Die Angst vor BIA-ALCL wächst – doch es gibt Präventivmaßnahmen. Welche Strategien können Ihr Risiko senken?
Kurzer Überblick über alle vorbeugenden Maßnahmen gegen BIA-ALCL
- Vermeidung von Brustimplantaten mit rauer Oberfläche: Brustimplantate mit rauer, strukturierter Oberfläche sollten vermieden werden, um das Risiko für BIA-ALCL zu verringern.
- Verringerung der bakteriellen Kontamination: Während der Operation sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Kontamination zu minimieren.
- Regelmäßige Kontrollen und Nachsorgeuntersuchungen: Patientinnen sollten nach der Implantation regelmäßig zur Kontrolle gehen, um frühe Anzeichen zu erkennen.
- Verwendung glatter Brustimplantate: Die Verwendung glatter Brustimplantate kann das Risiko für BIA-ALCL verringern.
- Ausführliche Information der Patientinnen: Patientinnen sollten ausführlich über mögliche Risiken und Symptome von BIA-ALCL informiert werden.
Warum sollte ich Brustimplantate mit rauer Oberfläche vermeiden?
Brustimplantate mit texturierter Oberfläche stehen im Verdacht, das Risiko für die Entwicklung eines brustimplantat-assoziierten anaplastischen großzelligen Lymphoms (BIA-ALCL) zu erhöhen. Mehrere Studien und Untersuchungen haben gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit der bestätigten Fälle von BIA-ALCL mit diesen Implantaten in Verbindung steht. Die raue Oberfläche der Implantate könnte die Entstehung einer chronischen Entzündung begünstigen, die schließlich zur Entwicklung von BIA-ALCL-Zellen führt. Um dieses Risiko zu minimieren, wird empfohlen, auf die Verwendung texturierter Brustimplantate zu verzichten und stattdessen glatte Implantate zu bevorzugen. Seit November 2018 dürfen in Deutschland und der EU keine Implantate mit rauen, strukturierten Oberflächen verwendet werden. Lediglich mikrostrukturierte und glatte Oberflächen sind zugelassen. In den USA, Kanada, Australien, Brasilien und anderen Ländern sind ebenfalls nur noch glatte Implantate zugelassen.
Ein präventiver Austausch bereits eingesetzter texturierter Implantate wird derzeit nicht generell empfohlen, es sei denn, es liegen spezifische medizinische Gründe oder Symptome vor, die einen Austausch erforderlich machen. Die Patientinnen sollten jedoch immer über die möglichen Risiken aufgeklärt und regelmäßig nachuntersucht werden. Wenn Sie Bedenken bezüglich Ihrer bestehenden Implantate haben, wenden Sie sich bitte an einen Facharzt, der Sie umfassend beraten kann.
Wie kann die bakterielle Kontamination verringert werden?
Eine der Theorien zur Entstehung von BIA-ALCL postuliert, dass eine bakterielle Kontamination während der Implantation eine Rolle spielen könnte. Diese Bakterien könnten eine chronische Entzündungsreaktion hervorrufen, die schließlich zur Entwicklung von Lymphomzellen führt. Daher ist die Verringerung der bakteriellen Kontamination während des chirurgischen Eingriffs von entscheidender Bedeutung. Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören die Verwendung steriler Einführhilfen für die Implantate, das Waschen der Implantathöhle mit antiseptischen Lösungen und das Wechseln der Handschuhe unmittelbar vor der Implantation.
Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, dass der Operationssaal und die verwendeten Materialien höchsten hygienischen Standards entsprechen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, das Risiko einer postoperativen Infektion und damit möglicherweise auch das Risiko eines BIA-ALCL zu reduzieren. Ein regelmäßiges Schulungsprogramm für das medizinische Personal kann ebenfalls sicherstellen, dass die neuesten Hygienerichtlinien stets eingehalten werden.
Warum sind regelmäßige Kontrollen und Nachsorge wichtig?
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen nach einer Brustimplantation sind wichtig, um frühe Anzeichen eines BIA-ALCL zu erkennen. Die Untersuchungen sollten mindestens einmal jährlich durchgeführt werden und sofort erfolgen, wenn Symptome wie unerwartete Veränderungen der Brust, Schmerzen oder Flüssigkeitsansammlungen auftreten. Empfohlene Vorsorgeuntersuchungen nach US-Leitlinien sind eine jährliche körperliche Untersuchung durch plastische Chirurgie oder Gynäkologie, Ultraschall alle zwei Jahre und nach fünf Jahren ein MRT. Eine Ultraschalluntersuchung kann hilfreich sein, um Flüssigkeitsansammlungen um das Implantat herum zu erkennen, die auf ein mögliches Spätserom, ein häufiges Symptom von BIA-ALCL, hinweisen können.
Die zugelassene Liegedauer bei allen Implantaten beträgt 10 Jahre. Wenn keine Beschwerden vorliegen, können sie länger bleiben, jedoch bei jährlichen Kontrollen. Die aktuelle Empfehlung von der 5th World Consensus Conference on BIA-ALCL 2024 lautet, bei rauen Implantaten jährliche Ultraschallkontrollen durchzuführen und ab einer Liegedauer von 10 Jahren eine Explantration oder einen Wechsel zu erwägen.
Bei auffälligen Befunden ist eine weitere Diagnostik erforderlich, einschließlich einer Punktion zur Untersuchung der Flüssigkeit oder einer Biopsie. Ein frühzeitiges Erkennen der Symptome und eine rasche diagnostische Abklärung können das Behandlungsergebnis und die Prognose für die Patientin deutlich verbessern. Weisen Sie Ihre Patientinnen stets auf die Wichtigkeit dieser regelmäßigen Kontrollen hin.
Wie können glatte Brustimplantate verwendet werden?
Die Verwendung von glatten Brustimplantaten wird als Maßnahme zur Risikoreduktion von BIA-ALCL empfohlen. Im Gegensatz zu texturierten Implantaten, deren raue Oberfläche das Risiko einer chronischen Entzündungsreaktion erhöhen kann, sind glatte Implantate weniger anfällig für diese Art von Komplikation. Die glatte Oberfläche minimiert das Risiko einer bakteriellen Adhäsion und damit einer chronischen Entzündung, die letztlich zur Bildung von Lymphomzellen führen kann.
Es ist jedoch zu beachten, dass auch bei glatten Implantaten regelmäßige Kontrollen und Nachsorgeuntersuchungen notwendig sind, um mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Ein ausführliches Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Implantattypen kann Ihnen helfen, die für Sie individuell beste Entscheidung zu treffen.
Warum ist eine sorgfältige Aufklärung der Patientinnen wichtig?
Eine gründliche Aufklärung der Patientinnen über mögliche Risiken und Symptome von BIA-ALCL ist unerlässlich. Patientinnen sollten vor der Implantation über die möglichen Risiken von BIA-ALCL und die Symptome, auf die sie achten sollten, informiert werden. Dazu gehören unerwartete Veränderungen der Brustform, Brustschwellung, Schmerzen und Flüssigkeitsansammlung um das Implantat, die frühestens ein Jahr nach der Operation auftreten können.
Darüber hinaus sollten Patientinnen über die Bedeutung regelmäßiger Nachsorgeuntersuchungen aufgeklärt werden, um mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Eine klare und verständliche Kommunikation zwischen Arzt und Patientin ist entscheidend für ein umfassendes Verständnis und Vertrauen. Durch eine ausführliche Beratung und Aufklärung können Risiken minimiert und die Sicherheit der Patientin erhöht werden.
Über Dr. Dr. Christina Irene Günter
Frau Dr. med. Dr. med. univ. Christina Irene Günter studierte Humanmedizin und begann ihre Karriere in der Herzchirurgie, bevor sie 2006 in die Plastische und Ästhetische Chirurgie wechselte. Sie arbeitete in renommierten Einrichtungen in Zürich, Wien und München. Heute führt sie Privatpraxen in München, Zürich und Kuwait.
Sie ist international bekannt für ästhetisch hochwertige Ergebnisse bei der Entfernung von Brustimplantaten in der „en bloc“-Technik sowie für anspruchsvolle körperformende und korrigierende Eingriffe. Weitere Schwerpunkte sind natürliche Ergebnisse in der ästhetischen Medizin und die Behandlung von Komplikationen nach Hyaluronsäureunterspritzungen. Ihre wissenschaftlichen Kenntnisse in der Wundheilungsforschung verbindet sie mit einem ganzheitlichen Behandlungsansatz. Ihre aktuellen Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Explantation von Brustimplantaten und der „Breast Implant Illness“. Dr. Dr. Günter ist Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und Buchkapitel.
Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Sie ersetzen keinesfalls eine fachärztliche Beratung. Bei Beschwerden, Fragen oder Unsicherheiten bezüglich der hier besprochenen Thematik sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.
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