Die Mosel bleibt voraussichtlich bis Ende März für den Schiffsverkehr gesperrt. Ein Frachter hatte am Sonntag die Schleuse bei Müden gerammt und schwer beschädigt.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn teilte mit, dass voraussichtlich erst im Frühjahr wieder Schiffe auf der Mosel fahren können. Denn bei dem Unfall am Sonntagmittag seien beide Torflügel der Schleuse vollständig aus ihrer Verankerung gerissen und deformiert worden.
Auch die Antriebszylinder für die beiden Torflügel seien massiv beschädigt. Alle Teile sind laut WSA nicht mehr nutzbar und müssen komplett ersetzt werden. Eine genaue Schadensaufnahme erfolge in den kommenden Tagen. Um sich ein umfassendes Bild zu machen, müsse die Schleuse trocken gelegt werden – damit werde frühstens am Dienstag begonnen.
Schiffe stauen sich auf Mosel
Ein durchgehender Schiffsverkehr ist an der Mosel zurzeit nicht möglich, da an der Staustufe Müden nur diese Schleusenkammer für die Großschifffahrt vorhanden ist. Etwa 70 Schiffe stecken auf der Mosel fest und können den Fluss nicht in Richtung Rhein verlassen. Sie stauen sich den Angaben zufolge zurück bis zur französischen Grenze und der Saar. Das Krisenteam will am Mittwoch entscheiden, wie die “gefangenen” Schiffe freikommen können.
Es sei ein Krisenstab eingerichtet worden, der alles daran setze, die Schleusenkammer so schnell wie möglich zu reparieren, erklärte das WSA. Demnach gibt es zwar ein Ersatztor, das muss allerdings vor dem Einbau erst noch aufgerüstet werden. Bis die Schleuse wieder in Betrieb genommen werden kann, wird es laut WSA voraussichtlich bis Ende März dauern. Für die Binnenschifffahrt sei der Unfall ein Desaster.
Trier
Havarie an Schleuse bei Müden
Mosel-Sperrung: “Das ist ein Worst-Case-Szenario für den Trierer Hafen”
Die mehrmonatige Sperrung der Mosel stellt den Hafen in Trier und viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Die IHK sorgt sich um das Image der Wasserstraße Mosel.
Mo.9.12.2024
14:00 Uhr
SWR4 am Nachmittag
SWR4
Trierer Hafen: “Worst-Case-Szenario”
Der Geschäftsführer des Trierer Hafens sprach von einem Worst-Case-Szenario, das es so bislang noch nicht gegeben habe. Das Geschäft auf dem Wasser stehe nun für Monate still. Der Großteil der Waren, der über den Trierer Hafen verschifft werde, gehe in Richtung Koblenz. Dieser Weg sei nun versperrt. Die Höhe des finanziellen Schadens sei noch nicht absehbar. Immerhin laufe die Verteilung von Waren über das Container-Terminal auf Lkw oder Bahn weiter. Unklar sei, wie lange dort die Kapazitäten ausreichten, um den Wegfall der Schifffahrt zu kompensieren.
IHK fordert Ausbau von Moselschleusen
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier spricht von einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Unternehmen und fordert in diesem Zusammenhang die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung dazu auf, gemeinsam mit der Politik den Ausbau der Moselschleusen voranzutreiben. Wilfried Ebel, Leiter Verkehr und Digitalisierung der IHK Trier, sagt zu dem Unfall: “Das bedeutet einen massiven Vertrauensverlust für die Wasserstraße Mosel, die man seit Jahren durch eine Verlagerung von Gütern zu stärken versucht.”
Die IHK weist darauf hin, dass es auf der Mosel kaum Schleusen mit einer zweiten Schleusenkammer gibt. Allein auf dem deutschen Teil der Mosel zwischen der Sauermündung und Koblenz befinden sich zehn Schleusen, von denen bisher nur Trier, Zeltingen und Fankel über eine zweite Schleusenkammer verfügen. Für die zweite Kammer in Lehmen liege bereits seit mehreren Jahren der Planfeststellungsbeschluss vor, so die IHK.
Unfall beim Einfahren in die Schleuse bei Müden
Laut Wasserschutzpolizei Koblenz rammte das Güterschiff am Sonntag kurz nach 13 Uhr ein Schleusentor, als dieses noch geschlossen war. Aus bisher noch ungeklärter Ursache sei das Schiff “scheinbar nahezu ungebremst” in das Untertor gefahren, teilte das Wasser- und Schiffahrtsamt mit.
Zu diesem Zeitpunkt sei die Schleusenkammer noch in Vorbereitung für die Schleusung gewesen, die Einfahrt noch nicht freigegeben und das Schleusentor noch vollständig geschlossen. Das Schiff sei bei dem Aufprall am Bug beschädigt worden, es sei aber kein Wasser eingedrungen. Der Frachter liegt den Angaben zufolge in der Nähe der Schleuse und ist noch schwimmfähig.
Hydraulikflüssigkeit lief in die Mosel
Bei dem Unfall lief laut Polizei auch Hydraulikflüssigkeit in die Mosel. Die Feuerwehr habe eine weitere Ausbreitung der Flüssigkeit aber verhindern können. Das Schiff hatte den Angaben zufolge etwa 1.500 Tonnen Schrott geladen und war auf der Fahrt zum Hafen Mertert in Luxemburg.