Was ist das Piriformis-Syndrom?
Das Piriformis-Syndrom ist eine Erkrankung, bei der der Piriformis-Muskel im Gesäßbereich verhärtet oder verspannt ist, was zu einer Kompression des Ischiasnervs führt. Der birnenförmige Piriformis-Muskel liegt tief in der Hüftmuskulatur und spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung und Bewegung des Hüftgelenks. Wenn dieser Muskel angespannt ist oder sich entzündet, kann er Druck auf den darunter verlaufenden Ischiasnerv ausüben, was Schmerzen und andere unangenehme Symptome verursacht. Diese Symptome können sehr einschränkend sein und betreffen oft das Gesäß und die Beine.
Welche sind die Hauptsymptome des Piriformis-Syndroms?
Die Symptome des Piriformis-Syndroms variieren stark. Ein chronischer, nagender Schmerz im Gesäß ist oft das erste Symptom. Diese Schmerzen können auch in die Rückseite des Oberschenkels, die Wade und bis in den Fuß ausstrahlen. Das Gesäß selbst kann sich empfindlich anfühlen und bei Druck oder Berührung stärker schmerzen. Patienten berichten häufig von einem dumpfen Schmerz, der sich wie ein Ziehen oder Brennen anfühlt und von Taubheitsgefühlen begleitet sein kann.
Neben den Schmerzen im Gesäß und den ausstrahlenden Schmerzen in die Beine können auch Kribbelgefühle und Taubheit in diesen Bereichen auftreten. Das Sitzen, insbesondere auf harten Oberflächen oder einem schmalen Fahrradsattel, sowie bestimmte Bewegungen wie das Überkreuzen der Beine oder das Bücken, können die Symptome verschlimmern. Häufig berichten Betroffene, dass sich die Schmerzen beim Sitzen auf der Toilette, im Auto oder nach längerem Sitzen verschlimmern.
Wie erkennt man die Symptome des Piriformis-Syndroms?
Ein weiteres typisches Symptom ist das Auftreten von Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheit im Gesäß, die auch in den Ober- und Unterschenkel sowie in die Wade und Fußsohlen ausstrahlen können. Diese Symptome treten häufig einseitig auf und können durch Bewegungen, die den Piriformis-Muskel beanspruchen, verschlimmert werden. Dazu gehören Aktivitäten wie Joggen, Radfahren, Treppensteigen, Heben und sogar normales Gehen oder Stehen.
Die Schmerzen nehmen typischerweise bei Aktivitäten zu, die den Piriformis-Muskel beanspruchen, und bessern sich im Liegen. Das Piriformis-Syndrom ist häufig mit einer eingeschränkten Beweglichkeit des Hüftgelenks und funktionellen Einschränkungen der Hüfte vergesellschaftet und tritt z.B. im Rahmen einer Coxarthrose (Arthrose des Hüftgelenks) häufig auf.
Kann das Piriformis-Syndrom auch Rückenschmerzen verursachen?
Ja, die Symptome des Piriformis-Syndroms können auch den unteren Rücken betreffen. Der Piriformis-Muskel spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilität und Bewegung des Hüftgelenks und ist mit dem Becken verbunden. Über das Iliosakral-Gelenk kann eine Verhärtung oder Verspannung dieses Muskels auch Rückenschmerzen verursachen. In einigen Fällen kann das Piriformis-Syndrom solche Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule verursachen, die bis in den Oberschenkel und die Beine ausstrahlen.Diese Rückenschmerzen können ähnlich wie bei einem Bandscheibenvorfall auftreten, was die Diagnose erschwert.
Ein weiteres häufiges Symptom ist die Einschränkung der Hüftbeweglichkeit. Diese Einschränkung kann zu einem verminderten Bewegungsumfang führen und es den Betroffenen erschweren, alltägliche Aktivitäten auszuführen.
Wie erkennt man, ob das Piriformis-Syndrom der Grund für die Schmerzen ist?
Die Symptome des Piriformis-Syndroms ähneln oft denen anderer Erkrankungen wie Bandscheibenvorfällen mit Lumboischialgien oder Spinalkanalstenosen. Daher ist eine sorgfältige Untersuchung durch einen Arzt erforderlich, um die genaue Ursache der Symptome festzustellen. Dabei wird der Arzt die Beweglichkeit der Hüfte testen und nach Anzeichen von Muskelverspannungen oder Bewegungseinschränkungen suchen. Auch verschiedene klinische Tests wie der FAIR-Test oder der Pace-Test können Hinweise auf das Piriformis-Syndrom geben.
Diese klinischen Tests sollen durch bestimmte Bewegungen den Schmerz provozieren, um so Hinweise auf eine Verspannung oder Verhärtung des Piriformis-Muskels zu liefern. Da es jedoch keinen spezifischen Test gibt, der das Piriformis-Syndrom eindeutig nachweisen kann, handelt es sich in der Regel um eine Ausschlussdiagnose.
Checkliste: Habe ich ein Piriformis-Syndrom?
- Haben Sie Schmerzen im Gesäß, die einseitig auftreten?
- Strahlen die Schmerzen von Ihrem Gesäß in die Rückseite Ihres Oberschenkels oder bis in den Fuß aus?
- Verspüren Sie Kribbeln oder Taubheitsgefühle im Gesäß oder in den Beinen?
- Verschlimmern sich die Schmerzen beim Sitzen, Gehen oder bei bestimmten Bewegungen wie Treppensteigen oder Joggen?
- Verbessern sich Ihre Symptome, wenn Sie liegen oder das Bein strecken?
- Haben Sie Rückenschmerzen, die bis in den Oberschenkel oder die Beine ausstrahlen?
- Reduziert sich Ihr Bewegungsbereich des Hüftgelenks und haben Sie Schwierigkeiten, sich zu bewegen?
- Treten die Schmerzen insbesondere beim Sitzen auf harten Oberflächen oder einem schmalen Fahrradsattel auf?
- Verstärken sich die Beschwerden bei Druck auf das Gesäß oder durch Berührung der betroffenen Bereiche?
- Wurden andere Ursachen für Ihre Symptome wie ein Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose bereits ausgeschlossen?
Über Prof. Dr. med. Karl Philipp Kutzner
Prof. Dr. mit. Karl Philipp Kutzner ist ein erfahrener orthopädischer Chirurg und gilt als ausgewiesener Experte für Erkrankungen des Hüft- und Kniegelenks. Insbesondere auf dem Gebiet der Endoprothetik, also der Behandlung mittels künstlichem Gelenkersatz von Hüfte und Knie ist er hochspezialisiert. Selbstständig betreibt er das von ihm gegründete ENDOPROTHETICUM Rhein-Main, eine orthopädische Spezialpraxis für Gelenkersatz in Mainz. Die Patienten des Endoprothesenzentrums operiert er an mehreren Standorten, unter anderem an der renommierten Lilium-Klinik in Wiesbaden. Prof. Kutzner lehrt Orthopädie und Unfallchirurgie an der Johannes-Gutenberg-Universitätsmedizin Mainz, betreibt seit vielen Jahren klinische Forschung und ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen auf dem Gebiet der Endoprothetik. Als einer der führenden Kurzschaft-Experten für die Hüftendoprothetik in Deutschland hält er regelmäßig Vorträge auf nationalen und internationalen Fachkongressen.
Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Sie ersetzen keinesfalls eine fachärztliche Beratung. Bei Beschwerden, Fragen oder Unsicherheiten bezüglich des Themas Piriformis-Syndrom sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.
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