Der Streit am Chip-Markt eskaliert: ARM entzieht Qualcomm die Architekturlizenz. Diese Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die Smartphone- und PC-Branche sowie Snapdragon-SoCs haben. Der Konflikt hat seinen Ursprung in der Übernahme des Start-ups Nuvia.
Qualcomm
Schachzug im Chip-Streit
Der Rechtsstreit zwischen den Technologieriesen ARM und Qualcomm erreicht eine neue Dimension. Der britische Chip-Architekt plant, Qualcomm die Architekturlizenz zu entziehen. Diese Lizenz erlaubt es dem US-Unternehmen bisher, eigene Chips auf Basis der ARM-Technologie zu entwickeln.
Betroffen wären davon unter anderem die Oryon-CPU-Kerne, die in den neuesten Snapdragon-Prozessoren zum Einsatz kommen. Diese Chips finden sich in einer Vielzahl von Android-Smartphones und in den aufstrebenden ARM-basierten Windows-PCs, einschließlich Microsofts neuer Surface-Reihe und den Copilot+ PCs von Partnern wie HP, Acer und Lenovo.
Nuvia-Übernahme brachte Stein ins Rollen
Wie Bloomberg (Paywall) berichtet, hat ARM Qualcomm eine 60-tägige Frist gesetzt, um den Konflikt beizulegen. Diese Maßnahme ist der vorläufige Höhepunkt eines seit zwei Jahren schwelenden Rechtsstreits zwischen den beiden Unternehmen. Auslöser war Qualcomms Übernahme des Chip-Design-Startups Nuvia im Jahr 2021. ARM wirft Qualcomm vor, durch diese Akquisition Vertragsbestimmungen verletzt und Markenrechte missachtet zu haben.
Der Kern des Disputs liegt in der unterschiedlichen Interpretation der Lizenzvereinbarungen. Qualcomm argumentiert, dass die von Nuvia erworbenen Lizenzen mit der Übernahme automatisch auf sie übergegangen seien. ARM hingegen besteht darauf, dass eine Neuverhandlung der Verträge notwendig gewesen wäre. ARM fordert von Qualcomm sogar die Vernichtung aller Nuvia-Designs, die vor der Übernahme entstanden sind.
Dies ist nur mehr vom Gleichen von ARM – weitere unbegründete Drohungen, die darauf abzielen, einen langjährigen Partner unter Druck zu setzen, unsere leistungsführenden CPUs zu behindern und die Lizenzgebühren zu erhöhen, ungeachtet der umfassenden Rechte unter unserer Architekturlizenz. Mit einem bevorstehenden Gerichtsprozess im Dezember scheint ARMs verzweifelter Schachzug ein Versuch zu sein, den rechtlichen Prozess zu stören, und ihre Forderung nach Beendigung ist völlig haltlos. Wir sind zuversichtlich, dass Qualcomms Rechte gemäß seiner Vereinbarung mit ARM bestätigt werden. ARMs wettbewerbswidriges Verhalten wird nicht toleriert werden.
Stellungnahme von Qualcomm
Snapdragon-Technik ist in Gefahr
Die Auswirkungen dieser Eskalation könnten den gesamten Markt erschüttern. Qualcomm generiert einen Großteil seines jährlichen Umsatzes von rund 39 Milliarden Dollar mit Chips, die auf ARM-Standards basieren. Ein Verlust der Lizenz würde das Geschäftsmodell des Unternehmens grundlegend infrage stellen.
Qualcomm zeigt sich kämpferisch und bezeichnet ARMs Vorgehen als “haltlose Drohungen, die einen langjährigen Partner unter Druck setzen sollen”. Das Unternehmen ist überzeugt, dass seine Rechte aus der Vereinbarung mit ARM bestätigt werden und kündigt an, “anti-kompetitives Verhalten” nicht zu tolerieren.
Der Konflikt spiegelt auch die veränderten Strategien beider Unternehmen wider. Unter CEO Rene Haas bietet ARM zunehmend komplette Chip-Designs an und dringt damit in das Territorium seiner traditionellen Kunden vor. Qualcomm unter der Führung von Cristiano Amon setzt verstärkt auf eigene Entwicklungen und expandiert in neue Bereiche wie den PC-Markt.
Was denkt ihr über die möglichen Auswirkungen dieses Konflikts auf die Smartphone- und PC-Branche? Eine Welt ohne Snapdragon? Teilt eure Gedanken in den Kommentaren mit uns!
Zusammenfassung
- ARM plant, Qualcomm die Architekturlizenz zu entziehen
- Streit betrifft Oryon-CPU-Kerne in Snapdragon-Prozessoren
- Auslöser war Qualcomms Übernahme des Startups Nuvia im Jahr 2021
- ARM fordert Neuverhandlung der Verträge nach Nuvia-Übernahme
- Qualcomm generiert Großteil des Umsatzes mit ARM-basierten Chips
- ARM dringt unter CEO Rene Haas in Territorium der Kunden vor
- Qualcomm expandiert unter Cristiano Amon in neue Bereiche
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