Das freie Betriebssystem mit dem Pinguin kommt zum Teil mit unglaublich geringen Ressourcen aus. Das haben bereits einige Bastler-Projekte bewiesen. Jetzt hat ein High-School-Schüler eine ganz besondere Linux-Version gebaut, die in einer PDF-Datei läuft.
Sparsame Linux
Arbeitet man mit eingeschränkter Hardware oder möchte man möglichst wenige Ressourcen in Anspruch nehmen, fällt die Wahl oft ein Linux-basiertes Betriebssystem. In der Vergangenheit konnten unterschiedliche Varianten des OS schon auf verschiedensten obskuren Apparaturen zum Laufen gebracht werden. Zuletzt schaffte es etwa der bekannte Bastler Dmitry Grinberg, ein Debian-Abbild mit abgespecktem Linux-Kernel 4.4.292+ auf einem Intel 4004 von 1971 auszuführen. Allerdings dauerte der Boot-Vorgang beinahe fünf ganze Tage.
Besonders praktisch ist auch die Linux-Variante nicht, die jetzt ein anonymer Highschool-Schüler mit dem Github-Nutzernamen Ading2210 (bzw. vk6_ auf Reddit) gebaut hat. Umso beeindruckender sind allerdings die Rahmenbedingungen, unter denen das System arbeitet.
Betriebssystem läuft in PDF-Datei
So lebt die auf den Namen “LinuxPDF” getaufte Version in einer PDF-Datei. Die kann in jedem Chromium-basierten Internet-Browser wie etwa Google Chrome oder Microsoft Edge ausgeführt werden. Um das zu ermöglichen, wird eine speziell angepasste Version des RISC-V-Emulators TinyEMU verwendet. Der Code wird dabei “mit einer alten Version von Emscripten kompiliert, die asm.js statt WebAssembly nutzt”, so Ading2210 auf der Github-Seite des Projekts.
Starten Nutzer die Linux-Implementierung, werden sie von einem grauen Viewport begrüßt, der mithilfe von ASCII-Zeichen erzeugt wird. Darunter befindet sich noch eine Software-Tastatur, die aus PDF-Schaltflächen besteht, sowie ein Feld für Input mittels einer angeschlossenen Hardware-Tastatur. Wer möchte, kann das ganze auf der dazugehörigen Webseite direkt selbst ausprobieren.
LinuxPDF in all seiner Pracht
Mit der Geschwindigkeit seiner Linux-Variante ist der Entwickler aber nicht zufrieden. Denn “der Linux-Kernel braucht etwa 30-60 Sekunden, um innerhalb der PDF-Datei hochzufahren, was mehr als 100-mal langsamer ist als normalerweise”. Das soll aber an der Deaktivierung des Just-in-Time-Compilers in der aktuellen Version von Chromes PDF-Engine liegen. Daran lässt sich momentan nichts ändern.
DoomPDF als Vorbild
Schon vor etwa einem Monat hatte ein ähnliches Projekt von Ading2210 für Aufsehen gesorgt. Denn bevor er sich Linux widmete, ließ er auf ähnliche Weise den Shooter-Klassiker Doom in einem PDF laufen. Mit etwa zwölf ‘FPS’ und WASD-Steuerung lässt sich der Titel sogar erstaunlich gut spielen. Wer die Doom-Variante gerne ausprobieren möchte, findet sie ebenfalls auf einer eigenen Webseite. Auch hier ist die Verwendung eines Chromium-basierten Browsers erforderlich.
Zusammenfassung
- Highschool-Schüler entwickelt Linux-Version für PDF-Dateien
- System läuft in Chromium-basierten Browsern mithilfe von TinyEMU
- Nutzeroberfläche besteht aus ASCII-Zeichen und PDF-Schaltflächen
- Boot-Vorgang dauert 30-60 Sekunden aufgrund technischer Limitierungen
- Entwickler hat zuvor bereits Doom in einer PDF-Datei zum Laufen gebracht
- Projekt zeigt beeindruckende Möglichkeiten von sparsamem Linux
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