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    Wie USA und Russland um die Arktis kämpfen

    Berlin. Umstrittener Besuch von US-Vizepräsident JD Vance in Grönland: Die USA wollen mehr Präsenz in der Arktis – Russland und China auch.

    Es ist ein kleiner Triumph für den US-Vizepräsidenten JD Vance: Wenn er mit seiner Frau Usha auf der US-Militärbasis Pituffik in Grönland landet, wird es das erste Mal sein, dass ein führender Repräsentant der Vereinigten Staaten so hoch in den Norden der weltgrößten Insel reist. Für Vance ist der Besuch bei den US-Soldaten der Luft- und Weltraumbasis aber vor allem eine politische Demonstration: Die US-Regierung wolle sich künftig stärker um die Sicherheit der Arktis – und Grönlands – kümmern, versichert er.

    Pituffik, früher als Thule Air Base bekannt, ist seit über 70 Jahren der nördlichste US-Militärstützpunkt weltweit, zum Nordpol sind es von hier nur 900 Kilometer. Die Basis ist von zentraler Bedeutung für das Raketenfrühwarnsystem der USA. „Raketen aus China oder Russland erreichen Ziele in den USA am schnellsten, wenn sie das Nordpolarmeer überfliegen“, erklärt Arktis-Sicherheitsexperte Michael Paul von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Die US-Bodenstation in Nord-Grönland soll solche Angriffe rechtzeitig erkennen.

    Vor Vance-Besuch in Grönland

    US-Vizepräsident JD Vance und seine Frau Usha Vance. Die Grönland-Reise war nicht die erste Europa-Tour der beiden. Das Foto zeigt das Ehepaar Vance mit ihren Kindern, als sie im Februar am Münchner Flughafen ankommen.
    © DPA Images | Matthias Schrader

    Vance hatte seinen Truppenbesuch indes erst kurzfristig arrangiert: Als Ersatz für eine ursprünglich geplante Charmant der US-Regierung, die „Second Lady“ Usha Vance allein unternehmen sollte. Um die verärgerten Grönländer zu besänftigen, wollte sie sich in der Hauptstadt Nuuk mit Bürgern treffen, in Sisimiut ein Hundeschlittenrennen besuchen. Doch in Washington hatten sie unterschätzt, wie groß die Empörung über die Drohungen von US-Präsident Donald Trump ist, Grönland zu einem US-Bundesstaat zu machen, notfalls mit militärischer Gewalt.

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    Vance betont strategisches Interesse an Grönland

    Erst erklärte die grönländische Regierung, Usha betreut ungebetene Visite sei „höchst aggressiv“. Dann kündigten sich entlang der geplanten Reiseroute Demonstranten an, die sie mit Protesten empfangen wollten. Am Ende entschied sich der Vizepräsident zur Mitreise und ließ das Programm zu einem eintägigen Kurzbesuch bei US-Soldaten zusammenstreichen – er wolle nicht, dass seine Frau „den ganzen Spaß allein hat“, sagte Vance spöttisch.

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    Doch die Reise des Vizepräsidenten unterstreicht das strategische Interesse der USA an Grönland, das hinter den Annexionsplänen steht. Trump hatte erst Anfang der Woche seinen Anspruch auf die Insel erklärt: „Wir müssen es haben. Und ich denke, wir werden es haben.“ Das überwiegend eisbedeckte Grönland – sechsmal größer als Deutschland – hat eine „geostrategische Schlüsselposition“, erläutert Arktisexperte Paul. Die Lage im Polargebiet wird zunehmend militärisch relevant, denn die USA, Russland und China liefern sich einen Wettlauf um Einflusszonen in der Arktis. „Das klimabedingte Abschmelzen des Meereises, die damit einhergehende Öffnung arktischer Seewege und die sich verschärfende Großmachtrivalität haben die Wahrnehmung des Nordpolargebiets verändert“, sagt Paul.

    Grönland und Trump

    Die Annexionspläne von US-Präsident Donald Trump werden on den Einwohnern Grönlands überwiegend klar abgelehnt. In der Hauptstadt Nuuk zogen Bürger in einem Protestmarsch unter dem Motto „Grönland gehört dem grönländischen Volk“ vor das US-Konsulat.
    © DPA Images | Christian Klindt Soelbeck

    Der russische Präsident Wladimir Putin macht aus seinen Ambitionen gar keinen Hehl. Die Besitzansprüche Trumps auf Grönland nimmt der Kremlherrscher ohne Aufregung zur Kenntnis, das müssten beide bilateral klären – die Insel ist ja militärisch ohnehin schon in US-Hand und gehört zum Nato-Mitglied Dänemark. Trump meine es ernst, er wolle die geopolitischen, militärisch-politischen und wirtschaftlichen Interessen in der Arktis forcieren, erklärte Putin diese Woche in Murmanskwo Russland einen Teil seiner atombewaffneten U-Boot-Flotte stationiert hat.

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    Putin will Truppen in der Arktis verstärken

    Das nimmt Putin zum Anlass, seinerseits die russische Präsenz im eisigen Norden zu verstärken: „Die Zahl der Soldaten hier wird wachsen“, kündigte er an. Russland müsse den Bau und die Renovierung von Garnisonsstädten in der Polarzone vorantreiben. Putin beklagt, dass Nato-Staaten „den fernen Norden immer mehr als Brückenkopf für mögliche Konflikte betrachten“– auch die neuen Nato-Mitglieder Finnland und Schweden, mit denen es bis vor kurzem keine Probleme gegeben habe.

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    Dabei treibt Moskau seit Jahren seine militärische Stellung in der Arktis mit einer Reihe neuer Tiefwasserhäfen und Radarstationen voran. Nato-Militärs machen vor allem die russischen U-Boote Sorgen, die mit Atomwaffen bestückt unter der Eisdecke unbeobachtet unterwegs sind. Ein Manöver, bei dem drei dieser U-Boote in der Nähe von Franz-Josef-Land östlich von Spitzbergen das 1,5 Meter dicke Eis durchbrachen, verfolgte Putin per Videoschalte persönlich. Das Signal war klar: Russische Raketen können von der Arktis aus die Ostküste der USA und die Hauptstadt Washington erreichen.

    G20 Gipfel Osaka 2019.

    US-Präsident Donald Trump (rechts) und der russische Präsident Wladimir Putin ringen um Einflusszonen in der Arktis.
    © picture alliance / TheKremlinMoscow-SvenSimon | The Kremlin Moscow

    Aber auch China engagiert sich seit langem in der Arktis, Präsident Xi Jinping will sein Land zur „polaren Großmacht“ entwickeln. Im vergangenen Sommer ließ Peking demonstrativ drei schwere Eisbrecher durch das Nordpolarmeer fahren, um Präsenz zu zeigen, während fast zeitgleich chinesische und russische Langstreckenbomber die Region überflogen. Das nährt Befürchtungen in Washington, eines Tages könnten Russland und China den Zugang zu den arktischen Seewegen kontrollieren. Die strategische Herausforderung sehen inzwischen auch die Europäer, auch wenn sie Trumps Pläne für eine Annexion Grönlands vehement ablehnen.

    Europäer planen Truppenpräsenz auf Grönland

    Europäische Nato-Staaten verfolgen deshalb den Plan einer gemeinsamen Truppenstationierung auf Grönland. Das „arktische Kommando“ unter Führung eines US-Generals könnte so die Sicherheitsinteressen schützen, ohne Grönlands völkerrechtlichen Status zu verletzen. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat den Plan mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien schon besprochen, ein Nato-Gipfel im Juni könnte den Weg frei machen. Die Grönländer selbst sendeten zeitgleich zum Vance-Besuch ein besonderes Signal: Der neue Regierungschef Jens-Frederik Nielsen unterzeichnete mit den Spitzen von drei weiteren Parteien den Vertrag für eine ungewöhnlich breit aufgestellte Regierungskoalition. Die Grönländer stünden unter Druck, sagte Nielsen, sie müssten jetzt zusammenhalten.

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