Bei einer Schulterdystokie bleiben die Schultern des Babys im Becken der Mutter stecken. Was sind die Ursachen und wie wird diese Komplikation behandelt?
Die Geburt eines Kindes ist für viele Eltern der aufregendste Moment ihres Lebens. Doch was, wenn bei der Entbindung plötzlich Komplikationen auftreten? Eine dieser möglichen Herausforderungen ist die Schulterdystokie, ein Zustand, bei dem es zu einer Blockade der Schultern des Babys kommt, nachdem der Kopf den Geburtskanal verlassen hat. Eine derartige Situation kann für Mutter und Kind gleichermaßen besorgniserregend sein und erfordert schnelles Handeln. Doch was genau passiert bei einer Schulterdystokie, welche Risikofaktoren gibt es und wie erkennt man die Symptome, und vor allem?
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Schulterdystokie: Was ist das?
Schulterdystokie beschreibt eine Geburtskomplikation, bei der die Schultern des Babys nach dem Durchtritt des Kopfes im Geburtskanal stecken bleiben. Normalerweise wird das Baby nach dem Durchtritt des Kopfes problemlos geboren, jedoch kann es in einigen Fällen vorkommen, dass der Schultergürtel des Babys sich unterhalb des Schambeins der Mutter verhakt. Dies kann zu einer verzögerten Geburt und zu einer Reihe von Komplikationen führen.
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In solchen Fällen müssen die Geburtshelfer schnell reagieren, um die Geburt sicher fortzusetzen und das Baby aus der misslichen Lage zu befreien. Dies ist besonders wichtig, da eine ungestörte Geburt für die Gesundheit sowohl der Mutter als auch des Kindes entscheidend ist.
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Die Häufigkeit von Schulterdystokien wird unterschiedlich angegeben, sie liegt jedoch etwa bei 0,2 % bis 3,0 % aller vaginalen Geburten.
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Ursachen und Risikofaktoren der Schulterdystokie
Schulterdystokie kann bei jeder Geburt auftreten, es gibt jedoch bestimmte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können:
- Makrosomie: Ein makrosomes Baby, also ein Kind, das aufgrund einer übermäßigen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft zu groß geworden ist, hat ein höheres Risiko für eine Schulterdystokie. Besonders Babys mit einem Geburtsgewicht von mehr als 4.500 Gramm sind gefährdet, da ihre Schultern größer sind als bei durchschnittlich geborenen Babys.
- Diabetes während der Schwangerschaft: Mütter, die an Schwangerschaftsdiabetes oder bereits bestehendem Diabetes leiden, haben ein erhöhtes Risiko, ein Baby mit Makrosomie zur Welt zu bringen. Der hohe Blutzuckerspiegel kann zu einer übermäßigen Gewichtszunahme des Babys führen, was das Risiko einer Schulterdystokie erhöht.
- Vorausgegangene Schulterdystokie: Frauen, die bereits eine Geburt mit Schulterdystokie erlebt haben, haben ein erhöhtes Risiko, dass dies erneut auftritt.
- Geburtspositionen und -komplikationen: Eine Schultergeradstand (d. h. wenn die Schulter des Babys parallel zur Mutter steht) oder ein Schulterquerstand (bei dem die Schulter quer im Geburtskanal liegt) kann ebenfalls eine Schulterdystokie begünstigen.
- Beckenanomalien der Mutter: Eine enge Beckenform oder andere anatomische Besonderheiten können das Risiko erhöhen, dass das Baby Schwierigkeiten hat, durch den Geburtskanal zu kommen, und eine Schulterdystokie auftritt.
- Mütterliche Adipositas: Übergewichtige Frauen haben ein erhöhtes Risiko, einen großen Fötus zu gebären, was zu einer Schulterdystokie führen kann.
- Männliche Feten: Jungen sind aufgrund ihrer durchschnittlich größeren Schulterbreite häufiger betroffen.
- Vaginaloperative Entbindung: Wenn das Kind mittels Saugglocke geboren wird, ist das Risiko für eine Schulterdystokie ebenfalls erhöht.
Symptome und Notfallmanagement
Schulterdystokie tritt häufig ohne Vorwarnung auf, und die Symptome zeigen sich erst während der Geburt. Die entscheidenden Hinweise für eine Schulterdystokie sind eine plötzlich verzögerte Entbindung des Körpers des Babys nach der Geburt des Kopfes. In einigen Fällen kann es zu einer zu langen Geburtsphase kommen, wenn das Baby nicht wie erwartet aus dem Geburtskanal herauskommt.
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Da die Schulterdystokie als Notfall gilt, muss sie schnell und professionell behandelt werden. In der Regel wird die Entbindung durch spezifische Manöver unterstützt, wie zum Beispiel:
- McRoberts-Manöver: Hierbei wird die Mutter in eine spezielle Position gebracht, um den Geburtskanal zu erweitern und das Kind zu befreien.
- Suprapubische Druckmanöver: Durch Druck auf den unteren Bauchbereich der Mutter wird versucht, das Baby zu befreien.
- Innenrotationsmanöver: Ziel ist, die Schultern des Kindes so zu drehen, dass sie sich schräg in den Geburtskanal stellen und der Durchmesser verringert wird.
Diese Techniken erfordern schnelles und geübtes Handeln von den Geburtshelfern, um Schäden für Mutter und Kind zu vermeiden.
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Therapiemaßnahmen bei Schulterdystokie
Die Behandlung der Schulterdystokie erfolgt während der Geburt durch diese speziellen manuellen Eingriffe. Wird die Dystokie jedoch nicht innerhalb kurzer Zeit erfolgreich gelöst, können auch operative Maßnahmen erforderlich werden, um das Baby sicher zur Welt zu bringen. Sollte eine Schulterdystokie eine schwere Geburt oder Folgeschäden nach sich ziehen, können spezielle Rehabilitationsmaßnahmen, wie Physiotherapie oder chirurgische Eingriffe zur Behebung von Nervenschäden, notwendig sein.
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Komplikationen für Mutter und Kind
Eine Schulterdystokie kann sowohl für das Kind als auch für die Mutter ernsthafte Komplikationen mit sich bringen. Zu den möglichen Folgen für das Kind gehören:
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- Brachialplexusverletzungen: Nervenschäden, die zu Schwäche oder Lähmung des Arms führen können.
- Knochenbrüche: Schlüsselbein- oder Oberarmbrüche.
- Hypoxie: Sauerstoffmangel, der zu Hirnschäden oder Tod führen kann.
Für die Mutter können folgende Komplikationen auftreten:
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- Starke Blutungen: Postpartale Hämorrhagien.
- Damrisse: Schwere Risse im Bereich zwischen Vagina und Anus.
- Die Gebärmutter ist geplatzt: Einreißen der Gebärmutter.
- Symphysiotomie: Chirurgische Trennung der Schambeinfuge, um den Beckenausgang zu erweitern.
Prävention von Schulterdystokie
Da die Schulterdystokie oft unvorhersehbar ist, gibt es keine absolute Präventionsmaßnahme. Dennoch können bestimmte Vorsichtsmaßnahmen das Risiko minimieren:
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- Risikomanagement bei Diabetes: Gute Blutzuckerkontrolle während der Schwangerschaft kann das Risiko für Makrosomie und somit für Schulterdystokie reduzieren.
- Geburtsplanung: Bei bekanntem Risiko (z.B. Makrosomie, vorausgegangene Schulterdystokie) kann eine geplante Kaiserschnittentbindung in Erwägung gezogen werden.
- Gewichtskontrolle: Vermeidung übermäßiger Gewichtszunahme während der Schwangerschaft.
- Frühzeitige Entbindung: Bei Überschreiten des Termins kann eine Einleitung der Geburt das Risiko verringern.
Ansprechpartner und Unterstützung
Für betroffene Frauen und ihre Familien ist es wichtig, zu wissen, an wen sie sich wenden können. Folgende Ansprechpartner bieten Unterstützung:
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- Hausarzt oder Gynäkologe: Eine erste Untersuchung und Beratung vor der Geburt kann helfen, Risikofaktoren zu erkennen.
- Hebammen und Geburtshelfer: Diese spielen eine zentrale Rolle bei der Entbindung und dem Umgang mit einer Schulterdystokie.
- Physiotherapeuten: Für das Baby, insbesondere bei Nervenschäden, sowie für die Mutter zur Unterstützung der Rückbildung sind Physiotherapeuten wichtig. Sie bieten gezielte Übungen an, die die Heilung fördern.
- Kliniken und Chirurgen: Bei schwerwiegenden Komplikationen während der Geburt, die einen chirurgischen Eingriff erfordern, sind spezialisierte Kliniken und Chirurgen die richtigen Ansprechpartner.
- Krankenkassen: Viele Krankenkassen unterstützen die Behandlung von Geburtskomplikationen und rehabilitativen Maßnahmen nach einer Schulterdystokie, insbesondere bei Folgeschäden.
Fazit
Obwohl eine Schulterdystokie selten ist, kann sie sowohl für Mutter als auch Kind schwerwiegende Folgen haben. Durch präventive Maßnahmen und eine risikoorientierte Geburtsplanung können die Risiken minimiert und die Sicherheit während der Geburt erhöht werden. Betroffene Frauen sollten sich an ihre medizinischen Betreuer wenden und sich umfassend über mögliche Risiken und Maßnahmen informieren.
Über Mina Temelkov
Dr. mit. Mina Temelkov ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit den Schwerpunkten spezielle Geburtshilfe, Perinatalmedizin und Dysplasie. Mit über 14 Jahren klinischer Erfahrung, unter anderem an renommierten Frauenkliniken der Maximalversorgung und zuletzt an der LMU Frauenklinik in München, bringt sie ein umfangreiches Fachwissen in ihre Arbeit ein. Seit 2024 führt sie ihre eigene Praxis in München.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.