Die deutschen Skispringer haben die Auftakthürde bei der Vierschanzentournee souverän genommen und sich allesamt für den Wettkampf am Sonntag qualifiziert. Die Qualifikation wurde allerdings von den Österreichern dominiert.
Aus dem sechsköpfigen Aufgebot des Deutschen Skiverbandes (DSV) konnte vor allem Pius Paschke auf der Schattenbergschanze am Samstag (28.12.2024) überzeugen. Der Führende im Gesamtweltcup wurde nach 139 Metern Sechster. Karl Geiger schaffte es mit 134 Metern als Neunter ebenfalls in die Top 10. Etwas enttäuschender verlief der Wettkampf für Andreas Wellinger. Der Tournee-Zweite der Vorsaison schaffte es nur auf Rang 13 (125,5 Meter).
Für Bundestrainer Stefan Horngacher stand das Teamergebnis im Vordergrund. “Super, dass sich alle qualifiziert haben”, sagte er im ZDF. Vor allem für Paschke sei die gute Platzierung wichtig. “Er war schon ein bisschen angespannt. Aber er hat einen guten Sprung gezeigt, auch wenn die Landung nicht ganz optimal war.” Paschke selbst sah ebenfalls noch Luft nach oben. “Morgen darf es ruhig noch etwas mehr sein. Aber darauf kann man aufbauen.”
Fünf Österreicher vorne
Auch die hochgehandelte Konkurrenz aus Österreich gab sich keine Blöße. Mehr noch: Daniel Tschofenig gewann die Qualifikation mit 141,5 Metern vor seinen Landsmännern Stefan Kraft (137,5 Meter) und Michael Hayböck (141 Meter). Auch die Plätze vier und fünf waren mit Jan Hörl und Maximilian Ortner fest in österreichischer Hand.
“Da bleibt mir selbst ein bisschen die Spucke weg”, sagte Andreas Widhölzl, Cheftrainer der österreichischen Skispringer. “Unsere Sprünge sind schon auf einem sehr hohen Niveau. Hut ab! Die Form stimmt.”
Paschke und Geiger überzeugen
Selten war der Druck auf die deutschen Skispringer vor der Tournee so groß wie in diesem Jahr. Allen voran Paschke hatte sich in den letzten Wochen mit fünf Weltcup-Siegen im Einzel in den Kreis der Favoriten gesprungen und die Hoffnung auf den ersten deutschen Tourneesieg seit 23 Jahren genährt. Nach seinem traumhaften Start in den Winter hatte er in Engelberg zuletzt allerdings einen kleinen Dämpfer erlitten.
Als Führender im Gesamtweltcup musste Paschke – wie so oft in dieser Saison – bis zum Schluss warten, ehe er als letzter der insgesamt 62 Springer in das schwarz-rot-goldene Fahnenmeer flog. An die Weiten der Konkurrenz aus Österreich kam er zwar nicht mehr heran, dennoch gelang ihm ein vielversprechender Start.
Zuvor hatte bereits Karl Geiger einen guten Auftakt hingelegt. Der 31-Jährige flog bei seinem Heimspiel auf 134 Meter und bestätigte seine aufsteigende Form der vergangenen Wochen. “Ich bin zufrieden mit meinem Sprung. Es wird immer besser”, meinte Geiger. Bei Wellinger lief es dagegen nicht wie gewünscht. 125,5 Meter reichten zwar ohne Probleme für die Qualifikation, wirklich zufrieden war er im Auslauf damit aber nicht. “Es ist noch nicht ganz so die Energie drin. Es war in Ordnung. Aber es fehlt noch die Leichtigkeit.”
Tittel mit “Spaß” bei der Premiere
Youngster Adrian Tittel, der dank seiner starken Leistungen bei der Junioren-WM einen Startplatz erhalten hatte, ging als erster deutscher Springer vom Balken. Der 20-Jährige erwischte zwar nicht seinen besten Sprung, 119 Metern sollten aber die sichere Qualifikation bedeuten. “Es hat Spaß gemacht. Es war ganz gut. Mal sehen, was morgen herauskommt”, sagte Tittel nach seiner Tournee-Premiere. Am Sonntag trifft er in seinem K.o.-Duell nun ausgerechnet auf Teamkollege Paschke.
Auch Stephan Leyhe (124 Meter) und Philipp Raimund (123 Meter) gaben sich keine Blöße und schafften ohne Probleme den Sprung in den Wettkampf am Sonntag. Beide haderten allerdings nach ihrer Landung. “Ich habe ein, zwei Sprünge, die funktioneren. Es ist eine schmale Grenze. Ich weiß aber, woran es liegt”, meinte Leyhe. Raimund kritisierte: “Es ist noch zu hektisch. Ich bin zu ungestüm im Wettkampf. Es fehlt das Selbstvertrauen.”
Die K.o-Duelle am Sonntag mit deutscher Beteiligung
- Pius Paschke (6/Kiefersfelden) – Adrian Tittel (45/Aue)
- Karl Geiger (9/Oberstdorf) – Pawel Wasek (42/Polen)
- Andreas Wellinger (13/Ruhpolding) – Alexander Zniszczol (38/Polen)
- Stephan Leyhe (33/Willingen) – Benjamin Östvold (18/Norwegen)
- Philipp Raimund (39/Oberstdorf) – Wladimir Zografski (12/Bulgarien)
Auch Forfang und Kobayashi in Form
Neben den Österreicherin zeigte auch Johann Andre Forfang, warum er zum erweiterten Kreis der Favoriten zählt. Der Norweger hatte schon in den letzten Wochen immer wieder seine Klasse unter Beweis gestellt, die er in Oberstdorf mit starken 134 Metern und Platz acht bestätigte.
Sportschau Wintersport, 28.12.2024 18:13 Uhr
Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi aus Japan zeigte sich im Vergleich zu seinen bisher durchwachsenen Auftritten in dieser Weltcup-Saison ebenfalls deutlich verbessert und beendete die Qualifikation nach 125 Metern auf Rang elf. Kobayashi hatte die Tournee im vergangenen Jahr zum dritten Mal gewonnen. In diesem Jahr werden ihm aber nur Außenseiterchancen eingerechnet.
Eisenbichler nur an Neujahr dabei
Nach dem Auftakt in Oberstdorf geht es zum Jahreswechsel weiter nach Garmisch-Partenkirchen, ehe die Stationen in Innsbruck und Bischofshofen in Österreich anstehen. Die Tour endet am Dreikönigstag.
Markus Eisenbichler (Oberstdorf) fehlt im deutschen Tournee-Aufgebot. Der einstige Tournee-Zweite (2018/19) war bereits im vergangenen Jahr nicht Teil des deutschen Kaders und wird als Teil der Nationalen Gruppe lediglich am Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen teilnehmen.