Das Schienbeinkantensyndrom verursacht Schmerzen entlang des Schienbeins nach sportlicher Belastung. Über Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.
Sie sind mitten in Ihrem wöchentlichen Lauftraining, genießen die frische Luft und den Rhythmus Ihrer Schritte. Plötzlich spüren Sie ein unangenehmes Ziehen an der Innenseite Ihres Schienbeins. Es könnte auf das Schienbeinkantensyndrom hindeuten – eine häufige Verletzung bei Läufern und anderen Athleten. Aber was genau verbirgt sich dahinter, und wie können Sie damit umgehen?
Was ist das Schienbeinkantensyndrom?
Das Schienbeinkantensyndrom, auch als Shin Splints oder mediales Tibiakantensyndrom (MTSS) bekannt, bezeichnet Schmerzen entlang der Innenseite des Schienbeins. Diese Schmerzen entstehen durch eine Überlastung der Knochenhaut und der angrenzenden Muskulatur und Sehnen. Die Beschwerden treten häufig bei Sportlern auf, die ihre Trainingsintensität oder -dauer plötzlich erhöhen oder auf harten Untergründen trainieren. Die wiederholte Belastung führt zu einer Reizung und Entzündung der Knochenhaut.
ANZEIGE
Ursachen des Schienbeinkantensyndroms
Die Ursachen für das Schienbeinkantensyndrom sind vielfältig und oft auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen:
- Übermäßige Belastung: Intensives Training ohne ausreichende Vorbereitung oder plötzliche Erhöhung der Trainingsintensität.
- Harte Untergründe: Laufen auf harten Böden wie Asphalt erhöht die Belastung der Schienbeine.
- Ungeeignetes Schuhwerk: Abgenutzte oder unzureichend gedämpfte Schuhe bieten nicht den nötigen Schutz.
- Fußfehlstellungen: Probleme wie Plattfüße oder übermäßige Pronation (Einknicken des Fußes nach innen) verstärken die Belastung der Schienbeinmuskulatur.
- Schwache Muskulatur: Unzureichend trainierte Bein- und Fußmuskulatur kann die Belastung nicht effektiv abfedern.
Symptome des Schienbeinkantensyndroms
Die Symptome des Schienbeinkantensyndroms sind recht eindeutig. Patienten berichten häufig über Schmerzen an der Innenseite des Schienbeins, die stechend oder dumpf sein können und zunächst nur während des Trainings auftreten. Diese Schmerzen verstärken sich meist bei Druck auf das betroffene Gebiet und können in einigen Fällen zu einer leichten Schwellung führen. Mit fortschreitender Belastung treten die Schmerzen immer früher auf, schließlich auch schon bei ruhigen Aktivitäten oder in Ruhe.
ANZEIGE
Mehr aus dem Bereich Ratgeber
Erschöpft und müde? Finden Sie heraus, ob ein Folsäuremangel dahintersteckt
Samstag, 28.12.2024 | 15:54
Dornwarzen: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
Samstag, 28.12.2024 | 10:34
Leiden Sie unter mysteriösen Hautverfärbungen? Das Toasted-Skin-Syndrom erklärt
Freitag, 27.12.2024 | 17:32
Gaumennahterweiterung: Die Lösung für einen zu schmalen Kiefer?
Freitag, 27.12.2024 | 16:07
Schädelprellungen bei Kindern und Erwachsenen: Was passiert dabei?
Freitag, 27.12.2024 | 10:57
Zahnimplantate trotz Vorerkrankungen? Das müssen Risikopatienten wissen
Donnerstag, 26.12.2024 | 16:56
Offenes Bein (Ulcus cruris) – Ursachen, Symptome und Behandlung
Donnerstag, 26.12.2024 | 16:54
Masernimpfung: Was Sie wissen sollten
Donnerstag, 26.12.2024 | 11:13
Fibroadenome: Wie Sie mit den gutartigen Brustknoten umgehen
Mittwoch, 25.12.2024 | 16:55
Mittelohrentzündungen bei Kindern: Ursachen, Symptome und Behandlung
Mittwoch, 25.12.2024 | 15:47
Diagnose des Schienbeinkantensyndroms
Die Diagnose des Schienbeinkantensyndroms basiert hauptsächlich auf den Symptomen und einer gründlichen körperlichen Untersuchung. Folgende Methoden können zur Bestätigung der Diagnose eingesetzt werden:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt fragt nach den genauen Beschwerden und palpatiert das Schienbein, um Druckschmerzhaftigkeit zu überprüfen.
- Bildgebende Verfahren: Bei unklaren Fällen oder Verdacht auf andere Verletzungen können Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um Stressfrakturen oder andere Differenzialdiagnosen auszuschließen.
Differenzialdiagnosen
Das Kompartmentsyndrom ist eine solche Differenzialdiagnose, bei der es zu einer Druckerhöhung innerhalb der Muskellogen kommt, was starke Schmerzen und möglicherweise bleibende Schäden verursachen kann. Eine weitere häufige Differenzialdiagnose ist die Stressfraktur, bei der kleine Risse im Schienbein durch wiederholte Belastung entstehen. Auch eine Tendinitis, eine Entzündung der Sehnen, kann ähnliche Symptome verursachen. Schließlich können auch Muskelverletzungen wie Zerrungen oder Muskelfaserrisse zu Schmerzen im Schienbein führen.
ANZEIGE
Verlauf des Schienbeinkantensyndroms
Der Verlauf des Schienbeinkantensyndroms kann je nach Schwere der Symptome variieren. Zu Beginn treten die Schmerzen meist nur während intensiver Belastung auf und lassen in Ruhe wieder nach. Bleibt die Belastung jedoch bestehen, können die Schmerzen chronisch werden und selbst im Ruhezustand auftreten. Unbehandelt kann die Entzündung des Schienbeins zu schwerwiegenderen Komplikationen wie Stressfrakturen führen. In der Regel sollten sportliche Aktivitäten für mindestens zwei bis vier Wochen vermieden werden. Erst wenn die Schmerzen vollständig abgeklungen sind, kann mit einem langsamen und behutsamen Wiederaufbau des Trainings begonnen werden.
ANZEIGE
ANZEIGE
Behandlung des Schienbeinkantensyndroms
Die Behandlung des Schienbeinkantensyndroms konzentriert sich auf die Linderung der Schmerzen und die Beseitigung der auslösenden Faktoren. Folgende Maßnahmen können helfen:
- Ruhe und Schonung: Belastende Aktivitäten vermeiden, bis die Schmerzen abgeklungen sind.
- Eis: Betroffene Stelle mehrmals täglich für 15-20 Minuten kühlen.
- Kompressionsverbände: Zur Reduktion von Schwellungen und Unterstützung der Muskulatur.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zur Schmerz- und Entzündungshemmung eingesetzt werden.
- Dehnübungen und Kräftigungstraining: Spezielle Übungen zur Kräftigung der Wadenmuskulatur und Dehnung der verkürzten Muskeln.
- Laufanalyse und orthopädische Einlagen: Anpassung des Schuhwerks und Verwendung von Einlagen zur Korrektur von Fußfehlstellungen.
- Infiltrationen: Glukokortikoide (Cortison) und Lokalanästhetik können zu einer Reduktion der Entzündung und Schmerzen führen.
- Stoßwellentherapie: Niederenergetische Stoßwellenbehandlungen können bei wiederholter Anwendung zu einer Besserung der Beschwerden führen.
Maßnahmen zur Schmerzreduktion
Neben den allgemeinen Behandlungsmaßnahmen gibt es spezifische Maßnahmen zur Schmerzreduktion:
ANZEIGE
- Triggerpunktakupunktur: Diese Methode kann muskuläre Verspannungen lösen.
- Physiotherapie: Dehnungen und Quermassagen fördern die Heilung und lockern die Muskeln.
- Tapen: Temporäres Stabilisieren des Fußes durch spezielles Tape kann die Belastung reduzieren.
Prävention des Schienbeinkantensyndroms
Um einem erneuten Auftreten des Schienbeinkantensyndroms vorzubeugen, sind präventive Maßnahmen entscheidend. Eine schrittweise und progressive Trainingssteigerung ist wichtig, um plötzliche Intensivierungen zu vermeiden. Die Lauftechnik sollte regelmäßig analysiert und bei Bedarf korrigiert werden, um eventuelle Fehlstellungen zu vermeiden. Das Tragen gut gedämpfter Schuhe und das regelmäßige Wechseln des Schuhwerks können ebenfalls präventiv wirken. Dehn- und Kräftigungsübungen sollten in den Trainingsplan integriert werden, um die Muskulatur stabil und flexibel zu halten. Ein gutes Aufwärmen vor dem Training bereitet die Muskeln auf die bevorstehende Belastung vor. Schließlich sollte das Training nicht dauerhaft auf harten Untergründen stattfinden, um die Belastung der Schienbeine zu reduzieren.
ANZEIGE
ANZEIGE
Risikofaktoren
Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, ein Schienbeinkantensyndrom zu entwickeln:
- Weibliches Geschlecht: Frauen haben ein höheres Risiko für Überlastungsverletzungen.
- Vorangegangene Laufverletzungen: Frühere Verletzungen erhöhen das Risiko eines erneuten Auftretens.
- Hohes Körpergewicht: Mehr Gewicht bedeutet eine höhere Belastung für die Beine.
- Überpronation: Ein übermäßiges Abknicken des Fußes nach innen kann zu Überlastungsschäden führen.
- Vitamin-D- und Calcium-Mangel: Ein Mangel an diesen Nährstoffen kann die Knochengesundheit beeinträchtigen.
Ansprechpartner und Anlaufstellen
Wenn Sie an einem Schienbeinkantensyndrom leiden oder Symptome verspüren, die auf dieses Syndrom hinweisen, sollten Sie sich an folgende Anlaufstellen wenden:
- Hausarzt: Für eine erste Einschätzung und Überweisung zu Spezialisten.
- Orthopäden: Fachärzte für die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats.
- Physiotherapeuten: Spezialisierte Therapie zur Rehabilitation und Prävention.
- Laufsportgeschäfte: Beratung zur Wahl des richtigen Schuhwerks und ggf. Einlagenversorgung.
Fazit
Das Schienbeinkantensyndrom ist eine häufige Überlastungsverletzung bei Sportlern, die jedoch durch gezielte Maßnahmen und Prävention gut behandelt und vermieden werden kann. Wichtig ist es, die ersten Anzeichen ernst zu nehmen, rechtzeitig die Belastung zu reduzieren und gegebenenfalls eine ärztliche Untersuchung durchführen zu lassen.
Über Dr. Michael Humenberger
Dr. Michael Humenberger ist Oberarzt an der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Medizinischen Universität am Wiener AKH und betreibt als Unfallchirurg und Orthopäde zwei Ordinationen in Wien. Im AKH liegt seine Spezialisierung in der gesamten Unfallchirurgie und er behandelt ein breites Spektrum von Verletzungen – von einfachen und komplexen Extremitätenverletzungen bis hin zu schwerverletzten PatientInnen. Seine Leidenschaft gilt der Sportmedizin mit besonderem Fokus auf Verletzungen und Überlastungssyndrome rund um das Kniegelenk. Die Behandlung seiner Patienten erstreckt sich von einer multidisziplinären konservativen Behandlung bis hin zu modernsten OP-Techniken und richtet sich jeweils nach den individuellen Bedürfnissen seiner PatientInnen.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.