- Im Video: Schließt VW ein Werk in Deutschland, sind diese drei besonders gefährdet
VW nimmt Prognose für dieses Jahr erneut zurück
Freitag, 27. September, 19.09 Uhr: Der kriselnde Volkswagen-Konzern senkt erneut seinen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Statt eines Anstiegs der Auslieferungen um bis zu 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 9,2 Millionen Fahrzeugen rechnen die Wolfsburger nun nur noch mit rund 9 Millionen Verkäufen, wie sie am Freitag nach Börsenschluss mitteilten. Der bisher angepeilte Umsatzanstieg um bis zu 5 Prozent über die im vergangenen Jahr erlösten 322 Milliarden Euro hinaus ist damit ebenfalls hinfällig – nun dürften es nur noch 320 Milliarden Euro Umsatz werden.
Auch die Profitabilität erwartet Konzernchef Oliver Blume schwächer: Er taxiert das operative Ergebnis jetzt auf 18 Milliarden Euro und damit auf eine operative Ergebnismarge von rund 5,6 Prozent. Zuletzt war das Unternehmen von 6,5 bis 7,0 Prozent Umsatzrendite ausgegangen. Bereits im Juli hatte VW wegen erwarteten Kosten für das auf der Kippe stehende Audi-Werk in Brüssel die Ergebnisprognose gesenkt. Die im Dax notierte Volkswagen-Vorzugsaktie verlor nachbörslich am Freitag auf der Handelsplattform Tradegate 3,2 Prozent zum Xetra-Schlussstand.
Der Konzern begründete die gekappte Prognose mit schwächer als erwartet ausfallenden Resultaten bei der Kernmarke VW Pkw, bei den leichten Nutzfahrzeugen von VWN und bei der Komponentensparte. Bei der Kernmarke will das Unternehmen derzeit den Sparkurs ohnehin stark ausweiten und hat die seit Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung gekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen stehen zur Debatte. Das Wirtschaftsumfeld sowie eine schwächere Entwicklung der Finanzdienstleistungssparte belasteten ebenfalls, hieß es von VW.
IG-Metall-Chefin wirft VW-Management Gefährdung des sozialen Friedens vor
Donnerstag, 26. September, 04.00 Uhr: IG-Metall-Chefin Christiane Benner hat dem Volkswagen-Management vorgeworfen, im Streit um mögliche Werkschließungen und Entlassungen den sozialen Frieden in Deutschland zu gefährden. „Die VW-Verantwortlichen schüren grundlos Angst, das ist Wasser auf die Mühlen von Populisten mit ihren einfachen Lösungen“, sagte Benner der „Augsburger Allgemeinen“. „Ich verstehe nicht, warum VW diesen Konflikt vom Zaun gebrochen hat“, erklärte sie. „Das wirkt auf mich wie eine unkontrollierte Sprengung“, kritisierte die Gewerkschaftschefin.
Benner kündigte entschiedenen Widerstand gegen die Pläne der Konzernführung an: „Wir werden Werksschließungen bei VW nicht akzeptieren! Und mit uns gibt es auch keine Massenentlassungen!“, betonte sie. „Die von VW gekündigte Beschäftigungssicherung muss wieder in Kraft gesetzt werden“, verlangte die IG-Metall-Chefin. Für die Krise von VW sei der Vorstand verantwortlich. „Seit Jahren sagen wir, dass VW auch günstigere E-Autos bauen muss“, betonte Benner. „Dass das ignoriert wird, ist ein reiner Managementfehler. Den dürfen nicht die Beschäftigten ausbaden.“
Auch die vom Vorstand vorgegebenen Einsparziele seien nicht glaubwürdig, sagte die Gewerkschaftschefin. „Volkswagen hat Milliarden-Gewinne erwirtschaftet und konnte sich um die 30 Milliarden Euro an Strafzahlungen als Folge des Diesel-Skandals leisten“, betonte Benner. „Das hat der Konzern weggeatmet“, fügte sie hinzu. „Jetzt fehlen der Marke VW nach Darstellung des Managements fünf Milliarden und es soll drastische Maßnahmen geben. Wer soll denn so was nachvollziehen.“
Benner sprach sich für eine Wiedereinführung der E-Auto-Prämie in einer sozialen Staffelung aus. Eine Abwrackprämie, wie sie jüngst innerhalb der SPD vorgeschlagen wurde, lehnte sie ab. „Diesen Vorschlag unterstützt die IG Metall nicht, dadurch würde nur ein Strohfeuer entfacht“, sagte sie. „Wir sind aber dafür, dass auch für Privatleute wieder die Förderung beim Kauf eines Elektroautos oder Plug-in-Hybrids aufgelegt wird. Der Zuschuss muss allerdings sozial gestaffelt werden und könnte Schritt für Schritt zurückgeführt werden.“ Ebenso sei ein soziales Leasing, ähnlich dem französischen Modell sinnvoll. „E-Mobilität muss bezahlbar werden“, sagte die Gewerkschafterin. „Menschen müssen Lust auf E-Mobilität haben.“ Dazu gehörten auch eine Förderung günstiger Ladestrompreise.
VW bestätigt Bericht über großen Stellenabbau nicht
17.11 Uhr: Volkswagen kann einen Medienbericht über den geplanten Abbau von bis zu 30.000 Stellen nicht bestätigen. Eine Sprecherin sagte: „Klar ist: Volkswagen muss an seinen deutschen Standorten seine Kosten reduzieren.“ Nur so könne die Marke ausreichend Geld für Zukunftsinvestitionen verdienen. „Wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, ist Teil der anstehenden Gespräche“, sagte sie. Die genannte Zahl könne VW nicht bestätigen.
Das Manager-Magazin hatte berichtet, dass der angeschlagene Konzern mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen könne. Zudem plane Finanzchef Arno Antlitz für Investitionen der kommenden fünf Jahre die Mittel auf 160 Milliarden Euro zu kürzen. Am 25. September starten Verhandlungen von VW mit der IG Metall.
VW-Werk in China: Wurden Öffentlichkeit und Investoren getäuscht?
15.50 Uhr: Recherchen von ZDF, „Spiegel“ und der „Financial Times“ lassen vermuten, dass VW die Investoren und die Öffentlichkeit eventuell getäuscht hat. Im Mittelpunkt steht ein Prüfbericht zu möglichen Zwangsarbeiten im chinesischen Werk in Xinjiang. Volkswagen behauptete, dass dort keine Menschenrechtsverletzungen vorliegen. Der Bericht, der Ende 2023 veröffentlicht wurde, weist jedoch gravierende Mängel auf.
Seit Jahren wird Volkswagens Engagement in Xinjiang kritisiert, wo die uigurische Minderheit unterdrückt wird. VW wollte mit einer Überprüfung belegen, dass in ihrem Werk keine Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Doch der Report, der für Anleger von großer Bedeutung war, enttäuschte. Aufgrund der Vorwürfe hatte die Ratingagentur MSCI die Volkswagen-Aktie herabgestuft.
Volkswagen lud daraufhin im Dezember 2023 ausgewählte Journalisten zu einem Gespräch ein, um das Werk in Ürümqi in positivem Licht zu präsentieren. Der Bericht erklärte, es gebe keine Hinweise auf Zwangsarbeit – eine Woche später wurde VWs „rote Flagge“ von MSCI entfernt. Doch wesentliche Informationen, wie der Name der verantwortlichen Kanzlei in China und deren Audit-Bericht, blieben geheim.
Eine Analyse des Berichts ergab erhebliche Mängel. ZDF und andere Medien bekamen das Dokument von der Organisation Campaign for Uygurs zugespielt. Experten stellten fest, dass die Prüfenden offensichtlich keine ausreichende Expertise für Audits dieser Art hatten. Der Bericht wirft auch Fragen zur Unabhängigkeit der chinesischen Kanzlei auf, die in direktem Zusammenhang mit der Kommunistischen Partei steht.
Der Betriebsrat von Volkswagen fordert nun eine umfassende Aufklärung. Das Unternehmen weist jedoch alle Täuschungsvorwürfe zurück.
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