- Im Video: Schließt VW ein Werk in Deutschland, sind diese drei besonders gefährdet
VW-Betriebsversammlung begonnen – Mitarbeiter protestieren
10.44 Uhr: Mit scharfen Protesten der Belegschaft hat bei VW die Betriebsversammlung begonnen. Mitarbeiter begrüßten den Vorstand mit Transparenten, mit denen sie gegen die jüngsten Sparpläne protestierten. „Hände weg von der Beschäftigungssicherung“, war auf einem Transparent zu lesen. Auf einem anderen wurde dem Vorstand mit Blick auf mögliche Gehaltskürzungen „Doppelmoral“ vorgeworfen.
Mehr als 10.000 Teilnehmer wurden zu dem Belegschaftstreffen erwartet, weitere sollen der Versammlung vor der Halle auf Leinwänden folgen können. Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte zuvor von großer Verunsicherung in der Belegschaft gesprochen und erheblichen Widerstand gegen die Pläne des Vorstands angekündigt.
Jetzt müssen sich die VW-Bosse den Mitarbeitern stellen
10.26 Uhr: Nach dem Bekanntwerden der Sparpläne bei VW ist die Belegschaft am Mittwoch gegen 9.30 Uhr zu einer Betriebsversammlung zusammen. Am frühen Nachmittag soll es zudem eine Presserklärung geben mit der Vorsitzenden des Gesamt- und Konzernbetriebsrates der Volkswagen AG, Daniela Cavallo, und dem Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger.
Erwartet wird eine aufgeheizte Stimmung. Der Konzernvorstand sowie der Vorstand der Kernmarke hat laut Betriebsrat Anwesenheitspflicht, die Bosse müssen sich in der Sitzung den Angestellten stellen. Betriebsratschefin Cavallo hatte vorab gesagt, mit ihr „wird es keine Werksschließungen geben“.
VW hatte am Montag verkündet, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. „Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden“, hieß es. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilte Einsparziele zu erreichen. Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten umgehend massiven Widerstand an.
Ifo-Expertin warnt: „Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“
09.46 Uhr: Die deutsche Autoindustrie blickt nach Darstellung des Ifo-Instituts voller Sorge in die Zukunft. Ausgesprochen pessimistische Erwartungen haben das von dem Münchner Institut erhobene Geschäftsklima in der Branche im August um 6,2 Punkte auf minus 24,7 Punkte absacken lassen. Es war nach einer vorübergehenden leichten Erholung nun bereits der vierte Rückgang in Folge. „Die Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“, sagt Ifo-Expertin Anita Wölfl.
Besonders negativ entwickelten sich die Erwartungen an die kommenden sechs Monate. Hier liegt der Indikator mit inzwischen minus 40,5 Punkten besonders tief. Die aktuelle Geschäftslage wurde dagegen nur minimal ungünstiger als vor einem Monat beschrieben, hier liegt der Indikator bei minus 7,2 Punkten.
„Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen – insbesondere aus dem Ausland“, sagte Wölfl. „Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder“.
Arbeitsminister will alle VW-Standorte sichern – neue Anreize für E-Autos geplant
09.26 Uhr: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Schließung von Fertigungsstätten von Volkswagen verhindern. „Es ist jetzt Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Standorte, und zwar alle Standorte, gesichert werden und dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden“, sagte er am Mittwoch den Sendern RTL und ntv. Dafür müsse es jetzt Verhandlungen geben, die politisch flankiert würden.
„Die Bundesregierung wird heute auch im Kabinett Impulse für Elektromobilität setzen“, sagte Heil weiter. Medienberichten zufolge soll ein Gesetzesentwurf für steuerliche Anreize für die Anschaffung von E-Autos als Dienstwagen eingebracht werden. Er könne auch arbeitsmarktpolitisch unterstützen, aber jetzt sei erstmal das Unternehmen am Zug, sagte Heil mit Blick auf Volkswagen weiter. Denn das VW-Management habe in den vergangenen Jahren auch Fehler gemacht.
Der FDP-Politiker Reinhard Houben hatte am Dienstag ausgerechnet die Ausrichtung des VW-Konzerns auf Elektromobilität als solchen Fehler identifiziert. Dem widersprach Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge vehement: „Dem E-Auto gehört die Zukunft, der Absatz steigt international“, sagte sie der „Rheinischen Post“. „Debatten in Deutschland darüber, die Ziele zum Hochlauf der Elektromobilität in Frage zu stellen, schaden dem Standort Deutschland und gefährden Arbeitsplätze.“
Die Kernmarke VW hatte am Montag nach einer Führungskräftetagung einen härteren Sparkurs angekündigt und dabei auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. Betriebsrat und Gewerkschaft kündigten „erbitterten Widerstand“ an. Am Mittwoch sollte in Wolfsburg eine Betriebsversammlung stattfinden.