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    So regelt das Heine-Gymnasium sein Handyverbot

    Dortmund. NRW diskutiert über ein Handyverbot an Schulen. Am Dortmunder Heine-Gymnasium ist das seit Jahren Praxis – und sogar die Schüler finden‘s gut.

    Große Pause am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG). Die Schüler spielen draußen in der Sonne, zwei Jungen drehen am Zauberwürfel. Ein Smartphone hält niemand in der Hand. Das umstrittene Handyverbot ist an der Schule in Dortmund-Nette längst Realität. Nicht nur die Lehrer finden das gut. „Das ist schon okay“, sagt auch Lena (15), die gerade mit Kristina auf der Fensterbank sitzt und quatscht. „So haben wir mehr Zeit füreinander.“

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    Nachdem ein Handyverbot an Schulen in mehreren Bundesländern in der Diskussion ist, hat auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller die Schulen jetzt aufgefordert, sich bis zum Herbst „eigene altersgerechte Regeln“ für die private Handynutzung zu geben. Am HHG gibt es die schon seit 2011, also seit 14 Jahren. Smartphones waren damals noch kein Thema, das Internet auch kaum. „Aber die Handys galten schon als Statussymbol, haben Unfrieden gestiftet“, erinnert sich Schulleiterin Susanne Köhnen, die damals schon als Lehrerin in Nette tätig war.

    Handyverbot sei an Dortmunder Schule kein Thema mehr

    Außerdem seien die Kinder abgelenkt gewesen und hätten weniger mit ihren Freunden interagiert. „Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler in der Pause draußen spielen, dass sie sich Klatsch und Tratsch erzählen und vielleicht auch die Hausaufgaben abschreiben“, sagt die 51-Jährige augenzwinkernd. Nur auf einen Bildschirm starren, das sollen die Kinder nicht. Deshalb seien die Handys aus dem Schulalltag verbannt worden.

    Kein Handy am Heinrich Heine Gymnasium.

    Die Schulleiterin des Heinrich-Heine-Gymnasiums Susanne Köhnen ist davon überzeugt, dass ein Handyverbot die Gemeinschaft der Schüler fördert.
    © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

    Was die Lehrer damals vorschlugen, stieß bei den Schülern zunächst auf wenig Begeisterung. „Die SV wollte sich nichts verbieten lassen, das ist ja auch verständlich“, so Köhnen. Deshalb seien die Regeln zunächst in einer Übergangszeit getestet worden. „Und wir waren alle überrascht, wie viel Interaktion das bei den Schülern losgeeist hat.“ Längst unterstütze auch die Schülervertretung das Handyverbot am HHG. Auch die Eltern seien zum allergrößten Teil mit im Boot. „Das ist gar kein Thema mehr.“

    Drastische Maßnahmen bei Verstößen

    Dabei sind die Regeln wirklich nicht ohne. Zwar dürfen die Älteren Telefon und iPad in den Freistunden nutzen, allerdings ausschließlich in bestimmten Oberstufen-Bereichen. Für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1, also von der 5. bis 10. Klasse, sind Mobiltelefon, Smartwatch und Tablet aber komplett tabu. Bringen sie ein Handy mit, muss es ausgeschaltet in der Tasche bleiben. Auch in der Mittagspause? „Auf jeden Fall“, so die Schulleiterin. „Gerade dann.“ Für den Notfall gibt es Ausnahmeregelungen.

    Kein Handy am Heinrich Heine Gymnasium.

    Oberstufenschülerinnen und -schüler dürfen Handy und iPad in den Freistunden nutzen – aber nur in bestimmten Bereichen der Schule.
    © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

    Doch wer ohne Not mit dem Handy erwischt wird, muss mit empfindlichen Konsequenzen rechnen. Das Handy wird eingesammelt und landet im Schultresor. „Ohne Diskussion“, wie Köhnen betont. Dort bleibt es für ganze drei Tage. Wer es früher zurück haben möchte, muss hingegen eine „Missbilligung“ hinnehmen, die schriftlich festgehalten wird. Wer mehrere davon sammelt, dem droht die Teilkonferenz, in der über weitere Ordnungsmaßnahmen beraten wird.

    Ordnungsmaßnahmen und Unkraut jäten

    Um das Handy vorzeitig aus dem Safe zu befreien, muss man außerdem am Freitag nach Schulschluss eine oder zwei Doppelstunden in der Tu-was-AG ableisten. „Unkraut jäten, Müll sammeln, das Gelände in Schuss halten“, zählt Köhnen auf. Wer nicht erscheint, der landet in der Tu-mehr-AG und muss bei längeren Projekten mitarbeiten. Und wenn der Schüler das auch nicht will? „Dann wird sein iPad gesperrt und damit ist er oder sie für ein paar Wochen im Unterricht analog unterwegs.“

    Kein Handy am Heinrich Heine Gymnasium.

    Eingesammelte Handys verschwinden für drei Tage im Schultresor, eigentlich (nur fürs Foto nicht) eingepackt in Umschlägen.
    © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

    Eines ist der Schulleiterin dabei aber ganz wichtig. Das Handyverbot sei ein einfacher Schritt, es dürfe aber nicht der einzige bleiben. Es gehe schließlich nicht darum, die Technik zu verteufeln. „Wir müssen den Kindern und Jugendlichen vielmehr einen kritischen Umgang mit den digitalen Medien beibringen“, so Köhnen. Mit dem Handyverbot könne man etwa Cybermobbing vorbeugen, gleichzeitig müsse aber immer auch die soziale Kompetenz der Schüler gestärkt werden. „Sich mit den anderen persönlich, nicht über Facebook oder Whatsapp auseinanderzusetzen, kann anstrengend sein und weh tun“, sagt sie. „Aber wenn sie es hier nicht lernen, wo dann?“

    „Schulen müssen sich auf den Weg machen“

    Die Dortmunder Schulleiterin ist daher froh über die jüngste Empfehlung der Landesregierung. Die Ministerien habe die Tür für ein Handyverbot geöffnet, lasse die Schulen aber selbst über die Regeln entscheiden. „Das ist gut so, denn das unterstreicht ihre Freiheit“, so Köhnen. Viele Schulen müssen sich jetzt auf den Weg machen. „Und ich hoffe, dass sie dabei von den guten Beispielen, die es schon gibt, lernen werden.“

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    Nicht zuletzt beweise das Dortmunder Heinrich-Heine-Gymnasium, dass man auch ohne Handy Spaß haben kann, betont Susanne Köhnen. „Denn HHG bedeutet: Handy aus, Herz an, Gemeinschaft leben.“

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