Der Streit ums Verbrenner-Verbot könnte in den Koalitionsverhandlungen nach der Wahl durchaus eine Rolle spielen. Denn die wahrscheinlichen Partner – CDU/CSU, SPD und Grüne, entweder als Zweier- oder Dreier-Konstellation – sehen das Thema ganz unterschiedlich . SPD-Kanzlerkandidat Scholz warnte kürzlich davor, „zum Verbrenner zurückzukehren“. „Man sieht, Elektromobilität funktioniert“, so Scholz kürzlich beim Besuch eines E-Auto-Werks des in die Krise geratenen VW-Konzerns. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck machte das Verbot aller neuen Benzin-, Diesel- und Hybridautos ab 2035 sogar zur Koalitionsbedingung. CDU-Kandidat Merz dagegen sprach sich stets für Technologieoffenheit aus. „Jeder Automobilhersteller soll betriebswirtschaftlich sein eigenes Geschäftsmodell entwickeln“, so Merz in einem Interview mit der „Auto Motor & Sport“.
Verbrenner-Verbot als möglicher Knackpunkt der neuen Regierung
Fragt man die Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland direkt, so unterstützt die Mehrheit eher die Linie der Union als die von SPD und Grünen. Eine Umfrage der Zeitschrift „Auto Motor & Sport“ kam zum Ergebnis: „75,8 Prozent der Teilnehmer sagten, es ärgere sie, dass „die Politik ausschließlich auf den E-Antrieb setzt und dabei Technologieoffenheit und die Suche nach der langfristig besten Lösung in den Hintergrund tritt“. Nur 24,2 Prozent begrüßen dagegen die „klaren politischen Vorgaben“ und die Entscheidung für den Elektroantrieb. Auch eine neue Elektro-Förderung sehen Autofahrer mit gemischten Gefühlen. “55 Prozent sind gegen die Wiedereinführung einer Kaufprämie, 45 Prozent dafür. Eine deutliche Mehrheit plädiert dagegen dafür, eine staatliche Förderung völlig neu auszurichten, nämlich allein auf den CO2-Ausstoß zu konzentrieren ohne Blick auf die Antriebstechnik”, so die Zeitschrift.
Auch in anderen EU-Ländern schwindet Rückhalt fürs Verbrenner-Verbot
Die Deutschen sind mit ihrer Skepsis übrigens nicht allein. Wie eine aktuelle Umfrage von Autoscout24 zeigt, will in den bedeutendsten Automärkten der EU eine Mehrheit der Menschen das Verbrenner-Verbot entweder aussetzen oder ganz abschaffen . So sehen es unter anderem die Befragten in Deutschland, Frankreich und Italien. In einigen Ländern wie den Niederlanden gibt es dagegen eine starke Zustimmung zum Verbot. Das europäische Land mit dem derzeit mit Abstand größten Anteil an E-Fahrzeugen bei Neuwagen ist Norwegen. Obwohl Verbrenner dort nicht verboten sind, wie zuletzt mehrfach falsch berichtet wurde, spielen sie nur noch eine Nischenrolle auf dem Neuwagenmarkt . In Deutschland ist der Fünfjahresplan der Ampel-Regierung – 15 Millionen E-Autos bis 2030 – wahrscheinlich nicht zu erreichen. Allerdings legen E-Fahrzeuge mit einigen Aufs und Abs seit Jahren auf dem Neuwagenmarkt kontinuierlich zu. Eine Kaufprämie gibt es derzeit in Deutschland nicht; allerdings genießen Fahrer von E-Autos diverse Steuer-Privillegien, auch bei Dienstwagen.