HomeNachrichtSchulbeginn in Rheinland-Pfalz: mehr Schüler, viele Erstklässler

Schulbeginn in Rheinland-Pfalz: mehr Schüler, viele Erstklässler

In Rheinland-Pfalz fängt heute für fast 548.000 Schülerinnen und Schüler der Unterricht an. Es sind gut 10.000 mehr als im vergangenen Schuljahr.

Allein die Zahl der Erstklässler beläuft sich im neuen Schuljahr auf mehr als 41.000 – das sind laut Bildungsministerium so viele wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr. Ein Grund dafür sei die wachsende Zahl geflüchteter Kinder, unter anderem aus der Ukraine.

Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte, die Herausforderungen für die Schulen nähmen zu, eine gute Unterrichtsversorgung bleibe in Rheinland-Pfalz aber gewährleistet. Wie genau dies gelingen soll, dazu will sich die Bildungsministerin in einer Pressekonferenz am Montag äußern.

Allerdings ist es kein Geheimnis, dass auch Rheinland-Pfalz – wie alle anderen Bundesländer – schon länger Schwierigkeiten hat, alle Planstellen für Lehrerinnen und Lehrer zu besetzen.

Keine Festlegung auf Förderschule vor der ersten Klasse

Die rheinland-pfälzischen Grundschulen müssen sich mit dem Beginn des neuen Schuljahrs auf eine wesentliche Neuerung einstellen, die die Kinder mit Lernbehinderung betrifft: Erstmals werden alle Schulanfänger an der Grundschule ihres Wohnortes angemeldet, die Festlegung auf eine Förderschule noch vor der ersten Klasse soll vermieden werden.

Zunächst gleiche Chancen für Kinder mit Lernbehinderung

Bisher konnten Kinder mit einer Lernbehinderung direkt in die 1. Klasse einer Förderschule eingeschult werden, wenn ein entsprechendes Gutachten vorlag. Jetzt sollen alle Kinder von Anfang an zunächst einmal gleiche Chancen erhalten, wie Bildungsministerin Hubig sagte.

Das Bildungsministerium betont aber auch, dass die Förderschulen nicht abgeschafft werden. Sollten Kinder dem Lernen in der 1. Klasse der regulären Grundschule wirklich nicht gewachsen sein, könnten sie ab der 2. Klasse in die Förderschule wechseln. Kinder mit schwersten körperlichen und geistigen Einschränkungen können nach wie vor direkt in einer Förderschule eingeschult werden.

Was ist die Förderschulreform?

Rheinland-Pfalz hat Nachholbedarf beim Thema Inklusion, also dem gemeinsamen Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern. Die Reform zielt zunächst auf Kinder mit einem Förderbedarf ab. Das sind Kinder, die beispielsweise einen niedrigeren Intelligenzquotienten haben, schlecht Deutsch sprechen oder aus sozial benachteiligten Elternhäusern kommen.

Da jetzt alle Kinder die gleichen Chancen erhalten sollen, kommen auch diese Kinder alle künftig in die erste Klasse der Regelschule. Bisher war es so, dass Kinder mit entsprechendem Gutachten direkt in die Förderschule eingeschult werden konnten.

Das Bildungsministerium betont, dass die Förderschulen nicht abgeschafft werden. Sollte ein Kind oder Kinder komplett scheitern, kann es ab der zweiten Klasse eine Förderschule besuchen.

Gibt es ausreichend Personal an den Grundschulen?

Verbände, Gewerkschaften und viele Eltern haben diese Neuregelung grundsätzlich begrüßt. Es wird allerdings befürchtet, dass das Personal an den Grundschulen in Rheinland-Pfalz nicht ausreicht, um allen Kindern gerecht zu werden. Das Bildungsministerium will deshalb die Förder- und Beratungszentren im Land mit rund 260 zusätzlichen Stellen stärken.

An diese Zentren können sich Grundschulen wenden, wenn sie personelle Unterstützung brauchen, um Kinder mit einem besonderen Förderbedarf zu unterstützen. Die Zentren entsenden im Bedarfsfall für eine gewisse Zeit ausgebildete Förderschulkräfte an die entsprechenden Schulen. Kritiker sind der Ansicht, dass dieses Modell aber nicht ausreichend sei, um Kindern mit Förderbedarf gerecht zu werden.

CDU gegen die Neuregelung: Belastung für Lehrkräfte steigt

Die CDU-Opposition lehnt die Neuregelung ab. Die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Jenny Groß, sagte, Kinder mit Förderbedarf träfen in den Regelgrundschulen jetzt auf Lehrkräfte, die auf die besonderen Aufgaben nicht vorbereitet seien. Für die Lehrkräfte steige die Belastung.

Eine Stunde mehr Deutsch für die Zweitklässler

Eine weitere Neuerung in diesem Schuljahr betrifft ebenfalls die Grundschüler: Alle Zweitklässler erhalten eine Stunde mehr Deutschunterricht. Damit reagiert das Bildungsministerium auf die zuletzt nur mittelmäßigen Ergebnisse in Bildungsstudien. Sprache sei der Schlüssel zu allem anderen, sagte Ministerin Hubig, deshalb lege das Land einen Schwerpunkt auf die Stärkung des Deutschunterrichts.

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Tägliche verbindliche Lesezeit wird eingeführt

Die Erweiterung der Lernzeit im Fach Deutsch soll nach Angaben der Ministerin für eine tägliche verbindliche Lesezeit genutzt werden. Diese werde zusätzlich zu der täglichen Rechtschreibzeit und der täglichen Kopfrechenzeit eingeführt, wie es sie an vielen Schulen schon gebe.

Zudem lernen laut Bildungsministerium alle Grundschulkinder von diesem Schuljahr an erst Deutsch und dann eine Fremdsprache. Statt wie bisher in der 1. Klasse setzen das frühe Englisch und Französisch erst in der 3. Klasse ein, dafür aber dann mit zwei Unterrichtsstunden in der Woche statt bisher einer.

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