Berlin. Polizisten haben nahe dem israelischen Generalkonsulat einen bewaffneten Mann erschossen. Er war den Behörden wohl bekannt.
Der von der Polizei in München in der Nähe des israelischen Generalkonsulats niedergeschossene Mann ist tot. Das gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekannt. Weitere Verletzte gab es nicht, teilte die Polizei mit. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 18-jährigen Mann aus Österreich. Er soll eine „ältere Langwaffe“ benutzt haben, hieß es von den Ermittlern. Hinweise zu weiteren Tätern gebe es nicht. Auch das Motiv der Tat ist bisher nicht bekannt.
Nach Informationen von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung soll der Schütze zuletzt im Salzburger Land wohnhaft gewesen sein. Der Mann soll 2006 geboren worden sein. Nach Informationen des „Spiegel“ und des „Standard“ war er den Sicherheitsbehörden als Islamistisch bekannt. Nach Deutschland soll er mit dem Auto gefahren sein.
In den sozialen Netzwerken wird aktuell ein Video geteilt, das den Vorfall in München zeigen soll. Die Polizei äußerte sich bisher nicht dazu. Die Sequenz, die mutmaßlich mit einem Handy von einem Zeugen aus einiger Entfernung aufgenommen worden ist und unserer Redaktion vorliegt, zeigt offenbar einen eher jüngeren Mann mit einer älteren Langwaffe, vorne ist augenscheinlich ein Bajonett angebracht. Der Täter wirkt eher unbeholfen, läuft an einer Häuserwand hin und her, gibt Schüsse ab, lädt nach. Am Ende des Videos sind Polizeisirenen zu hören.
München: Video zeigt mutmaßlichen Täter mit Bajonett
Zu sehen ist auch, wie sich der mutmaßliche Täter erst vom Generalkonsulat wegbewegt, hinter einem Container aus Holz versteckt, dann aber mit vorgehaltener Waffe in Richtung Generalkonsulat zieht. Er versucht, mit seinem Bajonett offenbar die Fensterscheibe eines Anbaus zu zerstören. Es gelingt ihm nicht, der Täter geht weiter Richtung Haupteingang des Konsulats. Dann bricht das Video ab.
Unsere Redaktion hat das Video verifiziert mit Geo-Daten aus dem Internet. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zeigt das Video den mutmaßlichen Täter in unmittelbarer Nähe des Israelischen Generalkonsulats, nur etwa 30 Meter entfernt. (Anm. d. Red.: Unsere Redaktion hat sich entschieden, das Video nicht zu zeigen, da solche Videos oft von Gleichgesinnten zur Glorifizierung der Täter genutzt werden.)
Schüsse in München am Jahrestag des Olympia-Attentats
Am Nachmittag gab die Polizei in München mit Vertretern der bayerischen Landesregierung eine Pressekonferenz. Details zum Tatverdächtigen und zum Motiv der Tat nannten die Sicherheitsbehörden nicht. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verwies auf das Datum der Tat: der Jahrestag des Olympia-Angriffe in München im Jahr 1972 auf die israelische Mannschaft. „Es gibt einen schlimmen Verdacht“, sagte Söder auf der Pressekonferenz am Tatort. Ein Zusammenhang zum Jahrestag sei „möglicherweise gegeben, das muss noch geklärt werden“, sagte Söder.
Am 5. September 1972 erschossen palästinensische Terroristen im olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Die Ermittlungen zum mutmaßlichen Attentat auf das israelische Generalkonsulat laufen bei der Generalstaatsanwaltschaft in München. Söder dankte den Polizeikräften und hob hervor: „Wir geben erneut ein Schutzversprechen für jüdische Bürger, jüdische Einrichtungen ab.“ Bis zu 500 Einsatzkräfte waren am Donnerstag vor Ort am Tatort.
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News 🔥 Nach @WDRinvestigative @NDRrecherche @SZ -Informationen handelt es sich bei dem inzwischen verstorbenen Attentäter in München um einen österreichischen Staatsbürger, geboren 2006, wohnhaft in #Österreich. Mehr dazu gleich bei https://t.co/g1uxGqy2p2 | #München #muc0509
— Florian Flade (@FlorianFlade) 5. September 2024
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Sterben Polizei sprach von einem größeren Einsatz in der Innenstadt von München und forderte am Vormittag dazu auf, den Bereich Brienner Straße und Karolinenplatz „großräumig zu meiden“. Dort seien Verkehrssperren errichtet worden und ein Hubschrauber im Einsatz. In der ganzen Innenstadt sei die Polizeipräsenz erhöht worden. Im Bereich des Tatorts laufe die Spurensicherung, auch Spezialeinsatzkräfte mit gepanzerten Fahrzeugen seien noch vor Ort.
München: Polizei schießt Verdächtigen nieder – Mehrere Schüsse in Video zu hören
Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete unter Berufung auf Anwohner, dass Schüsse, Polizeisirenen und die Rufe „Lauft! Lauft“ zu hören gewesen seien. In einem Videodas den Einsatz zeigen soll, sind etliche Schüsse zu hören. Zu sehen ist zudem, wie eine Person offenbar flüchtet.
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Schüsse vor dem israelischen Generalkonsulat in München. Das NS-Dokuzentrum ist direkt nebenan. pic.twitter.com/k1r819o9Rj
— Ronen Steinke (@RonenSteinke) 5. September 2024
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Schüsse in München: Unterschiedliche Versionen zum Ablauf der Tat
Über den genauen Ablauf der Tat machte die Polizei zunächst keine Angaben, sie will im weiteren Verlauf des Tages darüber informieren. Unter Berufung auf Augenzeugen kursieren derweil aktuell höchst unterschiedliche Details zum Hergang. Eine Augenzeugin berichtete „t-online“, ein großer Mann habe von der Straße aus in die Fenster eines Gebäudes hineingeschossen. Sie selbst habe sich innerhalb dieses Gebäudes befunden, sagte die Frau. Der Schütze sei groß, blond und schlank gewesen. Er habe schwarze Kleidung getragen. Bei dem Gebäude, in dessen Fenster der Mann hineingeschossen habe, habe es sich um die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften gehandelt.
Die „Bild“ meldete hingegen, der Verdächtige sei mit einer Langwaffe vor dem NS-Dokumentationszentrum direkt neben der Akademie der Technikwissenschaften vorgefahren. Er soll dann auf Standposten der Polizei vor dem Gebäude geschossen haben. Die Beamten hätten daraufhin das Feuer erwidert.
München: Israelisches Generalkonsulat wegen Gedenkfeier geschlossen
Das NS-Dokumentationszentrum liegt drei Minuten entfernt vom Israelischen Generalkonsulat. Im Konsulat habe es eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge geschlossen, wie das Außenministerium in Jerusalem auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Auch das NS-Dokumentationszentrum bestätigte: „Unsere Mitarbeiter*innen sind alle unverletzt.“
Die Ermittler baten darum, dass Zeugen ihre Videoaufnahmen den Ermittlern über ein Upload-Portal zur Verfügung stellen sollen.
Die Polizei schrieb bei X: „Wir erhalten Kommentare mit Spekulationen und Falschinformationen. Ihr könnt uns am meisten helfen, wenn ihr dies unterlasst und Gerüchte nicht teilt. Die Kollegen arbeiten auf Hochtouren, sobald wir mehr gesicherte Informationen haben, veröffentlichen wir diese hier.“
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Die israelischen Generalkonsul in München, Talya Lador-Fresher, teilte am Donnerstag mit: „Wir sind der Polizei München für ihr Handeln und ihre Zusammenarbeit sehr dankbar. Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist. Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt.“
mit dpa