Regel ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.

Wir haben im EFAHRER-Test alle Elektroautos von MG unter die Lupe genommen. Ausgenommen den MG EHS, ein SUV mit Plug-in-Hybrid und dem MG3, das ein konventioneller Hybrid ist und im April 2024 auf den deutschen Markt kommt. Das erste E-Cabrio aus China, der MG Cyberster, konnten wir im September 2023 bereits auf der IAA bestaunen. Hier geht’s zum ersten Video-Check.

In unserem Test hat sich der MG4 zum Beispiel als ein Kompaktwagen zum sehr, sehr fairen Preis bewiesen, vor allem angesichts des üppigen Ausstattungspakets. Dazu gibt’s einen fast schon sportlichen Fahrkomfort, gute Verbrauchswerte, ein etwas eigenwilliges Design, ausreichend Platz für vier Passagiere und satte sieben Jahre Garantie. Auf ein Navigationssystem und eine Rückfahrkamera müssen Sie verzichten. Auch gibt es in puncto Lade- und Klimatisierungsplanung sowie App-Komfort noch Lücken, über die man bei dem günstigen Preis großzügig hinwegsehen muss. Am Ende ist der MG4 ein starker Mittelklassewagen zum Preis um die 30.000 Euro, der die Pendants bei VW, Cupra & Co. um tausende Euro unterbieten kann. Alle Infos hat EFAHRER im Video zusammengefasst.

GWM Ora – „Funky Cat“ war Deutschland zu funky

Der chinesische Großkonzern Great Wall Motor (GWM) bringt unter seiner Submarke Ora E-Autos auf die Straße. „Ora“ steht für „Open Reliable Alternative“ und soll die Zielgruppe definieren: eine Käuferschaft, die offen für neue Marken ist. Dazu gehört auch der GWM Ora 03, der hier eher unter seinem früheren pfiffigeren Namen Ora Funky Cat bekannt sein dürfte. Dabei handelt es sich um einen kompakten Crossover mit Glubschaugen-Look. Die Elektro-Katze soll alleine schon im ersten Jahr nach Marktstart 6.000-mal in Deutschland verkauft worden sein – behauptet zumindest der chinesische Konzern.

Schon im ersten Test des GWM Ora 03 (siehe Video) machte sich Ernüchterung breit. Schoben wir damals viele Technikprobleme auf ihren Vorserienstatus, zeigt sich im Volltest, dass es kaum Nachbesserung gab. Auch in puncto Reichweite, Verbrauch und Laden macht die China-Katze keine gute Figur. Am Ende stellten wir uns im Video die Frage: War der Marktstart zu früh?

Aiways – U6 und U5 sind keine U-Bahn-Linien

Aiways – der Name ist hierzulande noch kaum bekannt. Dabei ist es doch bemerkenswert, was der Autohersteller aus China auf die deutsche Straße bringt. Erhältlich sind die beiden Modelle U5 und U6.

EFAHRER testet den U5 – ein E-SUV in der Klasse eines Skoda Enyaq oder Jaguar I-Pace, das mit Preisen von unter 30.000 Euro startet. Wie ist das möglich? Aiways spart sich ein eigenes Vertriebsnetz und setzt auch beim Auto hier und da den Rotstift an. Und es scheint, als würde man auch beim Testing sparen. Anders können wir uns die vielen Bugs, Lücken und für Europa nervige Details nicht erklären.

Zeekr – Die chinesische Schwester von Volvo, Polestar & Co

Zeekr? Was soll das sein? Dabei handelt es sich um eine neue Marke des chinesischen Geely-Konzerns, die nun in Europa Fuß fasst. Geely selbst ist schon länger hier zu Hause, gehören doch (mittlerweile) namhafte Marken wie Volvo, Polestar, Lotus, fünfzig Prozent von Smart oder dem Londoner Taxibauer LEVC dazu. Mit dem passend bezeichneten 001 bringt man unter der Marke Zeekr nun eine große Limousine nach Europa.

Der Zeekr 001 richtet sich, wie auch der Nio ET5, vor allem an jene, die nach einer luxuriösen Limousine suchen und sich von den deutschen Autobauern oder Tesla so gar nicht abgeholt fühlen. Der 001 ist mit einem Preis ab 60.000 Euro eher etwas für Dienstwagen-Fahrer. Die freuen sich über viele Annehmlichkeiten und Komfort, der mit Sicherheit langstreckentauglich ist. Dazu passt der auf den ersten Blick niedrige Verbrauch, der große Akku und das hohe Ladetempo. Außendienstler dürften problemlos 1.000 Kilometer an einem Tag abspulen. Wie der EFAHRER-Tester den Zeekr auf den zweiten Blick bewertet, sehen Sie im Video.

Polestar – Schwede made in China

Polestar ist eine Volvo-Ausgründung und ebenfalls im Besitz des chinesischen Konzerns Geely. Die Elektro-Limousine Polestar 2 wurde 2019 vorgestellt und ist seitdem das wichtigste Polestar-Fahrzeug. Wir haben den Polestar 2 im Facelift einem ersten Test unterzogen – und das sogar unter Extrembedingungen. So fuhr unser Tester Max das neue Modell bei extrem kalten Temperaturen am nördlichen Polarkreis, wo es im Winter schon mal bis zu Minus 40 Grad kalt werden können. Wie sich der Polestar geschlagen hat, sehen Sie im Video. Der Volltest folgt in Kürze. So viel können wir aber schon verraten: Der Polestar 2 ist ein waschechter Konkurrent für Tesla Model 3 und Co.

Vor dem Polestar 2 markierte der Hybrid-Sportwagen Polestar 1 den eigentlichen Start von Polestar als eigenständige Marke, doch das Modell war auf 1500 Exemplare limitiert. Es wird inzwischen nicht mehr gebaut. Dafür nimmt der Aufbau von Polestar als Elektroautomarke Fahrt auf. 2024 sollen zwei weitere Modelle in Deutschland in den Verkauf gehen. Der Elektro-SUV Polestar 3 sowie das SUV-Coupé Polestar 4. Wir konnten uns bereits alle Modelle genauer anschauen und haben. Hier geht es zu den Tests:

So konnten wir den Polestar 3 im ersten Test genau unter die Lupe nehmen und fuhren den weißen Riesen auf schwedischem Eis. Der zeigt, dass er bedarfsweise ganz schön hart und sportlich kann, aber eben auch sanft und komfortabel. Wenn man das Haar in der Suppe sucht, dann findet man es beim Laden: Wir hätten uns ein 800-Volt-System gewünscht, angeblich sollen aber bis zu 250 kW über DC drin sein. Ob das stimmt, können wir erst im Volltest mit einem serienreifen Polestar 3 im Sommer 2024 feststellen.

Lotus – Chinas elektrische Sport-Flitzer

Wie Polestar und Zeekr gehört der Autobauer Lotus zum chinesischen Mutterkonzern Geely. Lotus stand jahrzehntelang für kleine, enge, leichtgewichtige Sport-Flitzer mit Verbrennermotor. Mit dem Eletre präsentierte Lotus das erste Elektromodell der Marke – und läutete mit dem E-SUV die 180-Grad-Wende Richtung Elektromobilität ein.

Nach dem  Eletre legte Lotus mit der extrem leistungsstarken E-Limousine Emeya nach. Das Modell basiert auf der von Geely entwickelten Elektrofahrzeug-Plattform Electric Premium Architecture (EPA) und soll einen Frontalangriff auf den  Porsche Taycan Turbo S  und auf das  Tesla Model S Plaid starten.

Für den Emeya in der Basisversion veranschlagt Lotus einen Preis von 106.400 Euro und für die „S“-Version einen Preis von 126.950 Euro. Der Lotus Emeya R zieht auch deutlich im Preis an und startet bei 150.990 Euro. Ende 2024 sollen die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden. EFAHRER hat hier alle bisher bekannten Infos .

Xpeng – beeindruckt Deutsche mit richtig Wumms

Sie haben von Xpeng (sprich: Schaupeng) noch nie gehört? Macht nix, dafür aber der VW-Konzern. Der ist von der chinesischen Technik besonders angetan und ist deshalb prompt im chinesischen Start-up eingestiegen. Besonders abgesehen haben es die Wolfsburger mutmaßlich auf die 800-Volt-Technik, die es ermöglicht, besonders schnell zu laden (zunächst mit 175 kW). Zum Start in Deutschland gibt es wenig Wahlmöglichkeiten: Zwei Baureihen zu Preisen ab 49.600 Euro bringt der VW-Partner auf den Markt.

Doch nun kommt der P7 auch nach Deutschland. Doch wie fühlt und fährt es sich so am Steuer des schicken Chinesen? EFAHRER-Redakteur Moritz hat’s ausprobiert.

Von Benjamin Dizdar

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