Nicht nur gesundheitliche Folgen: Vegan auf Kosten der Kindheit – Gefährliche Risiken, die Eltern kennen sollten
Donnerstag, 29.08.2024, 07:00
Vegetarisch oder vegan? Eine Frage, die viele Eltern beschäftigt. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop liefert klare Antworten und wertvolle Tipps für eine ausgewogene Ernährung Ihrer Kinder.
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Können Eltern ihre Kinder vegetarisch ausreichend und ausgewogen ernähren?
Ja, das ist leicht möglich. Vegetarisch essen bedeutet ja nur: „Alles essen außer Fleisch und Fisch.“ Das heißt, andere tierische Lebensmittel wie beispielsweise Eier, Milch, Quark, Sahne, Joghurt und Käse gehören auch zu einer vegetarischen Essweise dazu. Hinzu kommt die pralle Vielfalt der gesamten „Pflanzenwelt auf dem Teller“. Damit lässt sich auch intuitiv super essen,denn die fleischfreie Auswahl und Vielfalt hierzulande ist riesig, hochwertig und sie kann sich jeder leisten.
Auch wissenschaftlichen Daten zufolge sind vegetarisch essende Kinder nicht schlechter mit Nährstoffen versorgt als Kinder, die alles und damit auch Fleisch essen. Grundsätzlich gilt: Kein Mensch, weder Kind noch Erwachsener, benötigt zwingend Fleisch, um sich ausgewogen und ausreichend zu ernähren – auch wenn Fleisch aus ernährungsphysiologischer Sicht ein hochwertiges Lebensmittel ist.
Über Uwe Knop
Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein neues Buch
“ENDLICH RICHTIG ESSEN” erschien im August 2024.
Und wie sieht es mit veganer Ernährung von Kindern aus?
Veganer verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern auf alle tierischen Lebensmittel, das heißt sie essen auch keine Eier, Käse & Co. – hier muss man sich also sehr gut auskennen, welche pflanzlichen Lebensmittel wie kombiniert die ausreichende Nährstoffversorgung sicherstellen. Im Gegensatz zu den „Omnivoren“ (Alles-Essern) und Vegetariern ist eine konsequente vegane Ernährung rein intuitiv, also nur mit Vertrauen in den eigenen Körper, wahrscheinlich nicht mehr möglich.
Es gibt zahlreiche kritische Nährstoffe wie beispielsweise Eisen, Jod, Zink, Aminosäuren (Bestandteile der Proteine), Fettsäuren und besonders Vitamin B12 – hier muss ich genau Bescheid wissen, welche Pflanzen was liefern und vor allem muss ich wissen, welche kritischen Nährstoffe ich als Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich einnehmen muss. Eine vegane Ernährungswiese muss also bei Erwachsenen schon sehr gut und akkurat geplant sein.
Für Kinder, die sich noch in der Entwicklungs- und Wachstumsphase befinden, können Mängel an Nährstoffen zu irreversiblen Schäden führen. Daher sollten Eltern sich immer fragen: Bringt eine vegane Ernährung meinem guten Gewissen ein gutes Gefühl oder bringt es meinem Kind etwas?
Ernährungsphysiologisch gibt es de facto keinen einzigen Vorteil, sondern ausschließlich teils hohe Risiken. Hinzu kommt der soziale Aspekt, den Eltern unbedingt beachten müssen: Derzeit sind Veganer mit maximal 3 Prozent der Bevölkerung eine Minderheit – das heißt ein veganes Kind wird bei Geburtstagsfeiern, Ausflügen, in Freizeit und Vereinen immer eine „vegane Extrawurst“ bekommen müssen und somit eine Sonder- oder gar Außenseiterrolle einnehmen. Das kann die kleine Seele arg und stark belasten – mit Folgen, die keiner kennt. Meine persönliche Empfehlung lautet daher: Kinder besser nicht vegan ernähren, sondern sie später selbst entscheiden lassen.
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Aber vegetarisch oder vegan zu essen, das ist für Erwachsene doch bewiesenermaßen gesünder, oder?
Diese Frage würden die meisten Menschen bei einer Straßenumfrage sofort bejahen – denn seit Jahren wird versucht, das Narrativ der „gesunderen vegetarischen Ernährung“ in die Köpfe der Menschen zu penetrieren. Doch das stimmt nicht, denn diese Aussage ist wissenschaftlich nicht belegbar. Daher wurde in 2024 mit COPLANT die größte Studie zu pflanzenbasierter Ernährung im deutschsprachigen Raumgestartet: Das Ziel: „Wir wollen erforschen, wie sich pflanzenbasierte Ernährungsweisen auf die Gesundheit auswirken und Datenlücken schließen!”.
Besonders diese „Datenlücken“ sind bemerkenswert. Die vielen namhaften offiziellen Institutionen, die COPLANT durchführen, gestehen nämlich öffentlich klar und deutlich ein, dass bislang kein wissenschaftlicher Beweis (“Kausalevidenz”) für die gesundheitliche Überlegenheit von Vegetarismus oder Veganismus vorliegt: „Es gibt bislang kaum wissenschaftlich belastbare Daten zu den Auswirkungen heutiger pflanzenbasierter Ernährungsweisen auf den Körper. … es liegen derzeit nur wenig wissenschaftlich belastbare Daten zur veganen und vegetarischen Ernährung vor … so ist die gesundheitliche Einordnung einer pflanzenbasierten Ernährungsweise im Sinne der Risikovorbeugung und -früherkennung derzeit kaum möglich….“
Damit sollte die ewige ideologische Diskussion zur „gesündesten Ernährungsform“ nun vorerst endgültig beendet sein. Wir müssen noch 20 Jahre warten. Mindestens.
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“ENDLICH RICHTIG ESSEN” von Uwe Knop
Worauf sollten Eltern denn unabhängig spezieller Essweisen bei der Ernährung ihres Nachwuchses achten?
Das ist ganz einfach. Merken Sie sich dazu einfach die 3V: Vorleben, Vielfalt, Verfügbarkeit. Eltern sollten Vorleben, dass Essen etwas sehr Schönes ist. Darüber hinaus bieten Mama, Papa, Oma und Opa idealerweise immer Vielfalt zum Essen an – das heißt, im Haushalt ist immer abwechslungsreiches, gutes frisches Essen verfügbar.
Auch sollte man Kinder immer Neues probieren lassen und sich freimachen vom schlechten Gewissen. Geben Sie Ihren Kindern, worauf sie Lust haben, was ihnen gut schmeckt und was sie gut vertragen. Seien Sie entspannt, wenn es ums Essen geht. Wenn Sie die folgenden fünf „Eckpfeiler“ richtiger Ernährung von Kindern beherzigen, dann basiert das Essverhalten Ihres Kindes auf einem soliden Fundament und entwickelt ein natürlich-gesundes Essverhalten (weitere hilfreiche Alltagstipps zur richtigen Kinderernährung finden Sie hier).
Dieser Text stammt von einem Experten aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.