Russland plant den Bau nuklear betriebener U-Boote für den LNG-Transport in der Arktis. Das ambitionierte Projekt soll die Lieferzeit nach Asien halbieren, stößt aber erwartungsgemäß auf enorme Skepsis von Experten. Ist die Idee realistisch, ein kühner Traum oder gar ein Bluff?
Russlands kühner Plan für arktischen Gastransport
Russland hat mit der Planung eines kühnen oder gar durchgeknallten Transportsystems für Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas; LNG) begonnen: Nuklear betriebene U-Boote sollen künftig die Beförderung aus der Arktis nach Asien übernehmen. Ziel ist es, die Transportzeit auf der nördlichen Seeroute (NSR) von derzeit 20 auf nur noch zwölf Tage zu verkürzen. Die NSR verläuft entlang der russischen Arktisküste von Murmansk im Westen bis zur Beringstraße im Osten und wird von Moskau als schnellere Alternative zum Suezkanal gesehen.
Das ambitionierte Projekt wurde laut Reuters von Mikhail Kovalchuk, dem Direktor des Kurtschatow-Instituts und engem Vertrauten von Präsident Putin, auf einer Fachkonferenz in St. Petersburg vorgestellt. Die geplanten U-Boote sollen eine Länge von 360 Metern und eine Breite von bis zu 70 Metern haben. Mit RITM-200-Kernreaktoren ausgestattet, die auch in Russlands neuesten Eisbrechern zum Einsatz kommen, sollen sie eine Ladekapazität von rund 180.000 Tonnen LNG erreichen – vergleichbar mit konventionellen Gastankern der Eisklasse Arc 7.
Die Schaffung von nuklear betriebenen Unterwasser-Gastransportern wird seit Langem diskutiert, seit den frühen 2000er Jahren. Jetzt haben wir (das Kurtschatow-Institut) und Gazprom mit der Konstruktion begonnen, und diese Arbeit wird voranschreiten.
Mikhail Kovalchuk
Hintergrund des Vorhabens ist Russlands Mangel an eisgängigen Schiffen, der insbesondere das neue Arctic LNG 2-Projekt behindert. Dieses steht aufgrund des Ukraine-Kriegs unter US-Sanktionen. Obwohl die Anlage seit Dezember LNG produziert und erste Ladungen im August verschifft wurden, konnten diese bisher nicht an Endabnehmer übergeben werden.
Experten sind skeptisch
Experten stehen dem U-Boot-Projekt allerdings skeptisch gegenüber. Alexander Nikitin, ehemaliger Marineoffizier und Nuklearexperte, bezweifelt Russlands Fähigkeit, solche U-Boote zu bauen: “Meine Meinung ist, dass die Leute denken: ‘Vielleicht funktioniert es.’ Aber angesichts der Situation ist es unwahrscheinlich.” Er bezeichnet das Projekt als “Bluff” und verweist auf zusätzliche Herausforderungen, darunter den Bedarf an speziellen Versorgungsschiffen, die Notwendigkeit spezieller Docks und die Erfordernisse von geschultem Personal.
Trotz der Zweifel hält Russland an seinen ehrgeizigen Plänen fest. Die nördliche Seeroute soll ausgebaut und die Arktis als Energiequelle erschlossen werden. Ob die nuklearen LNG-U-Boote dabei tatsächlich eine Rolle spielen werden, bleibt allerdings fraglich – vor allem aus Kostengründen.
Zusammenfassung
- Russland plant nukleare U-Boote für LNG-Transport in der Arktis
- Transportzeit soll von 20 auf 12 Tage verkürzt werden
- U-Boote mit 360 m Länge und 180.000 Tonnen LNG-Kapazität geplant
- Das Projekt soll Mangel an eisgängigen Schiffen ausgleichen
- Experten zweifeln an Russlands Fähigkeit zur Umsetzung
- Hohe Kosten und technische Herausforderungen werden erwartet
- Russland hält trotz Skepsis an ehrgeizigen Arktis-Plänen fest
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