Frauenärztin klärt auf: Wie Ihre erste Periode den Wechseljahre-Start beeinflusst
Montag, 19.08.2024, 18:23
„In der Corona-Pandemie haben wir immer wieder Patientinnen gesehen, bei denen die Blutung schlagartig ausblieb“, sagt Gynäkologin Sabine Miltenberger – und erklärt, was zu einer frühen Menopause führt, wie die erste Periode die Wechseljahre beeinflusst und welche weniger bekannten Symptome darauf hindeuten.
Wann setzen die Wechseljahre für gewöhnlich ein?
Bei den meisten Frauen ist die Menopause Ende 40 bzw. Anfang 50. Allerdings wird gemeinhin der Komplex der sogenannten „Perimenopause“, also drei Jahre vor und nach der letzten Blutung als Wechseljahre bezeichnet. Wir Mediziner/innen können wiederum den Zeitpunkt des Eintritts der Menopause per Definitionen erst festlegen, wenn eine Frau ein Kalenderjahr nicht mehr geblutet hat, also erst nach Eintritt dieses Effektes.
Über Sabine Miltenberger
Dr. Sabine Miltenberger, eine erfahrene Frauenärztin, absolvierte ihr Medizinstudium an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg zwischen 1993 und 2000. Nach erfolgreichem Abschluss des III. Staatsexamens im Jahr 2000, begann sie ihre berufliche Laufbahn in der privaten Frauenklinik Dr. Wilhelm Krüsmann in München-Pasing, wo sie bis 2004 tätig war. Anschließend arbeitete sie bis 2010 als angestellte Ärztin in der Münchner Praxis F5H. Seit 2007 ist sie als Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe zertifiziert. Seit 2010 führt Dr. Miltenberger ihre eigene Praxis in München, Pranner15, und ist dort als renommierte Frauenärztin tätig.
Im Video – Wechseljahre: Wie Sie mit den richtigen Lebensmitteln Östrogenmangel entgegenwirken können
Welche Anzeichen deuten auf den Beginn der Wechseljahre hin?
Die Patientinnen berichten unterschiedliche Symptome:
- aufsteigende oder allgemeine Hitze, sogenannte Flushs,
- trockene Haut und Schleimhäute
- Zyklusinstabilitäten
Auch verlängerte, verstärkte oder sich abschwächende Blutungendie teilweise, wenn sie sehr stark werden, in Blutarmutszustände münden können, sehen wir in der Praxis immer wieder.
Viele Frauen leiden auch unter zunehmenden PMS-Symptomen mit psychischer Labilität/ Instabilität. Vorbestehende, gut geführte psychiatrische Grunderkrankungen können in dieser Zeit wieder verstärkt reaktiviert oder verschlechtert werden. Auch Der Migräneanfall können neu auftreten. Schlafstörungen mit Einschlaf- oder Durchschlafproblemen werden oft berichtet, ebenso wie nächtliches Aufwachen wegen Schwitzattacken. Zudem gibt es bei einigen Frauen eine starke Abnahme der Libidoalso des sexuellen Appetits oder einer Einschränkung der Orgasmusfähigkeit.
Weniger bekannt ist, dass viele Frauen unter orthopädischen Symptomen zu leiden beginnen:
- Schmerzen in unterschiedlichen Gelenken (zum Beispiel „frozen shoulder“),
- Nachlassen der Muskelkraft,
- Verlangsamung des Stoffwechsels.
Gibt es vorab Hinweise darauf, ob die Wechseljahre eher früh oder spät einsetzen werden?
Eine Faustregel ist: wenn die Frauen eine späte erste Periode ohne sichtbare Gründe – wie zum Beispiel Leistungssport in dieser Zeit oder eine körperlich verzögerte Entwicklung, die oft familiär bedingt ist – haben, setzt die Blutung früher wieder aus und umgekehrt: früherer Eintritt der ersten Periode ist oft mit einem späten Eintritt der Menopause zusammenhängend.
Schwere Erkrankungen und Schicksalsschläge können auch immer wieder eine plötzlich eintretende Erschöpfung der Eierstöcke mit folgender Menopause zur Folge haben. In der Corona-Pandemie haben wir immer wieder Patientinnen gesehen, bei denen die Blutung schlagartig ausblieb. Teilweise haben sich die Frauen nach sechs bis zwölf Monaten wieder als zyklisch aktiv gezeigt, aber bei gut der Hälfte blieb es bei einem frühen, unerwarteten Eintritt der Menopause.
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„In der Corona-Pandemie haben wir immer wieder Patientinnen gesehen, bei denen die Blutung schlagartig ausblieb“, sagt Gynäkologin Sabine Miltenberger – und erklärt, was zu einer frühen Menopause führt, wie die erste Periode die Wechseljahre beeinflusst und welche weniger bekannten Symptome darauf hindeuten.
Die Ernährung am Abend kann die Schlafqualität positiv und negativ beeinflussen. Neben dem, was Sie essen und trinken, ist auch die Uhrzeit und die Art, wie Sie essen, entscheidend, sagt Schlafforscher Günther Weeß.
Wie lange dauern die Wechseljahre im Durchschnitt?
Durchschnittswerte sind hier schwierig zu nennen, zumal der Symptomkomplex so bunt ist. Manche Frauen gehen durch diese Zeit ohne lästige Symptome durch und stellen nur irgendwann fest, dass sie seit längerem nicht mehr geblutet haben. Aber alles in allem dauert diese Zeit bei den meisten Frauen zwischen drei und fünf Jahren.
Unter welchen Symptomen leiden Frauen in den Wechseljahren am häufigsten?
Als erstes Symptom tauchen fast immer die Zyklusstörungen mit Blutungsunregelmäßigkeiten aller Art auf. Die häufigste Diagnose, die zur Verordnung einer hormonellen Ersatztherapie führt, ist die der Hitzewallungen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, um die Symptome der Wechseljahre zu lindern?
Je nach Beschwerdebild, Wunsch der Patientin und klarer Indikation bzw. Kontraindikation reicht das Spektrum der Therapien von homöopathischen Präparaten über pflanzliche Therapeutika bis hin zur klassischen Hormonersatztherapie. Diese muss nicht immer systemisch, also für den gesamten Körper, angegangen werden, sondern kann durchaus auch lokal, also speziell dort, wo Beschwerden sind – zum Beispiel an den vaginale Schleimhäuten – zur Anwendung kommen.
Auch ergänzend sind Lokaltherapeutika bei uns viel im Einsatz. Die moderne Hormonersatztherapie wird mit bioidentischen Hormonen, die über die Haut zugeführt werden, individuell zusammengestellt.
Dieser Text stammt von einem Experten aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.