Ein- und Durchschlafstörungen, kombiniert mit Ausbleiben echter Tiefschlafphasen, teilweise getriggert durch nächtliche Schwitzattacken können Frauen in der Peri- und Menopause arg zu schaffen machen.
Dauerhaft kann Schlafentzug zu physischen und psychischen Nebenwirkungen im Alltag führen: Stoffwechsel-Verlangsamung, Gedächtnisprobleme in der Arbeit, Gereiztheit und Sekundenschlaf im Tagesrhythmus sind nur einige der negativen Auswirkungen auf unseren Organismus bei lang anhaltendem Schlafentzug. Vorbestehende psychiatrische Erkrankungen können getriggert werden und zum Aufflammen kommen und auch neu auftretende Störungen wie Fatigue oder depressive Verstimmungen werden berichtet.
Dr. Sabine Miltenberger, eine erfahrene Frauenärztin, absolvierte ihr Medizinstudium an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg zwischen 1993 und 2000. Nach erfolgreichem Abschluss des III. Staatsexamens im Jahr 2000, begann sie ihre berufliche Laufbahn in der privaten Frauenklinik Dr. Wilhelm Krüsmann in München-Pasing, wo sie bis 2004 tätig war. Anschließend arbeitete sie bis 2010 als angestellte Ärztin in der Münchner Praxis F5H. Seit 2007 ist sie als Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe zertifiziert. Seit 2010 führt Dr. Miltenberger ihre eigene Praxis in München, Pranner15, und ist dort als renommierte Frauenärztin tätig.
Schlafprobleme als erstes Anzeichen der Menopause
Bereits zwei bis drei Jahre VOR dem Eintreten der echten Menopause kann der schlechter werdende Schlaf ein Symptom für diese Lebensphase der Frau sein. Je nach B-Symptomatik (Gewichtszu- oder Abnahme, Nachtschweiß, Zyklusstörungen) werden in dieser Lebensphase in der gynäkologischen Sprechstunde Hormonanalysen angefertigt, um sich einen Überblick auf die zyklische Aktivität der jeweiligen Patientin zu verschaffen und auch die Dynamik in dieser Zeit abzubilden. Dabei ist zu betonen, dass ein Hormonstatus immer nur eine Momentaufnahme ist, die sich ändern kann. Wir motivieren Betroffene, gerne nochmal vorstellig zu werden, wenn sich Symptome verstärkt zeigen.
Meistens fallen die beginnenden Schlafstörungen im Leben einer Frau mit anderen Themen zusammen: Kinder sind älter und rutschen in die Pubertät mit ihren ganz eigenen Themen, eigene Eltern oder Schwiegereltern sind gesundheitlich angeschlagen oder werden gar zu Pflegefällen, beruflich orientieren sich viele Menschen nochmals neu, um den letzten Abschnitt der Karriere zu gestalten.
Dies führt natürlich ebenso zu schlaflosen Nächten wie das Nachlassen hormoneller Aktivität im Gehirn in der Kombination des allgemeinen „Alterns“ des Körpers. Botenstoffe im Gehirn werden nicht mehr stets in ausreichender Menge gebildet und/ oder können nicht mehr an alle Rezeptoren andocken, der Stoffwechsel im allgemeinen wird weniger aktiv und kann zur Imbalance führen.
Hormone als Ursache: Östrogen- und Progesteronmangel
Aber auch hormonell können die Ursachen in einer unzureichenden Bildung von Östrogenen und (in der zweiten Zyklushälfte) Progesteronen zu teilweise zyklusabhängigen Schlafstörungen führen. Eine grobe Faustregel ist: Wenn nächtliches Schwitzen die Ursache für die Schlaflosigkeit ist und andere Ursachen ausgeschlossen sind, ist meistens ein Östrogenmangel festzustellen.
Wenn einfach „nur“ die Tiefe des Schlafes oder das Nicht-zur-Ruhe-Kommen das Leitsymptom ist, findet sich oft ein Progesteronmangel im weiblichen Körper. Hormonelle Veränderungen können die Stress-Resilienz durch eine erhöhte Sensibilität für Stresshormone verschlechtern.
Die Palette der Therapieoptionen ist groß: neben bekannter homöopathischer und pflanzlicher Mittel (zum Beispiel Cimicifuga, Frauenmantel oder Keuschlamm) können Aminosäuren (zum Beispiel Tryptophan oder dessen Stoffwechselprodukt 5-HTP) ebenso zum Einsatz kommen wie Vorstufen von Hormonen (zum Beispiel Pregnonolon) oder bioidentische Hormonersatztherapie (Progesteron und Estradiol).
Teilweise profitieren Frauen auch vom Einsatz reiner gelbkörperhormonhaltiger Pillen oder anderer Hormonpräparate. Dies sind Einzelfallentscheidungen und müssen nach Symptomen und Befunden herausgefunden werden.
Therapieoptionen: Von Hormonen bis Meditieren
Klassische Schlafmittel können auch eine zeitlang verordnet werden, um den Frauen einen „Wiedereinstieg“ in einen gesunden Schlafrhythmus zu ermöglichen. Dies ist aber meistens nur eine Zwischenlösung.
Selbstverständlich sind auch nicht-medikamentöse Therapieansätze wie Meditieren, genügend Bewegung im Alltag, leichte Mahlzeiten vor dem Zubettgehen und Alkoholverzicht adäquate Mittel, eine gesunde Schlafhygiene zu erzielen.
Auch die Schlafsituation sollte beleuchtet werden: Stimmt das Bett für die körperlich sich vielleicht verändernden Bedürfnisse? Gibt es einen Partner oder eine Partnerin, der oder die den eigenen Nachtschlaf beeinträchtigt (zum Beispiel durch Schnarchen)?
Alles in allem ist eine Verbesserung des Schlafes in der Zeit der Peri-/ Menopause ein wichtiger Baustein für die hormonelle Balance, auch wenn Frauen von uns medikamentös hierbei begleitet werden. Denn nicht umsonst ist Schlafentzug eine anerkannte Foltermethode nach UN-Carta und sollte von behandelnden Ärztinnen und Ärzten ernst genommen werden und wenn möglich, ursächlich behandelt werden.